# taz.de -- Verbraucherschutz: Spielzeugimporte bleiben bleihaltig | |
> Die neue Chemikalienrichtlinie der EU verhindert zwar die Produktion von | |
> bleihaltiger Farbe in Europa. Importwaren bleiben davon aber unberührt. | |
Bild: Krebserregende Substanzen können auch in Zukunft im Spielzeug sein. | |
Brüssel taz Die Zuschauer drängten sich an den Wänden und auf der kleinen | |
Pressetribüne. Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz hatte | |
die zuständige EU-Kommissarin Meglena Kuneva eingeladen, von ihrer jüngsten | |
Reise nach China zu berichten. Der kleine Saal war am Donnerstag deutlich | |
voller als sonst, denn das Thema Produktsicherheit hat durch die Rückruf- | |
aktionen von Spielzeug der Firma Matell einen hohen Aufmerksamkeitswert. | |
Laut Kuneva funktioniert der europäische Verbraucherschutz gut. Strengere | |
Gesetze seien überflüssig. Die Rückrufaktionen bewiesen ja gerade, dass das | |
Frühwarnsystem intakt sei. Die Ausschussvorsitzende, die Sozialistin Arlene | |
McCarthy, hielt sich nicht an die üblichen Höflichkeitsfloskeln, sondern | |
quittierte die Aussage der Kommissarin mit ungeduldigem Kopfschütteln. Es | |
sei schließlich bereits ein Kind durch gefährliches Spielzeug zu Tode | |
gekommen. | |
Allerdings geht es dabei um einen Fall aus den USA. Dort hatte ein Kind | |
mehrere Magneten aus einem Spielzeug verschluckt, die sich zusammenklumpten | |
und das Kind ersticken ließen. | |
Am Mittwoch unterzeichneten Regierungsvertreter aus China in den USA eine | |
Erklärung, dass sie keine bleihaltigen Farben mehr für Spielzeug verwenden | |
wollen, das für den Export bestimmt ist. Der Binnenmarktexperte der CDU im | |
Europaparlament, Andreas Schwab, fordert eine entsprechende Zusicherung | |
auch für den europäischen Markt. Von einem Bann chinesischer Produkte hält | |
er aber nichts, "weil wir uns in einer globalen Wettbewerbssituation | |
befinden". Stattdessen regte Schwab an, künftig neben den Herstellern auch | |
die Importeure von Spielzeug für die Sicherheit haftbar zu machen. | |
Auch Kommissarin Kuneva warnte vor dem Ausschuss davor, Verbraucherschutz | |
als Vorwand zu missbrauchen, um den europäischen Markt abzuschotten. Sie | |
sagte aber auch: "Verbraucherschutz kann nicht ausgelagert werden." Das | |
Problem liege aber nicht allein bei den chinesischen Herstellern. Nur jedes | |
zweite in der EU beanstandete Produkt komme aus China. Oft sei der in | |
Europa oder den USA entwickelte Prototyp das Problem - wie die Unfälle mit | |
Magneten in Kinderspielzeug gezeigt hätten. | |
Die grüne Verbraucherschutzexpertin Hiltrud Breyer ist hingegen sehr wohl | |
der Ansicht, dass schärfere Gesetze hermüssen. Von den von Matell | |
zurückgerufenen drei großen Produktchargen habe nur eine gegen EU-Standards | |
verstoßen. Der taz sagte sie: "Es gibt bestimmte Stoffe wie Blei oder | |
krebserregende Substanzen, die derzeit noch im Spielzeug sein dürfen, wenn | |
sie eine bestimmte Menge nicht überschreiten. Gefährliche Stoffe gehören | |
aber überhaupt nicht ins Spielzeug." Die Chemikalienrichtlinie Reach werde | |
zwar dafür sorgen, dass bleihaltige Farben in der EU nicht mehr hergestellt | |
werden dürften. Importwaren, die mit solchen Farben bestrichen seien, | |
blieben aber erlaubt. | |
14 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Daniela Weingärtner | |
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