# taz.de -- Alberto Acosta: Ecuadors linke Öko-Allzweckwaffe | |
> Ecuadors Energieminister gibt sein Amt auf: Er ist Spitzenkandidat der | |
> Regierungsliste bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung. | |
Bild: Seit 2006 Mitstreiter von Präsident Correa: Alberto Acosta | |
Als radikalökologischer Energieminister Ecuadors sorgte er für Aufsehen. | |
Bergbau- und Erdölkonzernen, aber auch Wachstumsfanatikern in der eigenen | |
Regierung war er ein Ärgernis. Nun soll er das politische Projekt des | |
linken, seit Januar amtierenden Präsidenten Rafael Correa zu einer | |
wichtigen Zwischenstation führen: Als Spitzenkandidat der Regierungsliste | |
tritt Alberto Acosta am 30. September zu den Wahlen für die | |
Verfassunggebende Versammlung Ecuadors an - sein Amt als Energieminister | |
hat er dafür aufgegeben. Eigentlich schien der 58-Jährige als Spross einer | |
weißen Oberschichtfamilie aus Quito eher für eine konventionelle Karriere | |
prädestiniert: Der Großvater und ein Onkel gehörten zum Führungspersonal | |
der Traditionsbank Pichincha. Doch bevor die Welle der lateinamerikanischen | |
Militärdiktaturen 1972 Ecuador erreichte, zog Alberto Acosta nach Köln. | |
Dort studierte er Wirtschaftswissenschaften und betätigte sich nebenher als | |
Fahrer, Übersetzer und ehrenamtlicher Vizekonsul. Er heiratete eine Tochter | |
des Botschafters und 1979, zum Ende des Militärregimes in seiner Heimat, | |
schloss er sein Aufbaustudium ab. | |
Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Akademiker, Energieconsultant und | |
Marketingchef der staatlichen Erdölfirma Petroecuador im Amazonasgebiet. | |
Damals war er noch ganz dem Fortschrittsglauben verpflichtet. Doch bald | |
lernte der Linksintellektuelle die Weltsicht der Ureinwohner kennen, und | |
bei den Parlamentswahlen 1997 trat er für die Indígena-Bewegung Pachakutik | |
an. Den gleichgesinnten Kollegen Rafael Correa lernte er in einem | |
alternativen Forschungszentrum kennen und schätzen. Seit 2006 gehört er zu | |
den engsten Mitstreitern Correas. Furore machte Acosta mit seiner Idee, auf | |
die Förderung reichhaltiger Ölvorkommen im Amazonas-Nationalpark Yasuní zu | |
verzichten. Im Gegenzug soll die internationale Gemeinschaft 350 Millionen | |
Dollar im Jahr aufbringen. Vor zwei Wochen startete der Präsident die | |
ungewöhnliche Klimaschutz-Kampagne. | |
Auch wenn sich Acostas Rückzug aus dem Energieministerium bereits in | |
steigenden Aktienkursen für Bergbaumultis niederschlug, einen Kurswechsel | |
bedeute das noch nicht, versichert er. Seine neue Aufgabe gehe auf eine | |
"kollektive politische Entscheidung" zurück. "Eine neue Verfassung ist | |
unverzichtbar, um den korrupten und autoritären Erdölstaat zu überwinden | |
und den Einstieg in ein Post-Erdöl-Zeitalter zu vollziehen", bekräftigt | |
Alberto Acosta: "Ich habe mich unserem politischen Projekt verschrieben | |
und, solange die Grundrichtung stimmt, bleibe ich dabei." | |
21 Jun 2007 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
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