| # taz.de -- Dreigroschenoper: Denen man nichts beweisen kann | |
| > Die Melodie von "Mackie Messer" stammt gar nicht von Kurt Weill, sondern | |
| > von einem saarländischen Komponisten. Behauptet dessen Tochter. | |
| Bild: Mit "Mackie Messer" schmücken sich viele. Sogar Milva. | |
| "Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht", so beginnt | |
| der weltbekannte Song "Die Moritat von Mackie Messer" aus der | |
| Dreigroschenoper (1928). Das Stück war ein triumphaler Erfolg: Sowohl der | |
| Verfasser des Textes, Bertolt Brecht, als auch der Komponist Kurt Weill | |
| erlangten damit Weltruhm. Ein Erfolg, der nicht zuletzt der eingängigen | |
| Melodie des "Mackie Messer"-Songs geschuldet war. | |
| Die Behauptung, dass diese gar nicht aus der Feder Weills stamme, sondern | |
| aus der des inzwischen verstorbenen saarländischen Komponisten Albert | |
| Niklaus stellt jetzt dessen Tochter in den Raum. "1927 wurde von der Firma | |
| Bemberg, einer Berliner Seidenstrumpffabrik, ein Wettbewerb für eine | |
| Werbemelodie ausgeschrieben, und mein Vater hat sich noch als Student eine | |
| kleine Komposition dafür ausgedacht", erzählt die Sankt Ingberter Pianistin | |
| Angelika Bronnec geborene Niklaus. | |
| Ein Kommilitone habe den Text dazu gedichtet. Als ihr Vater zwei Jahre | |
| später in der Berliner Kroll-Oper mehr oder weniger zufällig die | |
| Dreigroschenoper gesehen habe, wollte er seinen Ohren nicht trauen. "Mein | |
| Vater erkannte seine Musik wieder", so Angelika Bronnec. | |
| Das Hauptthema seiner Werbemelodie sei im Weill-Song im Wesentlichen | |
| übernommen worden. "Später erfuhr mein Vater dann, dass der Vorsitzende der | |
| Jury, ein damals prominenter Opernsänger namens Richard Tauber, ein enger | |
| Vertrauter Kurt Weills war." | |
| Gegen den Diebstahl des geistigen Eigentums etwas zu unternehmen sei ihrem | |
| Vater jedoch nie in den Sinn gekommen. "Er verstand sich als Vertreter | |
| ernster Musik", erklärt die Tochter. Auch die Kosten eines möglichen | |
| Verfahrens schreckten Albert Niklaus davon ab, gegen den berühmten Kurt | |
| Weill rechtlich vorzugehen. | |
| "Mein Vater sagte immer: Ich bin froh, dass meine Melodie um die ganze Welt | |
| gegangen ist. Diese Tatsache ist mir Befriedigung genug." Dass Kurt Weill | |
| eine ihm bekannte Melodie übernommen haben könnte, hält auch der Karlsruher | |
| Brecht-Experte Jan Knopf für möglich. "Brecht und mit ihm auch Weill | |
| führten eine ganz neue Arbeitsweise ein. Es wurde viel zitiert, auch bei | |
| der Musik." | |
| Die Frage nach dem "Diebstahl geistigen Eigentums" ist also auch eine Frage | |
| des Standpunkts. Angelika Bronnec besitzt noch heute die Originalnoten des | |
| Werbesongs. Sie hat schon des Öfteren darüber nachgedacht, die Rechte für | |
| das Lied gerichtlich einzuklagen - schließlich sind die Noten Millionen | |
| wert. | |
| Der einzige Zeuge der Entstehung, der Texter Rudolph Kullmann, ist jedoch | |
| bereits verstorben. Auch gegen die einflussreiche, mittlerweile in den USA | |
| ansässige Familie Weill etwas zu erreichen, erscheint der Tochter des | |
| Komponisten eher aussichtslos. | |
| Und so bleibt der Song bei Brecht und Weill, denen "man nichts beweisen | |
| kann". | |
| 29 Jul 2007 | |
| ## AUTOREN | |
| Robert Ackermann | |
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| Italien | |
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