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# taz.de -- Legende: Elvis Sohn im Fahrstuhl
> Eddie Mesa gilt als Elvis der Philippinen. "The Singing Idol" war ein
> "Mestizo" mit Schweizer Wurzeln.
Bild: Neulich im Fahrstuhl ...
Vor ein paar Tagen habe ich im Fahrstuhl mit Elvis Sohn gestanden. Ja,
wirklich.
Das war bei einem Festival mit philippinischen Independent-Filmen. Durch
die sich schließenden Türen des Fahrstuhls, der uns zum Mittagessen bringen
soll, schlüpft im letzten Augenblick ein hochgewachsener Mann hinein. Ich
werde ihm vorgestellt, und als er hört, dass ich aus Deutschland komme,
fängt er gleich an zu erzählen: Sein Großvater sei aus der Schweiz auf die
Philippinen gekommen, darum sähe er auch so europäisch aus. Sein richtiger
Nachname sei "Eigenmann", "Mark Gil" - so war er mir vorgestellt worden -
bloß sein Künstlername.
Der Mann kam mir bekannt vor, und jetzt fällt mir auch ein, wieso: Ich habe
ihn gerade in einem der Festivalfilme gesehen. Ich frage meinen Begleiter,
und der ergänzt dessen Biografie. Mark Gil sei ein bekannter Schauspieler
aus einer Familie von artistas, wie Leinwandstars auf den Philippinen
heißen. Seine Mutter war Rosemarie Gil, in den 50er-Jahren eine beliebte
Schauspielerin. In zahlreichen Filmen trat sie im love team mit Eddie Mesa
auf, bevor sie ihn heiratete und mit ihm eine turbulente Ehe mit
zahlreichen Trennungen und Wiederversöhnungen führte, über die das
philippinische Publikum so gerne in den vielen Klatschblättern liest.
Eddie Mesa gilt als "der philippinische Elvis". Er war der Chef der
Trippers, einer "Combo", wie das in den Fifties auf den Philippinen hieß.
Diese Combos kamen damals unter dem Einfluss des amerikanischen Rock n Roll
in Manila auf. Sie hatten Vaseline-gestärkte Entenschwanzfrisuren wie ihre
amerikanischen Vorbilder und spielten Rock n Roll - wenn auch in einer
lokalisierten Version. Statt elektrischer Gitarren hatten sie akustische
Instrumente wie Ukulele, Bongos, Maracas und Bässe, die sie aus
Benzinkanistern bastelten. Die Combos trugen regelmäßig dramatische battles
of the bands aus und Namen wie The Celtics, The Technicolors und The
Electromaniacs. Erst unter dem Einfluss von Instrumentalbands wie den
Ventures und den Shadows elektrifizierten diese Bands Anfang der 60er-Jahre
ihr Equipment.
Die Trippers begleiteten Eddie Mesa, dessen bürgerlicher Name Eduardo
Eigenmann lautete, in seinen Filmen, die Titel wie "The Singing Idol"
hatten. Wie die Filme des Original-Elvis waren auch diese Filme in der
Regel alberne Teenie-Komödien und Halbstarkenfilme, die beim Publikum gut
ankamen. Heute ist Mesa Prediger in einer Sekte wiedergeborener Christen.
Eddie Mesa war übrigens nicht die einzige einheimische Version eines
Weltstars. In den 50er-Jahren, als "Mestizos" mit heller Haut als
Schönheitsidole galten, hatten viele US-Stars ihren philippinischen
Gegenspieler: Da gab es Bayani Casimiro, den philippinischen Fred Astaire,
Canuplin, den hiesigen Charlie Chaplin, und Diomedes Maturan, den lokalen
Perry Como. Amalia Fuentes galt als die philippinische Elizabeth Taylor,
Barbara Perez als Audrey Hepburn, Lou Salvador jr. als James Dean - und
Eddie Mesa war eben Elvis. Mit Sohn.
16 Aug 2007
## AUTOREN
Tilman Baumgärtel
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