# taz.de -- Laptops für die Welt: Nimm zwei, spende einen | |
> Das "One Laptop per Child"-Projekt läuft nur schleppend an. Die | |
> Regierungen des Südens kaufen den Rechner nicht. Nun setzt man auf | |
> private Spender. | |
Bild: Zwei für $399! Negroponte hat eine neue Idee. | |
Nicholas Negroponte, IT-Visionär und weltbekannter Gründer des "Media Lab" | |
am MIT in Boston, verfolgt seit drei Jahren ein ehrgeiziges Ziel: Er will | |
die Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern mit moderner Rechentechnik | |
ausstatten und ihnen Zugang zum Internet verschaffen. Um dies zu erreichen, | |
hat Negroponte das "One Laptop per Child"-Projekt (OLPC) ins Leben gerufen, | |
das einen möglichst kostengünstigen, aber dennoch gut funktionierenden | |
tragbaren Computer entwickelt sollte - mit Unterstützung der Vereinten | |
Nationen und anderer international tätiger Gruppen. | |
Ohne Rückschläge kam und kommt das OLPC-Projekt allerdings nicht aus. Erst | |
musste Negroponte einräumen, dass der Computer, der ursprünglich nur 100 | |
Dollar kosten sollte, zum Start für das Doppelte angeboten werden muss. Am | |
Wochenende wurde nun bekannt, dass die Bestellzahlen deutlich hinter den | |
Erwartungen liegen. Die ursprüngliche Idee, den Rechner an Regierungen zu | |
verkaufen, die ihn dann an Kinder und Jugendliche in den jeweiligen Ländern | |
ausgibt, geht offenbar nicht auf. "Ich habe in einem gewissen Maße | |
unterschätzt, dass es einen Unterschied zwischen dem Händeschütteln mit | |
Regierungschefs und dem tatsächlichen Schreiben eines Schecks gibt", sagte | |
Negroponte der New York Times und gab an, "enttäuscht" zu sein. | |
Nun weicht Negroponte auf eine neue Strategie aus: Er will als Ausgleich | |
vor den erhofften Massenbestellungen durch Regierungen eine groß angelegte | |
Spendenaktion starten. Der Projektnahme lautet "Give 1 Get 1"; die Aktion | |
läuft zunächst nur in den USA und Kanada. Vom 12. bis 26. November soll man | |
dort OLPC-Maschinen kaufen können. Der Trick: Zum Preis von 400 Dollar | |
erhält der Spender einen eigenen Rechner, ein zweiter geht automatisch an | |
ein Kind in den Entwicklungsländern. Zumindest der Spendenrechner kann dann | |
von der Steuer abgesetzt werden. | |
Der Plan passt zur im nächsten Monat startenden Massenproduktion des | |
"XO-1". Sollte Negroponte auf zu vielen Maschinen sitzen bleiben, macht das | |
Non-Profit-Projekt, das trotz allem bei einer schwarzen Null herauskommen | |
möchte, Verluste. Unklar ist allerdings, ob es tatsächlich genügend | |
Amerikaner und Kanadier gibt, die sich für den Billig-Laptop interessieren. | |
Als Rechner für den Eigengebrauch in den Industrieländern ist die Maschine | |
vergleichsweise schwach - trotz hochauflösendem Bildschirm, eingebauter | |
Kamera und WLAN zum Online-Gehen. Walter Bender, Präsident des | |
OLPC-Projektes geht denn laut New York Times auch davon aus, dass viele der | |
"Give 1 Get 1"-Rechner an örtliche Schulen oder Jugendorganisationen | |
gespendet werden könnten. "Der echte Grund dafür ist, dass wir die Aktion | |
endlich in die Gänge bekommen wollen", sagte Negroponte. | |
Allerdings könnte der "XO-1" auch für Hacker interessant sein - er ist dank | |
Linux eine offene Plattform und attraktiv genug, Bastler anzulocken. Die | |
IT- und Internet-Szene hatte das Projekt wohlwollend begleitet, | |
Verschiebungen und die jüngste Preiserhöhung aber auch negativ kommentiert. | |
Negroponte hofft, dass die einlaufenden Spenden im Millionenbereich landen | |
werden. | |
Bei einem Aufkommen von 40 Millionen Dollar könne man 100.000 Laptops in | |
die Dritte Welt schicken. Aber auch 5000 Rechner reichten aus, um das | |
Projekt anzuschieben. Bestellungen aus Brasilien und Nigeria, wo jeweils | |
Order von einer Million Stück zunächst zugesagt waren, hatten sich zunächst | |
zerschlagen. Das nächstgrößere Projekt ist laut Negroponte in Peru geplant, | |
wo die Regierung 250.000 "XO-1"-Maschinen kaufen will. | |
24 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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