# taz.de -- Anti-Atom-Preis: "Mayors for Peace" ausgezeichnet | |
> Der Nuclear-Free Future Award geht an eine Indianerin, einen Arzt und den | |
> Bürgermeister von Hiroshima - stellvertretend für eine Bewegung, die 1800 | |
> atomwaffenfreie Orte vereint. | |
Bild: Preis in der Kategorie "Lösungen": Bürgermeister von Hiroshima, Tadatos… | |
SALZBURG taz Klimawandel- nein danke! Atomkraft ja bitte?" hieß das | |
Symposium, in dessen Rahmen am Wochenende in der Salzburger Residenz der | |
weltweit wichtigste Anti-Atom-Preis (jeweils 10.000 $) vergeben wurde. Seit | |
1998 werden mit dem Nuclear-Free Future Award jedes Jahr Visionäre und | |
Aktivisten geehrt, die sich für eine Welt ohne Atomwaffen und Atomenergie | |
einsetzen. | |
Den Preis in der Kategorie "Widerstand" erhielt Charmaine White Face von | |
den "Defenders of the Black Hills", Die Aktivistin der indianischen Nation | |
der Oglala gründete die Organisation gegen das Wiederaufleben des | |
Uranabbaus in ihrem Heimatreservat. (www.defendblackhills.org) | |
Der Preis für "Aufklärung" ging an den deutschen Arzt Horst-Siegwart | |
Günther, der nach dem ersten Golfkrieg die Öffentlichkeit auf die tödlichen | |
Folgen der mit abgereichertem Uran (DU - depleted uranium) gehärteten | |
Geschosse der US-Armee hinwies. Seitdem ist er einer der wenigen, der | |
hartnäckig die entsetzlichen Folgen von DU-Waffen und das Schweigen der | |
Medien dazu anprangert. | |
In der Kategorie "Lösungen" wurde der Bürgermeister von Hiroshima, | |
Tadatoshi Akiba als Vertreter der "Mayors for Peace" ausgezeichnet. Die | |
1982 von einem Vorgänger Akibas gegründete Bewegung von Bürgermeistern, die | |
ihre Stadt zu atomwaffenfreien Zone erklären, umfasst inzwischen fast 1800 | |
Städte in 122 Ländern. (www.mayorsforpeace.org) Ehrenpreise für ihr | |
Lebenswerk erhielten Freda Meissner-Blau und Armin Weiss (beide über 80) | |
für ihr jahrzehntelanges Engagement in der Anti-Atom-Bewegung - sie in | |
Österreich gegen Zwentendorf, er in Deutschland gegen Wackersdorf. Für das | |
Symposium war es den Veranstaltern gelungen, einen leibhaftigen Befürworter | |
der Kernenergie in die Höhle des Löwen zu locken. Professor Winfried Petry, | |
Leiter des Forschungsreaktors Garching hatte es schwer in der Debatte mit | |
dem kanadischen Mathematiker und Anti-Atom-Champion Gordon Edwards (im | |
letzten Jahr NFFA-Preisträger für Aufklärung). Petry beschränkte sich | |
darauf, fast kleinlaut Kernkraft zur "umweltschonendsten und | |
effizientesten" Ressource zu erklären. | |
Den Hinweisen Edwards' auf die Gefahren beim Abbau von Uran, die ungeklärte | |
Endlagerung, die Risiken der Plutoniumwirtschaft und der Reaktorsicherheit | |
setzte Petry entgegen, dass "Deutschland Gesetze hat, die ein Tschernobyl | |
unmöglich machen". Erstaunen löste er mit dem Bekenntnis aus, dass er über | |
die Opfer des Uranabbaus nicht Bescheid wisse. Doch auch Kohlekraftwerke | |
hätten schließlich immer wieder Opfer gekostet. "Leben ist auch Risiko, und | |
absolute Sicherheit Hybris." Edwards hielt dem entgegen, dass Risiken dann | |
inakzeptabel seien, wenn sie sich auf viele folgende Generationen | |
erstreckten. Atomkraft sei ein "faustischer Pakt, der unerschöpfliche | |
Energie gegen die Verpflichtung ewiger Wachsamkeit eintauscht." Eine Reihe | |
von Wissenschaftlern und Aktivisten diskutierte anschließend verschiedene | |
Szenarien einer atomfreien Energieversorgung. | |
Einig war man sich, dass es möglich sei, weltweit ohne Kernenergie | |
auszukommen. Die meisten setzten dabei auf eine Dezentralisierung der | |
Versorgung und massive Einsparungen. Beachtung aber fand auch das Modell | |
einer Art Globalisierung erneuerbarer Energien in großem Stil- etwa mit | |
riesigen Windkraftwerken in der Sahara - das der Physiker Gregor Czisch | |
vorschlug. Angesichts der versammelten Kompetenz hätten sich manche der | |
etwa 100 Teilnehmer etwas mehr Breitenwirkung gewünscht. Manchmal wirkte | |
die Veranstaltung eher wie ein Klassentreffen der internationalen | |
Anti-Atom-Bewegung - mit vielen grauen Haaren. Auch das wurde thematisiert. | |
Der "Arbeitskreis Lösungen" forderte, die Anti-Atom-Bewegung müsse etwas | |
mehr "sexy" werden. NFFA- Preisträger Bunker Roy schlug die Gründung einer | |
neuen "Nuclear Free Internationalen" vor, in der Frauen das Sagen haben. | |
Noch sucht die Anti-Atombewegung jene Initialzündung, wie sie in der | |
Klimadebatte durch Al Gore gelungen ist. | |
21 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Thomas Pampuch | |
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