# taz.de -- Geschäftsmodell Studentenwohnheim | |
> Luxus II Die günstigen Wohnheime der Studentenwerke sind oft überfüllt. | |
> Wer dort keinen Platz findet und es sich leisten kann, kommt bei einem | |
> privaten Anbieter unter. Die Investoren mehren sich | |
Die Konkurrenz um günstige Wohnheime wird härter: In vielen Städten melden | |
die Hochschulen zum Semesterstart neue Studentenrekorde. Dass sich das auch | |
auf den Wohnungsmarkt auswirkt, hat Domenik Prozeller erfahren müssen. 490 | |
Euro zahlt er für ein Wohnheimszimmer in Köln. Der Betreiber ist ein | |
Privatinvestor. | |
Das staatlich geförderte Studentenwerk kann den Bedarf der Kölner | |
Studierenden schon lang nicht mehr decken: Auf 83.000 Studenten kommen | |
5.879 Wohnheimplätze. Die reichen gerade mal für 7 Prozent. Als | |
Chemie-Student Prozeller für seinen Master nach Köln zog, wollte er schnell | |
eine Bleibe haben. Der 24-Jährige entschied sich für ein Apartment der | |
Firma Smartments. Das Wohnheim liegt in unmittelbarer Nähe der Hochschule. | |
„Prinzipiell hätte ich gerne ein vom Studentenwerk gefördertes Apartment | |
bezogen.“ | |
Wohnheime von Smartments gibt es neben Köln auch in Berlin, Darmstadt, | |
Mainz, Frankfurt und Hamburg. 779 Apartmentplätze bietet der Betreiber | |
derzeit an, laut eigenen Angaben sind alle Plätze belegt. Nicht alle | |
Wohnheime sind schon eröffnet. Für sie gibt es aber schon Wartelisten. | |
Angeboten werden Ein- bis Dreizimmerapartments, die Mieten liegen zwischen | |
412 und 510 Euro für 18 bis 20 Quadratmeter. Dafür gibt es eine | |
Standardausstattung mit Bett, Schreibtisch und Küchenzeile. Die Miete soll | |
laut Smartments nicht mehr als 100 Euro teurer sein als ein vergleichbares | |
WG-Zimmer in der Stadt. | |
Von Luxusapartments möchte Stefan Brauckmann vom Smartments-Betreiber GBI | |
AG nicht reden. „Das ist das falsche Wort sowohl beim Preis als auch bei | |
dem, was man geboten bekommt.“ Der Leiter der Abteilung Research und | |
Analyse betont, dass die Miete bei genauer Hinsicht gar nicht so hoch sei. | |
Immerhin sei das Zimmer voll möbliert, Internet, Strom, Heizung und | |
Fernsehanschluss seien in der Miete enthalten. | |
Als Konkurrenz zum klassischen Studierendenwerk sieht Smartments sich | |
nicht. Ihre Bewohner seien in der Regel nur für kurze Zeit in der Stadt. | |
Praktikanten, Promovierende oder auch Erasmus-Studenten. „Bei uns wohnen | |
auch Bafög-Empfänger, wir richten unser Angebot aber an ein anderes | |
Publikum.“ | |
Ein Drittel der StudentInnen ist heute auf Bafög angewiesen. Bundesweit | |
reichen die staatlich geförderten Wohnheimplätze der Studierendenwerke aber | |
gerade mal für jeden zehnten Studenten. In diese Lücke drängen private | |
Investoren. Neben dem Smartments-Betreiber GBI AG bieten auch die | |
Frankfurter Youniq AG oder die Realkontor Gruppe Studentenwohnheime. Doch | |
warum ist jemand bereit, einen so hohen Preis zu zahlen? | |
298 Euro gibt der durchschnittliche Studierende im Monat für seine Miete | |
aus. Chemie-Student Prozeller kann mit den 490 Euro, die er zahlt, leben: | |
„Für studentische Verhältnisse ist das Apartment durchaus teuer, auch wenn | |
es möbliert ist.“ Andererseits schätzt Prozeller die direkte Erreichbarkeit | |
des Vermieters und die Ausstattung. Die Wohnung bei Smartments finanziert | |
er durch zwei Jobs an der Uni sowie einem Stipendium. Das kann oder will | |
sich auch künftig nicht jeder leisten. | |
So sieht es jedenfalls Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des | |
Deutschen Studentenwerks: „Private Anbieter bedienen nur ein bestimmtes | |
Segment. Bei uns liegt die Durchschnittsmiete bei 230 Euro.“ In Smartments | |
& Co sieht er keine Konkurrenz. Den Investoren kann er etwas Gutes | |
abgewinnen: „Wir begrüßen jede Initiative, die den angespannten | |
Wohnungsmarkt entlastet.“ Dafür müssten aber auch mehr Bundesmittel für | |
bezahlbaren Wohnraum sorgen. Ansonsten bleibt günstiger Wohnraum umkämpft. | |
Imre Balzer | |
21 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Imre Balzer | |
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