# taz.de -- Weltklimakonferenz in Bali: UNO macht Druck bei Klimaschutz | |
> Die Bush-Regierung sperrt sich weiter gegen verbindliche Regeln zum | |
> Klimaschutz. Jetzt will sie mit einem eigenen "Klimagipfel" gar den | |
> UN-Prozess sabotieren. | |
Bild: Bisher noch etwas profillos: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon | |
GENF taz Auf Einladung von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sind am | |
Montagabend in New York VertreterInnen von rund 150 Staaten | |
zusammengetroffen- darunter rund 70 Regierungschefs. Es ist der erste | |
"Klimaschutz-Gipfel" in der Geschichte der Vereinten Nationen. Die | |
Veranstaltung zum Auftakt der heute beginnenden Herbstsitzung der | |
UNO-Vollversammlung soll laut Ban "wichtige Impulse setzen" für die | |
Weltklimakonferenz im Dezember auf Bali. Dort sollen die Verhandlungen über | |
ein Folgeabkommen zum 2012 auslaufenden Kioto-Klimaschutzabkommen beginnen. | |
Das Ziel ist, bis 2009 eine Vereinbarung zu erreichen. | |
Für den seit Anfang Januar amtierenden UNO-Generalsekretär, der bislang | |
noch völlig im Schatten seines charismatischen Vorgänger Kofi Annan steht, | |
böte das Klimaschutz-Thema nicht nur die Chance zur eigenen Profilierung, | |
sondern auch zur Stärkung der Rolle der UNO. Der sonst eher zurückhaltende | |
Ban scheint entschlossen, diese Chance zu nutzen. In ungewöhnlich | |
deutlichen Worten forderte der UNO-Generalsekretär nun die 192 | |
Mitgliedsstaaten der Weltorganisation auf, "die Ursachen des globalen | |
Klimawandels gemeinsam zu bekämpfen". "Wir müssen das Problem angehen, und | |
zwar sofort", erklärte Ban. Er hege "tiefste Befürchtungen, dass das, was | |
wir bislang tun, bei weitem nicht ausreicht". | |
Doch mehr Charisma und Courage des UNO-Generalsekretärs werden allein nicht | |
ausreichen, um substanzielle Fortschritte beim Klimaschutz zu erreichen und | |
die Rolle der UNO bei diesem Thema zu stärken. Denn die beiden mächtigsten | |
und einflussreichsten UNO-Staaten, die USA und China, denen Ban seine Wahl | |
zum UNO-Generalsekretär verdankt, wollen - noch - nicht. Die Bush-Regierung | |
lehnt das Kioto-Abkommen ab und verweigert jegliche Festlegung auf | |
verbindliche CO2-Reduktionsziele für die USA. Mit einem für Donnerstag und | |
Freitag in Washington anberaumten eigenen "Klimagipfel" versuchen die USA | |
zudem gemeinsam mit dem pro Kopf gemessen größten CO2-Emittenten Australien | |
den geplanten UNO-Verhandlungsprozess für ein Kioto-Folgeabkommen zu | |
sabotieren. | |
China ist unter dem Kioto-Abkommen, das lediglich CO2-Reduktionsziele für | |
Industriestaaten festlegt, noch nicht gefordert. Zwar hat sich die | |
Regierung in Peking grundsätzlich zu dem in Bali beginnenden | |
UNO-Verhandlungsprozess bekannt. Doch konkrete Aussagen, die erkennen | |
lassen könnten, zu welchen Reduktionsverpflichtungen sie denn bereit wäre, | |
hat die chinesische Regierung bislang immer sorgfältig vermieden. | |
In dieser Situation richten sich viele Erwartungen auf Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel. Bei ihren Reden am Montag auf dem Klimagipfel und heute | |
Nachmittag vor der UNO-Vollversammlung wolle die Kanzlerin die | |
Weltgemeinschaft "auf verstärkte Anstrengungen für den Klimaschutz | |
einschwören", verbreiteten Merkels Berater im Vorfeld. Doch die spannende | |
Frage ist, wie konkret die Kanzlerin reden wird. Wird sie ihren Vorschlag | |
konkretisieren, weltweit gleiche Pro-Kopf-Obergrenzen für CO2-Emissionen | |
bis zum Jahr 2050 einzuführen? Derzeitig stoßen etwa die USA rund 20 | |
Tonnen, Deutschland zehn, China drei und Kenia eine Tonne CO2 pro Kopf aus. | |
Nach Schätzungen vom BUND und von Brot für die Welt dürften die | |
Pro-Kopf-Emissionen im Jahr 2050 weltweit 1,5 Tonnen CO2 nicht | |
überschreiten. Mit einer derart konkreten Forderung für mehr globale | |
Umweltgerechtigkeit könnte Merkel in New York tatsächlich für neue Dynamik | |
bei der Klimaschutzdebatte innerhalb wie außerhalb der UNO sorgen. | |
24 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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