# taz.de -- Fußball-Magazine: "11 Freunde" geben nicht ab | |
> Die Konkurrenz kam, und sie ging. Zuletzt wurde "Rund" eingestellt. Doch | |
> das Original, das Fußball-Magazin "11 Freunde", ist erfolgreich wie nie. | |
Bild: Für die "11 Freunde" weiterhin das Westfalenstadion: der so "Signal-Idun… | |
An den aufgeräumten Schreibtischen könnte auch Schöner Wohnen entstehen. | |
Die Redaktionsräume im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg strahlen eine | |
kühle konzentrierte Atmosphäre aus. Auf den zweiten Blick zeigen | |
Kleinigkeiten dann doch, dass hier Fans am Werke sind. Die säuberlich | |
geordnete kleine Bibliothek der Fußballliteratur, der Celtic-Glasgow-Schal | |
am Fenster. Die leeren Bierkisten in der Teeküche. Hier wird eine gesunde | |
Mischung gelebt - aus Leidenschaft und Professionalität. | |
Es ist die Redaktion der 11 Freunde. Und sie hat gerade den nächsten Gegner | |
ausgespielt. Vor wenigen Tagen beendete das Konkurrenzblatt Rund erfolglos | |
die Suche nach einem neuen Verlag. Im Mai war der Olympia-Verlag, in dem | |
auch der kicker erscheint, abgesprungen. Die 11 Freunde jedoch sind | |
erfolgreich wie nie. | |
Im Geburtsjahr 2000 trugen die Gründer Philipp Köster und Reinaldo Coddou | |
H. das Magazin noch per Hand zu den Fans. Für die Statistik, die die 11 | |
Freunde ansonsten wenig interessiert: Im zweiten Quartal 2007 verkaufte es | |
sich 46.000 Mal. Das Sonderheft zur heute beginnenden neuen | |
Bundesligasaison schickt sich an, das bestverkaufte Heft der eigenen | |
Geschichte zu werden. | |
Der Erfolg saugte Konkurrenten an, 2005 drängten etwa das | |
Fußball-Lifestyle-Magazin Player und Rund auf den Markt. Player drehte | |
schon kurz nach der WM bei und verzichtete auf den Fußball im Heft. Jetzt | |
das Aus von Rund. Eine Auflage von 40.000 hatte der Olympia-Verlag | |
angepeilt - erreicht wurden 25.000. "Zu spitz" sei die Position der | |
Rund-Redaktion laut Olympia-Verlagsleiter Toni Schnell gewesen. Rund soll | |
online weitererscheinen. Fraglich, wie lange diese Scheinexistenz | |
funktioniert. | |
Aus Berlin betrachten die 11 Freunde das Ein- und Auswechseln der | |
Gegenspieler interessiert bis amüsiert. Das Gespräch mit den Redakteuren | |
Tim Jürgens, Jens Kirschneck und deren Chef Philipp Köster schwappt auf das | |
Fußballfeld, wahrnehmbar pochen ihre Fanherzen. Für sie ist, wie für die | |
Fans, der "Signal-Iduna-Park" in Dortmund immer noch das Westfalenstadion. | |
Diese skeptische Grundeinstellung gepaart mit der Liebe zum Spiel ist es, | |
die die Leser in die Kioske lotst. "Wir sind Kritiker und Nutznießer der | |
modernen Entwicklungen", bestätigt Köster. | |
Nicht nur in der Fanszene hat sich 11 Freunde einen Status geschaffen. | |
"Wenn ein Management einen Interviewwunsch verneint, kommt es schon mal | |
vor, dass der Spieler sagt: 'Ich will aber'", erzählt Kirschneck. | |
Tim Jürgens sieht den Kern des Erfolgs in den großen Reportagen. "Die | |
Themen sind im ersten Moment zwar nicht immer superspektakulär, aber dafür | |
gründlich recherchiert, wahrhaftig und immer inklusive Fanperspektive." Das | |
ist durchaus als Wink an die gescheiterte Konkurrenz von Rund zu verstehen. | |
Die präsentierte im Dezember 2006 eine Enthüllungsstory über Homosexualität | |
im deutschen Fußball - ohne jedoch auch nur einen nachprüfbaren Namen zu | |
nennen. | |
Den Anstoß zu den langen Geschichten gab den 11 Freunden indes nicht die | |
deutsche Konkurrenz. Im Sommer 2005 besuchten Redakteure der schwedischen | |
Fußballzeitschrift Offside Berlin und warfen ihr Blatt auf den Tisch, | |
vollgepackt mit langen Reportagen. "Wir dachten: Das wollen wir auch", | |
erinnert sich Köster. So hat internationales Scouting das Konzept | |
verfeinert - und lässt die 11 Freunde für den Moment praktisch | |
konkurrenzlos dastehen. | |
9 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Imort | |
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Gruner + Jahr | |
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