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# taz.de -- China baut eigenen Mittelstreckenflieger: Kampf dem Duopol
> Konkurrenz für Airbus und Boeing: Chinas Flugzeugbauer Comac hat seinen
> ersten Mittelstreckenflieger vorgestellt.
Bild: Feierliche Präsentation am Montag in Schanghai: Die Entwicklung von Mitt…
BEJING taz | Chinesen können Hochgeschwindigkeitszüge bauen, Superrechner
entwickeln und eine Mondlandung ist ihnen auch schon gelungen. Nur beim Bau
von Passagierflugzeugen hat sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt
bislang schwer getan.
Das ändert sich derzeit. China hat am Montag in Schanghai seinen ersten
Mittelstreckenflieger aus rein chinesischer Fabrikation präsentiert. Die
C919 des chinesischen Staatskonzerns Comac soll Firmenangaben zufolge eine
Reichweite von bis zu 5.500 Kilometern haben. In der Maschine können bis zu
170 Passagiere Platz nehmen.
Der erste Testflug findet laut Comac voraussichtlich Anfang nächsten Jahres
statt. Einige chinesische Staatsmedien befürchten jedoch, der erste Flug
könnte sich auch bis 2017 verschieben.
Comac-Chef Jin Zhuanglog sprach am Montag von einem „bedeutenden
Meilenstein“ für Chinas Flugzeugindustrie. Comac hofft, ab 2018 mit der
C919 in Konkurrenz zum Airbus A320 und zur Boeing 737 in Serienproduktion
gehen zu können. Angeblich soll es für dieses Flugzeug bereits über 500
Bestellungen geben, die meisten von chinesischen Fluggesellschaften.
## Nur zwei Hersteller weltweit
Technologisch und ökonomisch ist die Entwicklung von Mittelstrecken- und
Großraumflugzeugen ein gewaltiges Unterfangen und durchaus vergleichbar mit
einer Mondlandung. Bis zu zehn Milliarden Euro kostet die Entwicklung eines
modernen Großraumflugzeugs. Private Geldgeber finden sich für so hohe
Entwicklungskosten nur selten. Nur mit staatlicher Hilfe großer
Volkswirtschaften lassen sich diese hohen Kosten stemmen.
Auch wenn es in der Geschichte der zivilen Luftfahrt immer wieder Versuche
auch kleinerer Länder gab, eine eigene zivile Flugzeugindustrie aufzubauen,
sind in den vergangenen knapp 20 Jahren nur zwei Bauer für Mittelstrecken-
und Großraumflugzeuge übrig geblieben: Boeing in den USA und EADS mit dem
Airbus in der Europäischen Union.
In Russland haben sich die diversen russischen Flugzeugbauer
zusammengeschlossen und arbeiten zwar an neuen Typen. Wegen der
Wirtschaftskrise stockt die Entwicklung momentan jedoch. Brasilien mit dem
Anbieter Embraer und Kanada mit Bombardier haben es immerhin geschafft,
sich auf dem Markt für Regionaljets für bis zu 130 Passagiere zu behaupten.
## Großer Eigenbedarf an Flugzeugen
Chinas Führung hatte sich vor zehn Jahren zum Ziel gesetzt, mit der
Entwicklung eigener Maschinen dem Duopol Airbus und Boeing Konkurrenz zu
machen. Anfangs wurden die Chinesen noch belächelt. Doch über geschickte
Verhandlungen gelang es Peking, sowohl Airbus als auch Boeing zu
verpflichten, mit Endmontagefabriken in der ostchinesischen Hafenstadt
Tianjin eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Flugzeugbauer Comac
einzugehen.
An dieser Zusammenarbeit verdient das Duopol kräftig mit. Die Volksrepublik
ist seit Jahren der am schnellsten wachsende Markt der zivilen
Flugzeugindustrie. Allein 2013 verkaufte Airbus an die Chinesen 133
Passagierflugzeuge, Boeing sogar 143. Über diese Kooperationen konnten die
Chinesen aber zugleich sehr viel technisches Wissen von Airbus und Boeing
abgreifen. In weniger als nur einem Jahrzehnt hat Comac einen
Entwicklungsschub vollzogen, für den Airbus und Boeing Jahrzehnte
benötigten.
Doch nicht nur technisch versprechen die künftigen Comac-Maschinen, mit der
westlichen Konkurrenz mithalten zu können. Preislich dürften die
chinesischen Maschinen sogar günstiger sein. Genaue Preise sind noch nicht
bekannt. Der bereits von Comac entwickelte Regionaljet ARJ-21 liegt aber
rund zehn Prozent unter dem Preis einer vergleichbaren Maschine von
Bombardier.
Chinas Vorteil: Der Eigenbedarf ist gigantisch. Und so wie bei europäischen
Fluggesellschaften Maschinen von Airbus dominieren und die
US-Fluggesellschaften Boeings bevorzugen, ist davon auszugehen, dass die
chinesische Führung ihre Fluggesellschaften künftig dazu verpflichten wird,
Comac-Maschinen abzunehmen. Die meisten von ihnen befinden sich ohnehin in
staatlicher Hand.
2 Nov 2015
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Airbus
Boeing
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