| # taz.de -- Freiraum Seit 2006 können tazlerInnen in den taz-Blogs grenzenlos … | |
| Bild: Bloggen bis die Finger bluten: tazler bei der Schreibarbeit | |
| von Mathias Bröckers | |
| Die Blogs auf taz.de waren 2006 Vorreiter beim Ausbau der Webpräsenz der | |
| tageszeitung. Noch bevor sich die Online-Redaktion täglich darum kümmerte, | |
| die Inhalte der gedruckten Zeitung für das Internet aufzubereiten, war mit | |
| den taz-Blogs eine Plattform geschaffen worden, auf der Autoren und Freunde | |
| der taz aktuell und exklusiv für das Netz publizieren konnten. Ohne | |
| Redaktionsschluss und ohne Zeilenbegrenzung – für permanent von der Uhrzeit | |
| und Platzmangel gequälte Tageszeitungsmenschen eigentlich paradiesische | |
| Zustände. | |
| Doch dass die neue Blog-Plattform nun von den taz-RedakteurInnen quasi | |
| gestürmt wurde, weil sie endlich all das, was an Recherchematerial nicht | |
| mehr in ihre Artikel passte, was als kleine Meldung aus ihrem Fachgebiet zu | |
| speziell war, um gedruckt zu werden, oder was ihnen nebenher und sonst so | |
| einfiel – dieser Ansturm blieb aus. | |
| Der Graben zwischen Print und Digital, zwischen Holzzeitung und Internet, | |
| existierte damals auch in der für Grenzüberschreitungen eigentlich stets | |
| offenen taz. „Bloggen“, das schien für die Damen und Herren Redakteure im | |
| Haus damals irgendwie noch in den Bereich des Unanständigen zu fallen, | |
| etwas, das eher mit Hobbyismus als mit Publizistik zu tun hatte, und wenn | |
| mit Journalismus, dann mit einem zweiter oder dritter Klasse. | |
| Dass eine Nachricht und eine Meinung, die schwarz auf weißes Papier | |
| gedruckt wird, irgendwie wertiger, wirkungsvoller und „wahrer“ sei als | |
| eine, die digital erscheint, vor diesem frommen Glauben, der vor einem | |
| Jahrzehnt noch die gesamte Branche beherrschte, war auch das etwas andere | |
| Medienhaus in der Rudi-Dutschke-Straße nicht gefeit. Zumindest für eine | |
| Weile, denn bald registrierten auch die Redaktionen, dass „digitale | |
| Reichweite“ ein Faktor ist und mancher Blog durchaus so viele Leser | |
| erreicht wie ein Artikel in der Zeitung. | |
| Deshalb sind auf den taz-Blogs mittlerweile auch Redakteure vertreten | |
| (Dominic Johnson mit „Kongo-Echo“), Korrespondenten wie Karim El-Gawhari | |
| mit „Arabesken“ aus Kairo oder das „Latinorama“, in dem Gerhard Dilger … | |
| Kollegen aus Lateinamerika berichten. | |
| Dass der langjährige taz-Autor und -Aushilfshausmeister Helmut Höge gleich | |
| von Beginn an bloggte, ist indes kein Wunder – seine Artikel für die | |
| Printausgabe überragen die vorgesehene Zeilenlänge oft um ein Vielfaches. | |
| Im Blog hingegen muss nie gekürzt werden, weshalb Höge dann eben dort seine | |
| „langen Riemen“ (gefühlte Scrolllänge 1,50 Meter) platziert, etwa über | |
| „Anommatoptera hoegei“, die Gespenstschrecke. | |
| Über das tägliche Fressen und Gefressenwerden in den Sümpfen und Wüsten der | |
| Welt bloggen die „Lesebühne“-Autoren Heiko Werning (Reptilienforscher) und | |
| Jakob Hein (Kinderpsychiater), Hans Cousto klärt in der „Drogerie“ über d… | |
| legalen und illegalen Highs & Downs auf. Im Blog „Monarchie & Alltag“ | |
| serviert Christian Ihle regelmäßig aktuelle popkulturelle Betrachtungen und | |
| Musik auf die Ohren gibt’s vom Ex-tazler und Radiomann Detlef Berentzen | |
| als Blogger „Dr. Feelgood“. | |
| Mathias Bröckers, Kulturredakteur von 1980 bis 1991, berät die taz bei | |
| ihrer digitalen Entwicklung und ist seit 2006 Blogwart der taz.Blogs auf | |
| taz.de | |
| 1 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Mathias Bröckers | |
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