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# taz.de -- Niedersachsen: NPD hofft auf "6 plus x"
> Zum Auftakt des Landtagswahlkampfes in Niedersachsen geben sich die
> Rechtsextremen siegessicher. Umfragen bescheinigen ihnen elf Prozent.
Bild: Will Trennung von Deutschen und Ausländern in Schulen: Niedersachsens NP…
Mit Schwung betritt Andreas Molau die Bühne. Beide Daumen des
NPD-Spitzenkandidaten zeigen nach oben. Siegessicher inszeniert sich die
Partei im Hannoverschen Congress Centrum (HCC). Der ehemalige Waldorflehrer
ist ihr neuer Hoffnungsträger. Der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt sagt am
Samstag, dass die NPD erstmals nach gut vierzig Jahren wieder in ein
Westparlament einziehen könnte. "6 plus x", hofft Molau.
In der fensterlosen Halle hängen keine Wahlplakate. T-Shirts vermitteln
jedoch klare Botschaften: "Kein Existenzrecht für Israel". Parteichef Voigt
fordert, die Trennung von Deutschen und Ausländern in Schulen einzuführen.
Und er hat ebenso wie Molau die Russlanddeutschen als neue Zielgruppe im
Visier: "Das sind Deutsche."
Die wichtigsten Adressaten der NPD sind sie allerdings nicht. Sie will vor
allem die Menschen erreichen, die nach Einführung von Hartz IV und Rente
mit 67 Angst vor der Zukunft haben. Ihr Rezept: Sozialstaat nur für weiße
Deutsche, dann wird alles gut. "Die NPD ist heute die Speerspitze für eine
knallharte Oppositionspolitik", schreit der 39-jährige Molau vor 600
Delegierten, "die SPD hat den sozialen Gedanken längst verraten." Der
Vorsitzenden des Zentralrats der Juden droht er: "Ihre
Religionsgemeinschaft, Frau Knobloch, ist hierzulande ohnehin
überprivilegiert. Ich versichere Ihnen: Wenn die NPD die Richtlinien der
Politik in Deutschland bestimmt, dann können Sie diese Sonderbehandlung
vergessen."
Dieser 15. September ist der offizielle Auftakt für die Wahl am 27. Januar
2008. Die Partei ist aber längst im Wahlkampf. Im Harz und an der Küste
verteilen NPD und Freie Kameradschaften die Wahlkampfzeitung und richten
Infostände aus. Wahlkampfmotto: "Sozial geht nur national".
In Hamburg und Hessen sind im Frühjahr 2008 ebenfalls Wahlen. Doch die
Partei konzentriert sich auf ihr einstiges "Stammland", wo sie 1964 in
Hannover gegründet wurde. Gleich nach seiner Benennung zum
Spitzenkandidaten erklärte Molau, man wolle vor Ort die Menschen ansprechen
und die sozialen Themen aufgreifen. Das ist das zweite wichtige Element der
NPD-Strategie: Dorthin gehen, wo die demokratischen Parteien Lücken lassen.
Das will er zusammen mit den Freien Kameradschaften tun. Dass dort viele
Straf- und Gewalttäter mitwirken, stört ihn nicht. Die Kooperation versteht
er als "Resozialisierung". Was er nicht sagt: Die Partei braucht die
Kameradschaften, um überhaupt flächendeckend auftreten zu können. Alte
Streitereien erklären die führenden Aktivisten Dieter Riefling und
Christian Worch auf dem NPD-Event für beendet. Schon in Sachsen und
Mecklenburg-Vorpommern führte diese Strategie zum Erfolg. Über etwa 100.000
Euro Wahlkampfbudget verfügt die NPD bereits.
"Die Partei ist nicht beliebt", sagt Molau, "das Personal schon." Ihr
Erfolg bei den Kommunalwahlen 2006, wo sie 18 Mandate erstritten hat, lässt
die NPD ebenso hoffen wie eine neue Umfrage. Laut Emnid könnten sich 11
Prozent vorstellen, eine rechte Partei zu wählen.
In ihrem Siegestaumel übersahen die NPDler gern den breiten Widerstand vor
der Saaltür. Über 8.000 Menschen demonstrierten in Hannover gegen die NPD.
Zum "Fest der Demokratie" am Nachmittag kamen sogar 15.000 Besucher.
17 Sep 2007
## AUTOREN
Andreas Speit
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