# taz.de -- Ein Wischmopp für Shell: Putzen auf dem Packeis | |
> Arktis Greenpeace protestiert kreativ gegen Shell. Die Bohrungen im | |
> Eismeer sind gefährlich | |
BERLIN taz | Über 500 Quadratmeter alter, fleckiger Stoff liegen auf dem | |
Boden. Auf den aneinandergenähten Fetzen steht „Shell raus aus der Arktis“ | |
und „Rettet die Eisbären“. An Nähmaschinen sitzen junge Menschen und füg… | |
weitere Stoffstücke an das riesige Tuch. Die Fotos auf der Homepage von | |
Greenpeace Deutschland zeigen, wie am größten Putzlappen der Welt | |
gearbeitet wird. „Und wenn Shells Pläne schiefgehen, werden wir den auch | |
brauchen“, sagen die Umweltschützer. | |
Mit dieser Aktion protestiert Greenpeace gegen die Suche der Bohrinsel | |
„Polar Pioneer“ in der arktischen Tschuktschensee nach Öl. Die Erkundung | |
war von der US-Regierung vergangene Woche genehmigt worden. In der Arktis | |
werden etwa 13 Prozent des noch weltweit erreichbaren Erdöls vermutet. Beim | |
aktuellen Ölpreis von 40 Dollar pro Barrel würde sich die Förderung | |
allerdings nicht lohnen. Shell schätzt, dass sie ab einem Preis von 55 | |
Dollar lukrativ sei. | |
Larissa Beumer von Greenpeace glaubt, dass die Arktis durch Shells | |
Aktivitäten ernsthaft gefährdet ist. Ein Ölunfall im Eismeer wäre viel | |
schwieriger zu beseitigen als in wärmeren Regionen. Im schlimmsten Fall | |
könne das Öl monatelang unter den Eisplatten ausströmen. | |
Es handelt sich nicht um Shells ersten Vorstoß in die Arktis. 2012 | |
strandete eine Erkundungsplattform, ohne Öl zu verlieren. Dennoch hält | |
Beumer die Ölförderung in diesen Breiten für unverantwortlich. Bei diesen | |
extremen Bedingungen habe man einen Notfall nicht unter Kontrolle. Und dass | |
so ein Unglück eintritt, ist nicht unwahrscheinlich. Das Bureau of Ocean | |
Energy Management, eine Abteilung des US-Innenministeriums, schätzt das | |
Risiko für ein schweres Unglück auf 75 Prozent ein. „Warum die US-Regierung | |
die Bohrungen dennoch genehmigt hat, können wir uns nicht erklären.“ | |
Shell selbst hält einen Zwischenfall jedoch für unwahrscheinlich. „Wir | |
arbeiten im Sommer und in flachen, offenen Gewässern mit wenig Druck“, sagt | |
Sprecherin Cornelia Wolber. Dies verringere das Risiko deutlich. Selbst | |
wenn etwas passieren sollte, so Shell, wäre man mit Einsatzschiffen und | |
Flugzeugen bereit, innerhalb einer Stunde Notfallausrüstung zur 120 | |
Kilometer vor der Küste liegenden Plattform zu bringen. | |
„Falls es zu einem Unfall kommt, ist Shell mit unserem Lappen ja | |
vorbereitet“, sagt Larissa Beumer ironisch. Bei Greenpeace überlege man | |
derzeit, wie und wann er an den Konzern übergeben werde. Aber vorher, so | |
die Umweltschützer, müsse der Lappen wachsen. Bis zum 31. August können | |
Putzlappen noch an Greenpeace gesendet werden. Die Adresse findet sich auf | |
der Homepage. | |
Dominik Schneider | |
27 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominik Schneider | |
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