# taz.de -- Das Müttermanifest | |
> Initiative Abgeordnete aus dem Bundestag wollen ihre Arbeitswelt | |
> familienfreundlicher machen | |
BERLIN taz | Kristina Schröder und Katja Kipping sind bekannt für konträre | |
Positionen. Doch nun werben die frühere Bundesfamilienministerin (CDU) und | |
die Linkspartei-Chefin für ein gemeinsames politisches Projekt. Beide sind | |
Abgeordnete, Mütter – und der Ansicht: „Die Politik sollte nicht länger n… | |
Familienfreundlichkeit von den anderen fordern, sondern aktiv werden. Zum | |
Beispiel gegen „zu viele Sitzungen und Veranstaltungen zu | |
familienunfreundlichen Zeiten“. | |
So steht es in einem Manifest, das Schröder und Kipping gemeinsam mit | |
Abgeordneten von SPD und Grünen erarbeitet haben. Natürlich nicht nach | |
Feierabend, sondern in der Mittagspause. Väter aus dem Bundestag hatte man | |
zunächst bewusst nicht eingebunden. „Da hätten wir ja gleich alle | |
Abgeordneten einladen können“, sagt die Grünen-Abgeordnete Franziska | |
Brantner. Wenn sich ein „engagierter Vater“ melde, sei er aber willkommen. | |
Tatsächlich sitzen viele Abgeordnete mit Kindern im Bundestag. Doch das | |
Familienleben der Parlamentarier war lange kein Thema. Schließlich waren es | |
früher meist Männer, um deren Kinder sich eher die Ehefrauen im Wahlkreis | |
kümmerten. Inzwischen werden jedoch zunehmend junge Frauen und Mütter ins | |
Parlament gewählt. | |
Vier von ihnen stellten am Mittwoch einen Forderungskatalog vor. Die | |
Politikerinnen verlangen eine bessere Infrastruktur: etwa ein Spielzimmer | |
mit flexibel buchbarer Kinderbetreuung oder einen Stillraum im Reichstag. | |
Sie fordern zwar kein Elterngeld für Abgeordnete, aber eine Regelung, die | |
den Volksvertretern im ersten Lebensjahr des Kindes mehr Freiraum lässt. | |
Abgeordnete sollen ihren Nachwuchs zudem zu Abstimmungen in den Plenarsaal | |
mitnehmen dürfen. | |
Letztlich geht es den Initiatorinnen um Grundsätzliches. Sie werben um | |
Unterschriften für eine Selbstverpflichtung des Politikbetriebs auf einen | |
politikfreien Sonntag – und auf eine neue Arbeitskultur. Die | |
Selbstverpflichtung enthält die Zusage, „selbst grundsätzlich keine | |
Sitzungen auf den Sonntag“ zu legen. Bei Terminen nehme man auf | |
Familienbelange „besondere Rücksicht“. Damit wollten die Initiatorinnen den | |
„Rechtfertigungszwang“ verschieben, sagt Katja Kipping. Von den Eltern auf | |
jene, die ein Treffen auf den Abend oder den Sonntag legen. | |
Als einer der Ersten unterzeichnete CDU-Generalsekretär Peter Tauber die | |
Selbstverpflichtung. „Ich unterstütze das“, twitterte er. Allerdings sei er | |
kinderlos und deshalb mit sich selbst „nicht so streng“. Astrid Geisler | |
3 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Astrid Geisler | |
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