# taz.de -- Kommentar Emissionshandel: Geschenk für die Energiekonzerne | |
> In Schweden müssen die Energiekonzerne Verschmutzungsrechte demnächst | |
> tatsächlich kaufen. Höchste Zeit! Denn bisher wurden Stromkunden ziemlich | |
> hinter's Licht geführt. | |
Bild: Volvo in Göteburg muss seine Verschmutzungsrechte künftig kaufen, solle… | |
Vattenfall und Eon müssen sich ab kommendem Jahr für jede Tonne | |
Kohlendioxid, den ihre Kraftwerke in die Luft blasen, mit Zertifikaten an | |
der Strombörse teuer eindecken. In Schweden jedenfalls. Was zeigt, welche | |
Möglichkeiten das europäische System mit Emissionsrechten bietet - wenn die | |
Politik sie nur wahrnimmt. | |
Die EU hat schließlich nur bestimmt, dass die Mitgliedsländer insgesamt 90 | |
Prozent der Zertifikate kostenlos zuteilen müssen. Es ist daher möglich, | |
unterschiedliche Branchen unterschiedlich zu behandeln - also etwa den | |
Energiesektor zu belasten. Der schwedische Beschluss macht es deutlich | |
weniger attraktiv, die vorhandenen Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke laufen zu | |
lassen. Es wird lukrativer, in regenerative Energien zu investieren. | |
Stockholm zielt mit diesem Schritt zusätzlich auf ein bisheriges Ärgernis. | |
Gleich, ob die Stromproduzenten die Verschmutzungsrechte sich zu lediglich | |
10 Prozent, wie in Deutschland, oder zu 100 Prozent, wie demnächst in | |
Schweden, kaufen müssen - die industriellen und privaten | |
StromkonsumentInnen werden immer für rechnerische 100 Prozent zur Kasse | |
gebeten. Nach der kapitalistischen Logik hat für die Stromkonzerne mit der | |
Einführung des Emissionshandels das Recht, CO2 freizusetzen, einen | |
ökonomischen Wert bekommen. Sie könnten diese Zertifikate ja verkaufen, | |
anstatt Strom zu produzieren. Ob diese ihnen durch kostenlose Zuteilung | |
geschenkt wurden, soll in dieser Kalkulation keine Rolle spielen. Diese | |
ungerechtfertigten Überprofite (Windfall-Profits), in Deutschland | |
schätzungsweise jährlich 5 Milliarden Euro, werden den Konzernen in | |
Schweden nun zumindest teilweise gestrichen. | |
Eigentlich sollte das System mit Emissionsrechten ja dazu dienen, die | |
Freisetzung von Treibhausgasen kräftig zu reduzieren. In seiner ersten | |
Etappe, der Zuteilungsphase von 2005 bis 2007, ist dieses Werkzeug nahezu | |
wirkungslos geblieben, weil Brüssel diese Rechte zu großzügig zugeteilt | |
hat. Und schon scheint sich Ähnliches für den anstehenden Zeitraum von 2008 | |
bis 2012 abzuzeichnen. | |
22 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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