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# taz.de -- Liebeserklärung: Wildbad Kreuth
> Seit Jahr und Tag verklausuliert sich die CSU in ihrem Stammsitz. Das ist
> jetzt vorbei. Wie tragisch
Nur wenigen Orten haftet hierzulande etwas wahrhaft Magisches an. Wildbad
Kreuth ist so ein Ort. Oder vielmehr, er war es.
Denn nun muss sich die CSU von dem Tagungshotel in dem ehemaligen Kurort
trennen, den sie mit ihrer jährlichen Klausurtagung erst berühmt gemacht
hat. Die parteinahe Hanns-Seidel-Stiftung kann die Mieterhöhung nicht
stemmen.
Boshafte Anspielungen auf die Ironie des Schicksals einer Partei, die sich
lange gegen die Einführung einer Mietpreisbremse gestemmt hat, verbieten
sich an dieser Stelle (es gab sie zur Genüge). Denn es ist an der Zeit,
diesen Ort als das zu würdigen, was er war: Austragungsort historischer
Ereignisse.
Hier verkündete die CSU 1976 unter Franz Josef Strauß den sogenannten
Trennungsbeschluss, um der CDU in ganz Deutschland Konkurrenz zu machen.
Ein Vorhaben, das sie bereits wenige Wochen später kleinlaut wieder
aufgeben musste. Doch das Brüllen des bayerischen Löwen hatte ein Echo
erzeugt, das bis heute über Täler und Autobahnen des ganzen Landes hallt.
Hier sicherte die Partei ihrem Landesvater Edmund Stoiber im Januar 2007
ewige Treue zu. Nur um in den Hinterzimmern bereits den Vatermord
auszukungeln, der nur einen Tag später bekannt gegeben wurde. In einer
De-facto-Monarchie wie der CSU vollzieht sich ein Herrscherwechsel
zwangsläufig mit Gewalt. Die aufragenden Felswände der umliegenden Alpen
verliehen dem Drama die angemessen pathetische Szenerie.
Zuletzt, so sagt man, habe es den Gästezimmern an Komfort gemangelt. Doch
im Ballsaal und im Teesalon verströmt das einstige Sanatorium noch immer
eine zauberberghafte Weltläufigkeit.
Sie wird den Politikern fehlen, die sich sonst vor allem mit Bierkrügen,
Gamsbärten und Stammtischdiskursen umgeben. Goodbye, phantasmagorisches
Wildbad! Tobias Krone
18 Jul 2015
## AUTOREN
Tobias Krone
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