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# taz.de -- Rudern: Acht Freunde müsst ihr sein
> In München wird um WM-Titel gerudert. Im Fokus: der Deutschlandachter.
> Neuling Florian Eichner kümmert sich um die Vermarktung der Crew.
Bild: Für jeden Ruderer wird eine elektronische Kraftkurve ermittelt
Man könnte meinen, man befinde sich auf der Homepage einer neuen
Trendsportart: Auf [1][deutschlandachter.de] findet sich Werbung für den
aktuellen Playboy, der leicht bekleidete, muskulöse Männer zeigt, man liest
überdies aktuelle Meldungen über das Team und es gibt fast jeden Tag
Einblicke in den Alltag der Sportler, auch in Form von Videos, die auf der
Internetplattform Youtube laufen. Es handelt sich aber nicht um eine
Funsportart, sondern um eine bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit
vertretene Sportart - Rudern.
Und da steht hierzulande traditionell das prestigeträchtigste aller
Ruderboote im Vordergrund, der Deutschlandachter. Besonders nach dem
letztjährigen Gewinn der Weltmeisterschaft im englischen Eton. Sie wollen
den Titel jetzt bei der Ruder-WM in München verteidigen (noch bis zum 2.
September). Die Regattastrecke der Olympischen Spiele von 1972 in
Oberschleißheim bei München bietet dafür das Ambiente.
„Mit den heimischen Zuschauern im Rücken wollen wir unbedingt den
Weltmeistertitel, und zudem geht es ja schließlich auch noch um die
Olympia-Qualifikation.“ Florian Eichner gibt sich angriffslustig.
Verständlich, der 21-Jährige ist der Jüngste und der einzig Neue im Boot.
Vergangenes Jahr in Eton wurde er noch Weltmeister im Vierer mit
Steuermann, die Belastung bei der Heim-WM scheut er nicht: „Alles andere
als der Titel in München wäre eine Enttäuschung für uns und den
Rudersport.“ Die Vorbereitung lief bislang aber alles andere als optimal.
Besonders die Verletzung von Schlagmann Bernd Heidicker sorgte für Unruhe
im Team. Im Achter ist die Abstimmung und eine eingespielte Mannschaft
unerlässlich für den Sieg. Dennoch wird alles für eine erfolgreiche
Titelverteidigung getan. Im Training wird mit wissenschaftlichen Methoden
gearbeitet. Per Videoaufnahmen werden die Ruderbewegungen analysiert und
eventuelle Unstimmigkeiten ausgeglichen. Zudem wird eine elektronische
Kraftkurve für jeden Ruderer ermittelt, um das Maximum an Leistung
herauszukitzeln. „Aber am wichtigsten ist, dass man nicht die schnellsten
und besten Ruderer im Boot hat, sondern die, die am besten zusammenpassen“,
sagt Eichner. Der Jurastudent aus Halle (Saale) war es auch, der die Idee
von Pressesprecher Carsten Oberhagemann aufnahm und seitdem die Videokamera
nicht nur zur Leistungsanalyse benutzt.
Die Internet-Aufnahmen von seinen Mannschaftskameraden werden ganz gut
geklickt, sie zeigen die Ruderer als durchaus sympathische
Leistungssportler. „Die Aufnahmen sind mittlerweile so gelungen, dass die
ARD überlegt, sie während der Berichterstattung zu zeigen“, behauptet
Oberhagemann.
Als Eichner in der Kreis der Elite einzog, da hielt er sich noch zurück,
und an Filmaufnahmen war gar nicht zu denken: „Am Anfang habe ich noch den
Mund gehalten und alles still mitgemacht“, später habe er dann
festgestellt, „dass die Stimmung in der Mannschaft außerhalb der Rennen
gelöst ist. Die anderen haben mir das Gefühl gegeben, dass ich dazugehöre
und selber was sagen kann.“ Es gibt nun also Eichners Filmchen - und eigens
für den Achter kreierte Logos. Doch die Aufnahmen für den Playboy sind der
neueste Coup. „Rudern ist eine tolle Sportart, Dynamik, Kraft und Teamgeist
machen ihn aus, das wollen wir den Menschen vermitteln“, schwärmt
Oberhagemann, der PR-Agent der rudernden Acht.
Die Werbeaktionen sind gut und schön, aber um Aufmerksamkeit zu erregen,
müssen gute Ergebnisse bei der WM-Regatta her. Der Weltmeistertitel wäre
nur der Anfang, ein Olympiasieg ist das Maß aller Dinge. In München werden
unter den 16 Startern sieben Olympiatickets vergeben. Das Finale am Sonntag
werden sechs Nationen bestreiten, die anderen ermitteln im B-Finale den
siebten Olympiafahrer. Insgesamt starten 68 Nationen in 474 Booten mit
insgesamt 1.285 Athleten und lassen München zu einer
Rekord-Weltmeisterschaft werden.
„Unsere ärgsten Konkurrenten werden Kanada, USA und Australien werden“,
sagt Florian Eichner. „Aber ich konzentriere mich nur auf uns.“ Der Start
ist gelungen. Im Vorlauf gestern wurde der Achter Erster - vor den
Holländern - und erspart sich den Umweg über den Hoffnungslauf ins
Halbfinale.
28 Aug 2007
## LINKS
[1] http://deutschlandachter.de/
## AUTOREN
Robert Rist
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Rudern
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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