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# taz.de -- Autoklimaanlagen: Heißes Gefecht um kühle Karren
> Ohne Klimaanlagen geht es nicht mehr. Nur: Wie umweltschädlich müssen die
> sein?
Bild: Gut gekühlt lässt es sich besser im Stau stehen
BERLIN taz Die Zeit drängt: Ab 2011 müssen Autoklimaanlagen
klimafreundlicher werden. Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass in neu auf
den Markt kommenden Fahrzeugmodellen ab dann nur noch Kältemittel mit einem
Treibhauspotenzial von höchstens 150 verwendet werden dürfen - damit trügen
sie noch 150-mal so viel zur Erderwärmung bei wie Kohlendioxid.
Weil die Autohersteller für die Entwicklung neuer Modelle drei bis vier
Jahre brauchen, müssen sie sich noch in diesem Jahr auf eine neue
Kühltechnologie einigen. Das wollten sie eigentlich auf einem
internationalem Symposium machen, das am heutigen Dienstag in Arizona,
Phoenix, beginnt. Davon ist nun nicht mehr die Rede. Von dem Termin wisse
man nichts, heißt es beim Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA).
Verzögerungstaktik zugunsten der Chemieindustrie, meinen die Umweltverbände
Greenpeace und Deutsche Umwelthilfe (DUH).
Autoklimaanlagen tragen derzeit doppelt zur globalen Erwärmung bei: Sie
erhöhen den Benzinverbrauch um bis zu 20 Prozent und sie arbeiten mit einem
Kältemittel, das die Atmosphäre 1.420-mal so stark aufheizt wie CO2. Es
handelt sich um Tetrafluorethan, das unter der Bezeichnung R134a im Handel
ist und technisch sehr günstige Eigenschaften hat: R134a ist ungiftig,
nicht brennbar und braucht wenig Druck.
Für das Kältemittel der Zukunft wünschen sich die Autohersteller dieselben
Eigenschaften. Es müsse "wirksam, sicher für den Kunden und beim Umgang in
den Werkstätten, global einsetzbar und wettbewerbsfähig zu produzieren"
sein, sagt VDA-Pressechef Eckehard Rotter. "Und umweltverträglich."
Die Umweltverbände meinen, dass es dieses Mittel längst gibt: Sie setzen
auf CO2-basierte Klimaanlagen. "CO2 hat logischerweise ein
Treibhauspotenzial von nur 1", sagt DUH-Klimaexpertin Eva Lauer. "Außerdem
lässt sich CO2, das bei Industrieprozessen entsteht, auf diese Weise
klimaneutral nutzen."
In den vergangenen zehn Jahren sind dreistellige Millionenbeträge in die
Entwicklung von CO2-Klimaanlagen geflossen. Zulieferer wie Obrist, Behr,
Bosch, Danfoss, Hutchinson, Ixetic haben Systeme entwickelt, die kleiner
und leichter sind als herkömmliche Klimaanlagen und in Luxusautos auch
schon eingesetzt werden. Sie hoffen, dass sich die Technologie jetzt auch
insgesamt durchsetzt. Testläufe mit verschiedenen Fahrzeugtypen haben
ergeben, dass CO2-Klimaanlagen bis zu 30 Prozent weniger Benzin
verbrauchen.
Trotzdem wollen sich die Autohersteller noch andere Optionen offenhalten -
und noch ein synthetisches Kältemittel auf Fluorchemiebasis abwarten, das
die Chemiefirmen Honeywell und Dupont gemeinsam entwickeln. Das nämlich
soll ebenfalls weniger Benzin benötigen - und vor allem mit der
herkömmlichen R134a-Technologie kompatibel sein, so dass sich die
Anfangskosten für die Automobilbauer minimierten.
Allerdings haben verschiedene Chemiefirmen schon erfolglos mit
synthetischen R134a-Nachfolgern experimentiert - meist waren sie zu leicht
entflammbar, möglicherweise auch giftig. Trotzdem werden Honeywell und
Dupont alles daran setzen, die verbleibende Zeit zu nutzen: Der Markt für
Pkw-Klimaanlagen macht in diesem Jahr rund 14,5 Milliarden US-Dollar aus.
16 Jul 2007
## AUTOREN
Beate Willms
## TAGS
Kältemittel
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