# taz.de -- UN-Wüstengipfel: Kleine Schritte gegen den Sand | |
> Der 8. Wüstengipfel der Vereinten Nationen geht zu Ende. Seine Ergebisse: | |
> allgemeines Misstrauen gegen die UN und ein Strategiepapier voll guter | |
> Absichten. | |
Bild: Kampf gegen die Desertifikation in der chinesischen Maowusu-Wüste | |
MADRID taz "Wenn wir den Niedergang des Planeten aufhalten wollen, müssen | |
Verstöße gegen Umweltabkommen auch geahndet werden." Das forderte Spaniens | |
Umweltministerin Cristina Narbona auf dem Wüstengipfel der Vereinten | |
Nationen in Madrid, der am Freitag zu Ende geht. Narbona ist dort als | |
Gastgeberin auch Vorsitzende. Die Vereinten Nationen bräuchten dringend | |
eine Umweltagentur, die Verstöße gegen Abkommen zu Klima, Artenvielfalt und | |
Desertifikation genauso ahnden könne wie die Welthandelsorganisation | |
Verstöße gegen Handelsabkommen. | |
Der Weg dahin ist jedoch noch weit. Denn die Vereinten Nationen stehen | |
selbst bei der Zusammenarbeit noch ganz am Anfang. Am Donnerstag sprach Yvo | |
de Boer vom UN-Klimaabkommen davon, "Synergien zu nutzen" und Projekte wie | |
zum Beispiel Aufforstungsprogramme gemeinsam mit der UN-Konvention zu | |
Desertifikation (UNCCD) zu finanzieren. Dabei sind die drei Konventionen zu | |
Klima, Biodiversität und Wüstenbildung Folgeerklärungen des Umweltgipfels | |
von Rio de Janeiro - der 1992 statt fand. Mehr als ein Jahrzehnt hat es | |
also gedauert, bis die "offensichtlichen Verbindungen" untereinander | |
erkannt werden, die auch der designierte Sekretär der UNCCD, Luc Gnacadja | |
aus Benin, ausmachte. | |
Die Desertifikationsbekämpfung ist dringend auf diese bessere | |
Zusammenarbeit angewiesen. Der UNCCD-Haushalt beträgt 17 Millionen Euro im | |
Jahr - und wird auch nach dem Treffen der 191 Vertragsstaaten der | |
UN-Wüstenkonvention in Madrid nicht nennenswert erhöht. | |
Auch die Konferenzvorsitzende Narbona hatte an die Delegierten appelliert, | |
ihren politischen Willen zum Kampf gegen die weltweite Umweltzerstörung | |
auch mit Finanzzusagen zu beweisen. Doch die Antwort der USA und Japans | |
stand schon fest. Ihr Verhandlungsziel war: "keinen Cent mehr". | |
Für die Entwicklungshilfe- und Umweltorganisationen bestätigt der Verlauf | |
der Finanzdebatte das Misstrauen der Geberländer gegenüber UN-Konventionen. | |
Die meisten Länder finanzierten die Projekte zur Bekämpfung der | |
menschengemachten Wüstenbildung lieber direkt mit ihren Partnerstaaten oder | |
über andere Fonds, als ihre Mittel in die UNCCD einzubringen. | |
Ein gutes Beispiel dafür ist Deutschland: Die Gesellschaft für Technische | |
Zusammenarbeit hat gegenwärtig 6,7 Milliarden US-Dollar zugesagt, um die | |
Verödung der Böden verhindern. Das ist ein Vielfaches des gesamten | |
UNCCD-Haushaltes. | |
Auch auf konkrete Ziele wird man sich in Madrid nicht einigen. Ein | |
Vorschlag Mexikos, den fortschreitenden Verlust fruchtbaren Bodens um zehn | |
Prozent zu reduzieren, hat auch die Europäische Union zurückgewiesen. | |
Begründung: Es sei nicht geklärt, wie Desertifikation überhaupt zu messen | |
sei. Nach Schätzungen sind weltweit derzeit rund 120.000 Quadratkilometer | |
bereits Trockengebiete. | |
Grundsatzdebatten über Indikatoren brächten die Desertifikationsbekämpfung | |
nicht voran, glauben einige Staaten. Sie wollen lieber, dass das | |
wissenschaftliche Komitee statt dessen klare Empfehlungen aussprechen soll | |
- etwa, ob Bewässerungslandwirtschaft Desertifikation nun aufhält oder | |
begünstigt. Oder unter welchen Bedingungen Aufforstungsprogramme im Kampf | |
gegen die Verödung der Böden erfolgreich sein können. | |
Am Ende der zweiwöchigen Verhandlungen in Madrid steht folglich nicht mehr | |
als ein Strategiepapier voller guter Absichten: "Die von Desertifikation | |
und Bodendegradation und Trockenheit betroffene Oberfläche wird reduziert", | |
heißt es darin. Wie dies erreicht werden soll, ist auch nach der achten | |
Konferenz der Vertragsstaaten der Wüstenkonvention unklar. | |
14 Sep 2007 | |
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