# taz.de -- heute in Bremen: „Es galt als unchristlich“ | |
> Führung Das Focke Museum lädt zu einem Rundgang über den Riensberger | |
> Friedhof ein | |
taz: Frau Niehuis, warum geben Sie eine Führung durch den Riensberger | |
Friedhof? | |
Judith Niehuis: Der Friedhof hängt mit dem Focke Museum zusammen. Der | |
Friedhof und das Areal, wo heute das Museum steht, gehörten früher beide | |
der Familie von Post. Auf dem Friedhof liegen viele berühmte Bremer wie | |
Wilhelm Kaisen oder Johann Höpken begraben, von denen wir Exponate im | |
Museum haben. Die neogotischen oder klassizistischen Gräber und Mausoleen | |
sind aus kunsthistorischer Sicht ebenfalls spannend. | |
Warum stehen so viele Mausoleen auf dem Friedhof? | |
Das liegt an der Lage: In Schwachhausen lebten eher Familien der | |
Oberschicht, die sich solche Bauten leisten konnten. Auf dem Friedhof | |
wurden aber Anwohner aller Schichten beigesetzt. Zeitgleich mit dem | |
Riensberger Friedhof wurde 1875 der Waller Friedhof eröffnet. Die | |
Wohnverhältnisse ergaben, dass danach Menschen aus kaufmännischen Schichten | |
eher in Riensberg und Arbeiter eher in Walle begraben wurden. | |
Auf dem Gelände steht ein Krematorium. Wird das heute noch genutzt? | |
Bis 1988 wurde das Krematorium genutzt. Danach waren die Anlagen veraltet. | |
Daher wurde das Gebäude 2002 zu einem Kolumbarium umgestaltet – ein Ort um | |
Urnen aufzubewahren. Erbaut wurde das Krematorium 1907 und war eines der | |
ersten seiner Art in Norddeutschland. | |
Widersprach das Einäschern damals nicht der christlichen Ethik? | |
Nach der Christianisierung Bremens verbot Karl der Große Feuerbestattungen. | |
Seitdem galten diese in der Bevölkerung als unchristlich. Zu Beginn sorgte | |
das Krematorium daher für Aufsehen. Begründet wurde das Einäschern dann mit | |
hygienischen Argumenten, so dass sich die Idee durchsetzte. | |
Ist heute auf dem Friedhof noch Platz? | |
In der Urne ist das nicht viel schwieriger als auf anderen Friedhöfen. Bei | |
Erdbegräbnissen sieht das anders aus. Aufgrund des lehmigen Bodens verwesen | |
die Leichenteile nur sehr langsam. Daher sind Erdbestattungen nur noch auf | |
dem trocken gelegten Bereich um den See möglich. Dort einen der wenigen | |
begehrten Plätze zu bekommen, ist recht schwierig. | |
Interview: Thomas Kreutz | |
15 Uhr, Focke Museum, Schwachhauser Heerstr. 240 | |
11 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Thomas Kreutz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |