# taz.de -- Weltraumpreis: Google sucht Mondfahrer | |
> Der Internet-Konzern Google will 30 Millionen Dollar an denjenigen | |
> zahlen, der die erste private unbemannte Mondlandung vollzieht. Der | |
> "Lunar X Prize" zieht bereits viele Enthusiasten an. | |
Bild: Ein teurer Schritt für einen Menschen, aber billige PR für Google. | |
BERLIN taz Noch vor wenigen Jahren hätte wohl niemand gedacht, dass es auf | |
die Weltraumfahrt wieder einen solchen Run geben könnte. Statt von der NASA | |
oder der russischen Kosmonautenbehörde wird der Drang ins All diesmal | |
jedoch von neuen Weltraummächten wie China oder Indien vorangetrieben - und | |
erstaunlich oft auch von privaten Firmen. | |
In den USA gibt es gleich ein halbes Dutzend Firmen, die kostengünstige | |
Raketensysteme und kleine Raumschiffe bauen wollen - die mittelfristig | |
Weltraumtourismus und Satellitengeschäften dienen sollen. Man übernimmt | |
Rollen, die zuvor der NASA und der großen Luft- und Raumfahrtkonzernen | |
überlassen waren. Die US-Regierung schraubt ihre Ambitionen hingegen | |
zurück, Missionen zurück zum Mond und irgendwann zum Mars sind zwar | |
geplant, beflügeln aber kaum noch die Fantasie der Bürger. Den genügen | |
anscheinend auch Roboterbilder vom Mars. | |
Die private Weltraumszene sorgt dagegen zunehmend für Interesse. Sie schart | |
sich gerne um den so genannten "X-Prize" der von der US-Regierung und | |
zahlreichen Stars der Technologiebranche unterstützten gleichnamigen | |
Stiftung. Der Preis wurde erstmals 2004 an den amerikanischen Flugzeugbauer | |
Burt Rutan vergeben, der 10 Millionen Dollar für den ersten privaten | |
suborbitalen Flug ins All mit einem eigenentwickelten Fahrzeug einstreichen | |
durfte. | |
Der nächste X-Prize will nun noch höher hinaus. In der so genannten "Lunar | |
Competition" soll es Privatfirmen erstmals gelingen, ein eigenes | |
Roboterfahrzeug zu dem Erdtrabanten zu schicken. Die Aufgabe ist | |
herausragend und dementsprechend hoch dotiert. Die Stiftung tat sich mit | |
dem Internet-Konzern Google zusammen, der insgesamt 30 Millionen Dollar | |
Preisgeld spendiert. Dafür darf sich der Preis künftig auch "Google Lunar X | |
Prize" nennen. | |
Die abzuhakende Liste für den Gewinner ist lang - gegen sie wirkt der | |
suborbitale X-Prize nahezu lächerlich. Es muss gelingen, den Rover von der | |
Erde zum Mond zu befördern. Doch das reicht noch nicht. Das Roboterfahrzeug | |
soll außerdem auf der Mondoberfläche herumfahren - mindestens 500 Meter | |
weit. Von da aus sollen dann Videoaufnahmen, Fotos und andere Daten zurück | |
zur Erde gefunkt werden. | |
"Dieser nächste große X-Prize hat eine Mission, die die wirtschaftliche | |
Sphäre der Menschheit um das Zehnfache des geostationären Orbits erweitern | |
könnte", beschreibt X-Prize-Stiftungsvorsitzender Peter Diamandis mit | |
großen Worten sein Projekt. Am Donnerstag führte er sein Vorhaben in Los | |
Angeles detailliert aus. Das Vorhaben solle vor allem zeigen, dass es | |
kleinen Teams aus engagierten Einzelpersonen möglich sei, Dinge zu tun, die | |
vorher nur ganzen Nationen vorbehalten waren. | |
Die 30 Millionen Dollar Preisgeld sind in insgesamt drei Teile gesplittet: | |
Der größte der Preise beläuft sich auf 20 Millionen Dollar, der zweite auf | |
5 Millionen. Die restlichen 5 Millionen sollen als Bonus ausgezahlt werden. | |
Die Höhe der Anforderungen der auch "Mond 2.0"-genannten Mission zeigt sich | |
schon allein dadurch, dass die X-Prize-Jury den möglichen Teilnehmern viel | |
Zeit einräumt: Bis um 31. Dezember 2012 kann man beim Großen Preis für die | |
vollen 20 Millionen Dollar teilnehmen, zwischen dem 1. Januar 2013 und dem | |
31. Dezember 2014 gibt's nur noch 15 Millionen. Was dann an Daten vom Mond | |
zurückgesendet werden soll, wird als so genannter "Mooncast" beschrieben, | |
der ein Gigabyte schwer sein soll. | |
Damit der Rover überhaupt zum Mond gelangen kann, bedarf es ordentlicher | |
Raketentechnik. Deshalb kooperiert der X-Prize unter anderem mit dem | |
privaten Betreiber SpaceX, der preisreduzierten Platz vermieten soll. | |
Allein, SpaceX besitzt noch keine Rakete, die derart mächtig wäre - das | |
Unternehmen des Internet-Millionärs Elon Musk testet die Technik noch. | |
Und so ist noch völlig unklar, wie realistisch der "Google Lunar X Prize" | |
tatsächlich erreichbar ist. Ums Geld geht es den Mitspielern sowieso nicht, | |
auch beim suborbitalen Wettbewerb ging es vor allem um Ruhm und Ehre. | |
Das höchste Preisgeld überhaupt im Weltraumgeschäft hat übrigens der | |
US-Hotelkettenbesitzer Robert Bigelow ausgeschrieben. Er verspricht eine | |
dreistufige Geldrakete: 50 Millionen Dollar für den, der bis zum 10. Januar | |
2010 einen erfolgreichen orbitalen Raumflug schafft. Und zwar mindestens in | |
400 Kilometer Höhe, also in etwa im Orbit der Raumstation ISS. Weitere 200 | |
Millionen erhält, wer dann sechs solcher Flüge hintereinander schafft. | |
Sogar 800 Millionen haben die Finanziers um Bigelow ausgelobt, wenn jemand | |
24 solcher Flüge schafft - er muss allerdings an eine von Bigelow noch zu | |
bauende Raumstation andocken können und auch sonst noch ein paar | |
Bedingungen erfüllen, schreibt Space News. | |
Und die privaten X-Preisler haben allerlei Konkurrenz aus aufstrebenden | |
Raumfahrernationen: Japan berichtete heute vom erfolgreichen Start einer | |
eigenen Mondsonde. Sie wird zwar nicht landen, sondern den Erdtrabanten nur | |
von außen detailliert erfassen - doch arbeitet man hier steuerfinanziert | |
und deshalb mit Profitechnik. Der X-Prize soll dagegen beweisen, dass das | |
auch privatfinanziert funktionieren kann. Es wird ein spannendes Rennen. | |
14 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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