# taz.de -- Vattenfall: Märkisches Viertel soll mit Braunkohle heizen | |
> Der Energieriese Vattenfall will das Fernheizwerk in der Großsiedlung von | |
> Erdgas auf Braunkohle umstellen und damit die 16.000 Haushalte versorgen. | |
> Grüne kritisieren "Rückschritt ins Kohlezeitalter" und fordern | |
> erneuerbare Energien. | |
Die Bewohner des Märkischen Viertels könnten in naher Zukunft dunklere | |
Wolken aus den Schloten ihres benachbarten Fernheizwerks aufsteigen sehen. | |
Der Energiekonzern Vattenfall, der mittels einer Tochtergesellschaft die | |
rund 16.000 Wohnungen der Großsiedlung im Norden Berlins mit Wärme | |
versorgt, beabsichtigt, die dortigen Haushalte künftig mit Braunkohle | |
anstelle von Erdgas zu beheizen. Als erster Schritt ist vorgesehen, das | |
Heizwerk Märkisches Viertel von Gas auf Braunkohlestaub umzurüsten. Als | |
nächster könnte die Braunkohle auch wieder in anderen Berliner | |
Fernheizwerken Einzug halten. | |
Die Vattenfall Europe AG hatte jüngst unter heftigen Protesten von | |
Naturschützern den Abbau der - klimaschädlichsten Energiequelle - | |
Braunkohle bis über das Jahr 2050 hinaus in der Lausitz angekündigt. | |
Hella Dunger-Löper (SPD), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für | |
Stadtentwicklung, hatte von den Plänen des Energieriesen berichtet. Wann | |
Vattenfall seine Pläne in die Tat umsetzen werde, konnte sie aber nicht | |
sagen. | |
Die 16.000 Wohnungen des Märkischen Viertels im Bezirk Reinickendorf werden | |
auf Basis eines langfristigen Vertrages zwischen der landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaft Gesobau und der Vattenfall-Tochter mit Energie | |
versorgt. Wegen des Sanierungsbedarfs der größten Westberliner | |
Trabantenstadt aus den 1960er-Jahren ist der Energieverbrauch dort enorm, | |
die Bewohner bezahlen hohe Kosten für die Wärme. | |
Nach Ansicht von Andreas Otto, dem baupolitischen Sprecher der | |
Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, müssten das Land und die Gesobau "die | |
irrsinnigen Pläne von Vattenfall stoppen". Wer Energie sparen und das Klima | |
schützen wolle, dürfe nicht in das "Kohlezeitalter zurückfallen". Bei einer | |
energetischen Modernisierung der Heizanlagen und Gebäude im Märkischen | |
Viertel sei es heute unumgänglich, dass der neueste Stand der Technik | |
berücksichtigt werden müsse, sagte Otto zur taz. Anstelle von Braunkohle | |
sollten erneuerbare Energien und ansonsten das jetzige Erdgas genutzt | |
werden. Otto begründet: "Denn Braunkohle verursacht doppelt so viel | |
Kohlendioxid wie Erdgas." | |
Zugleich riet der Grünen-Politiker der Wohnungsbaugesellschaft und dem | |
Land, sich den Vertrag mit Vattenfall genau anzuschauen und nach | |
Ausstiegsmöglichkeiten zu suchen. Denn wenn Vattenfall zu "Innovationen | |
nicht fähig sein sollte, muss die Gesobau einen anderen Partner unter | |
Vertrag nehmen". Es gebe in Berlin ausreichend Energielieferanten, die | |
modernere Lösungen anbieten. | |
Schließlich mahnte Otto den Vattenfall-Konzern, Berlin als Feuerstelle für | |
seine Braunkohleerträge aus der Lausitz zu benutzen. | |
5 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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