# taz.de -- „Die Angst vor der Geburt nimmt zu“ | |
> Einschätzung Hebamme Brunhild Rataj hält wenig von zusätzlichen | |
> Untersuchungen. Meist sei das ein Wunsch der Schwangeren | |
taz: Frau Rataj, ein Großteil der Schwangeren lässt zusätzliche | |
Vorsorgeuntersuchungen durchführen, die in den Richtlinien nicht vorgesehen | |
sind. Warum bieten die Frauenärzte das an? | |
Brunhild Rataj: Nach meiner Erfahrung sind es weniger die Ärzte, die das | |
vorschlagen. Vielmehr fragen die Schwangeren diese Leistungen vermehrt | |
nach. Wir führen die Untersuchungen nur durch, wenn die Frauen das | |
unbedingt möchten. Und das sind einige. Nach meiner Einschätzung nehmen die | |
Frauen im Schnitt zwei zusätzliche Ultraschalluntersuchungen in Anspruch. | |
Warum werden diese Zusatzuntersuchungen von schwangeren Frauen immer | |
stärker nachgefragt, wenn sie doch eigentlich nicht notwendig sind? | |
Einerseits liegt das daran, dass Schwangerschaften wesentlich früher | |
erkannt werden. Schon in den ersten Wochen kommen die Frauen regelmäßig. | |
Anderseits werden die Mütter immer unsicherer. Das liegt auch am Internet. | |
Sobald die Schwangerschaft festgestellt wird, fangen sie an zu googeln und | |
wollen dann möglichst jede Untersuchung, die dort als hilfreich dargestellt | |
wird. Bei Beratungsterminen mit mir herrscht oft große Enttäuschung, dass | |
der Arzt nicht noch einmal alles durchcheckt. | |
Werden diese zusätzlichen Leistungen von der Kassegezahlt? | |
In den meisten Fällen nicht. Wenn Frauen diese zusätzlichen Tests unbedingt | |
wollen, müssen sie das in der Regel selbst bezahlen. | |
Kritiker fürchten, dass Schwangere durch die zahlreichen | |
Zusatzuntersuchungen pathologisiert werden. Teilen Sie diese Sorge? | |
Definitiv. Ich stelle oft fest, dass die Frauen mit jeder zusätzlichen | |
Untersuchung unsicherer werden. Die Angst vor der Geburt nimmt zu. Ich | |
versuche ihnen dann zu sagen, dass sie sich auf ihr Körpergefühl verlassen | |
sollen und dass eine Geburt etwas ganz Natürliches ist. Der Versuch, | |
werdende Mütter zu entpathologisieren, scheitert aber oft an den | |
Schwangeren selbst. | |
Interview: Josephine Schulz | |
28 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Josephine Schulz | |
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