# taz.de -- Bildungspolitik: Lehrer gegen Einheitsabitur | |
> Die Union trommelt für einheitliche Prüfungen in Deutschlands Schulen. | |
> Die Gewerkschaft GEW fürchtet Gleichmacherei bei den Lehrplänen. | |
Bild: Lernen künftig alle das Gleiche? | |
BERLIN taz Die Forderungen nach einem bundeseinheitlichen Zentralabitur | |
werden zumindest aus den Reihen der Unions-Bildungsminister immer lauter. | |
Dem entsprechenden Vorstoss von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten | |
Günther Oettinger (CDU), in den Hauptfächern bundesweit einheitliche | |
Abiturprüfungen einzuführen, schlossen sich am Donnerstag auch | |
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und zahlreiche Bildungs- und | |
Kultusminister der unionsgeführten Länder an. | |
Der bayrische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) schlug bundesweit | |
einheitliche Abiturprüfungen in Mathe und Deutsch vor, die möglichst am | |
gleichen Tag geschrieben werden sollten. Die Leistungen der Schüler aus den | |
einzelnen Ländern ließen sich besser vergleichen, wenn alle die gleichen | |
Aufgaben lösen müssten. "Das ist echter Wettbewerbsföderalismus", sagte er. | |
Noch im August sollen sich die unionsgeführten Länder auf eine gemeinsame | |
Position verständigen und im Oktober die Kultusministerkonferenz über den | |
Vorschlag abstimmen. Für die Einführung des Zentralabis ist dabei ein | |
einstimmiger Beschluss notwendig. Die Bildungsgewerkschaft GEW hält nichts | |
von dem Vorschlag. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Marianne Demmer | |
findet es zudem "bemerkenswert, dass diejenigen, die sonst am lautesten den | |
Föderalismus verteidigen, jetzt eine Vereinheitlichung fordern." Sie | |
bezeichnet den Vorstoß Oettingers als Ablenkungsmanöver. Er solle sich | |
stattdessen zuerst um die Probleme, ausgelöst durch die Schulzeitverkürzung | |
im eigenen Land, kümmern, "bevor er ein neues Fass aufmacht". Sie sieht in | |
dem Vorschlag eine "Reaktion auf die Vorwürfe von Annette Schavan". | |
Die Bundesbildungsministerin hatte von den Ländern mehr gesamtstaatliche | |
Verantwortung eingefordert, um Abschlüsse in den Ländern vergleichbar zu | |
machen und die Mobilität der Bevölkerung zu erhöhen. Demmer hält ein | |
bundesweites Zentralabitur allerdings für unnötig, da die von der | |
Kultusministerkonferenz beschlossenen einheitlichen Prüfungsanforderungen | |
ausreichend seien, um zu vergleichbaren Schulabschlüssen in ganz | |
Deutschland zu kommen. Ein Zentralabitur habe "keine nennenswerten Effekte" | |
für die Vergleichbarkeit und Mobilität. Der Staatssekretär im | |
schleswig-holsteinischen Bildungsministerium Wolfgang Meyer-Hesemann sagte, | |
dass die SchülerInnen des Landes "den Vergleich mit den Süd-Ländern | |
überhaupt nicht scheuen müssen". Sein Land stünde einer Diskussion offen | |
gegenüber. Auch Hamburgs Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) | |
findet ein bundesweites Zentralabitur prüfenswert. Eine weitere Ausdehnung | |
über die Kernfächer sieht man in Hamburg allerdings kritisch, "da die | |
Gestaltungsfreiheit in der Oberstufe erhalten bleiben sollte". | |
Diese Kritik teilt auch die Bildungsgewerkschaft. Ohne eine | |
Vereinheitlichung der Lehrpläne sei das Zentralabitur gar nicht machbar, | |
sagt GEW-Vize Demmer. "Goethe als Abiturstoff lässt sich nicht mit Handke | |
vorbereiten", sagt sie und befürchtet, dass mit der Vereinheitlichung der | |
Prüfungen auch der Lehrstoff zunehmend der Gleiche wird. "Dadurch werden | |
die Lehrer in ihrer Gestaltungsfreiheit beschränkt." Sie verweist darauf, | |
dass bereits jetzt zwischen vielen Bundesländern freiwillige Abkommen | |
bestehen, die die Schulbildung in den Ländern vergleichbarer machen sollen. | |
So strebt Brandenburg an, ab dem Jahr 2010 ein gemeinsames Zentralabitur | |
mit Berlin in den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch | |
durchzuführen. Der brandenburgische Bildungsstaatssekretär Burkhard | |
Jungkamp sagte außerdem, ein bundesweites Zentralabi sei als "Fernziel | |
unter bestimmten Vorraussetzungen" vorstellbar. | |
Diese Kritik teilt auch die Bildungsgewerkschaft. Ohne eine | |
Vereinheitlichung der Lehrpläne sei das Zentralabitur gar nicht machbar, | |
sagt GEW-Vize Demmer. "Goethe als Abiturstoff lässt sich nicht mit Handke | |
vorbereiten", sagt sie und befürchtet, dass mit der Vereinheitlichung der | |
Prüfungen auch der Lehrstoff zunehmend der Gleiche wird. "Dadurch werden | |
die Lehrer in ihrer Gestaltungsfreiheit beschränkt." Sie verweist darauf, | |
dass bereits jetzt zwischen vielen Bundesländern freiwillige Abkommen | |
bestehen, die die Schulbildung in den Ländern vergleichbarer machen sollen. | |
So strebt Brandenburg an, ab dem Jahr 2010 ein gemeinsames Zentralabitur | |
mit Berlin in den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch | |
durchzuführen. Der brandenburgische Bildungsstaatssekretär Burkhard | |
Jungkamp sagte außerdem, ein bundesweites Zentralabi sei als "Fernziel | |
unter bestimmten Vorraussetzungen" vorstellbar. | |
9 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Andreas Bachmann | |
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