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# taz.de -- Meldepflicht für Piercing-Schäden: "Mediziner werden zu Spitzeln"
> Ärzte sollen der Kasse melden, wenn Patienten mit Folgeschäden von
> Piercings oder Schönheits-OPs kommen. Ärztekammer-Chefin Wenker ist gegen
> die Meldepflicht
Bild: Lippen-Piercing: Wer bei Nebenwirkungen den Arzt fragt, muss die Behandlu…
taz: Frau Wenker, die Ärzte sollen den Kassen melden, wenn sich ein Patient
nach dem Piercen, Tätowieren oder einer Schönheitsoperation behandeln
lassen muss. Müssen Patienten jetzt Angst haben, dass sie der eigene
Hausarzt verpfeift?
Martina Wenker: Das ist genau das Problem. Deswegen laufen wir Sturm gegen
diesen Gesetzentwurf. Das ist ein Dammbruch in der ärztlichen
Schweigepflicht, der für uns absolut inakzeptabel ist.
Werden Sie sich weigern, den Kassen die Daten zu übermitteln?
Es gibt ein verfassungsrechtlich geschütztes Patientengeheimnis. Die
Menschen haben ein Recht darauf, dass geheim bleibt, was in der Arztpraxis
besprochen wird. Es kann doch nicht angehen, dass wir zu Spitzeln der
Krankenkassen gemacht werden.
Das Gesundheitsministerium schätzt die Folgekosten, die allein durch
verpfuschte Schönheitsoperationen entstehen, auf 50 Millionen Euro im Jahr.
Warum soll die Allgemeinheit das bezahlen?
Da sind wir einer Meinung. Das ist eine Frage der Eigenverantwortung.
Natürlich ist es ein Irrsinn, wenn Patienten ins Ausland fahren, sich
billig eine Schönheitsoperation machen lassen, die misslingt. Und dann
kommen sie nach Deutschland zurück und lassen sich auf Kosten der
Gemeinschaft die Folgeschäden beheben.
Wer sollte sonst überprüfen, ob eine Verletzung oder Krankheit selbst
verschuldet ist, wenn nicht die Ärzte?
Wenn ein Patient nach einer misslungenen Schönheitsoperation oder einem
verhunzten Piercing zum Arzt kommt, dann soll dieser ihn behandeln und ihm
eine Rechnung ausstellen. Mit der Rechnung kann der Patient dann zu seiner
Krankenkasse gehen und verhandeln, ob das nun ein selbst verschuldeter
Folgeschaden ist oder nicht.
Dann müssten die Patienten in diesen Fällen also selbst um die Abrechnung
kümmern.
Die Patienten lassen sich ja auch freiwillig piercen oder den Busen
vergrößern und bezahlen das auch selbst. Wenn solche Eingriffe misslingen,
muss man eben für die Folgekosten aufkommen.
Viele Menschen sorgen sich, dass die Meldepflicht irgendwann ausgeweitet
wird. Werden bald auch Raucher oder Fettleibige bei den Kassen
angeschwärzt?
Das darf nicht sein. Das wäre ein grundsätzlich anderes Verständnis von
Krankheit und Selbstverschuldung. Wenn Sie übergewichtig sind und
zuckerkrank werden: Ist das selbst verschuldet? Oder bekommt nur noch der
Diabetiker ohne Übergewicht sein Insulin bezahlt? Irgendwann müssen die
Ärzte jeden Patienten melden, der einen erhöhten Leberwert hat, weil er ja
vielleicht Alkohol getrunken hat.
INTERVIEW: WOLF SCHMIDT
18 Oct 2007
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