# taz.de -- Contra Telekom-Ausstieg aus Radsport: Nicht mehr ganz sauber | |
> Das Engagement der Deutschen Telekom für den Radsport steht mal wieder | |
> auf dem Prüfstand. Ein Ausstieg wird wahrscheinlicher. Der Konzern sollte | |
> sich nicht zurückziehen. | |
Bild: Findet die nächste Tour ohne die Männer in Pink statt? | |
Im August 2007 beendete die berühmte und sympathische Wiesenhof GmbH ihr | |
Engagement bei einem nach ihr benannten Radsportstall. Neue Sponsoren | |
konnten nicht gefunden werden, die Sportler wurden arbeitslos. Heute | |
diskutiert der nicht minder sympathische Telekom-Konzern, ob sein Ableger | |
T-Mobile sich auch aus dem Profiradsport zurückziehen soll. Den Beifall der | |
Sozialdemokratie fände ein solcher Schritt auf jeden Fall. | |
"Bei aller Sympathie für den Radsport - hier gibt er selbst den letzten | |
Anstoß, dass ein Sponsor, der viel veranlasst hat zur Dopingbekämpfung, am | |
Ende des Tages sagen muss: Jetzt sind wir nicht mehr die richtigen | |
Partner", urteilt der Vorsitzende des Bundestagssportausschuss, Peter | |
Danckert (SPD). | |
Der Schaden, den ein Rückzug der Telekom beim Radsport bewirkte, wäre | |
klein, hört man, im Vergleich zu der Signalwirkung, die ein solcher | |
Entscheid entfaltete. Vielleicht sogar größer, darf man fragen, als die | |
Signalwirkung, die damals von Wiesenhof ausging? Und der Schaden wäre | |
geringer als bei Wiesenhof? | |
Bei Telekom hat man Angst ums Image. Der Konzern, dessen Ansehen in der | |
deutschen Bevölkerung vor 15 Jahren noch unter dem der Nationalen | |
Volksarmee gelegen haben dürfte, hatte es dank des Radsports geschafft, | |
moderner zu erscheinen, ja sogar die Deutsche Bundeswehr imagemäßig zu | |
überholen. Jan Ullrich, Erik Zabel und Kollegen sorgten dafür, dass man mit | |
dem Wort "Telekom" weniger lahme Monteure assoziiert denn Geschwindigkeit. | |
Nun aber ist der Radsport in die Dopingdiskussion gerutscht, und die | |
Telekom sorgt sich, wie vor ihr der Hähnchenfabrikant Wiesenhof, um ihr | |
Image als sauberer und gesunder Konzern - was immer das sein könnte. | |
Das juristische Risiko, sich einfach aus bestehenden Verträgen zu | |
schleichen, hält Sozialdemokrat Danckert für niedrig: "Ich möchte das | |
Gericht in Deutschland sehen, das hier die Telekom verpflichtet, weiter zu | |
finanziellen Zusagen stehen zu müssen und sich zugleich in der | |
Öffentlichkeit permanent beschimpfen und seinen Ruf weiter beschädigen zu | |
lassen." | |
Es ist nett, wie sich hier ein Sozialdemokrat stellvertretend für weite | |
Teile der liberalen Öffentlichkeit um das Image eines Konzerns sorgt, von | |
dem es gerade heißt, dass er 35.000 Arbeitsplätze auslagern will und in | |
dessen internen Strategiepapieren zu lesen ist, dass künftig jedes Jahr | |
10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Einen Arbeitskampf gegen den | |
Konzernumbau hat das Management weitgehend gewonnen: "50.000 Menschen | |
arbeiten mehr und verdienen weniger", fasst die Welt das Streikergebnis | |
zusammen. | |
Die Formulierung "Sauberkeit im Sport" ist hier schlicht ein Textbaustein, | |
der gebraucht wird, um die Kostendämpfung beim Konzernabbau zu | |
legitimieren. Schließlich läuft die einst wertvolle Imagemaschine Radsport | |
nicht mehr so gut. Wenn der Rennstall keine Erfolge mehr einführe, fänden | |
ähnliche Diskussionen in der Telekom-Chefetage statt. Mit dem Hinweis auf | |
mangelnde Sauberkeit der Angestellten will man deren Verabschiedung in die | |
Arbeitslosigkeit nur besser dargestellt wissen. | |
Nein, liebe Telekom: kein Ausstieg aus dem Radsport, kein Abstieg vom | |
Fahrrad, ihr sollt gefälligst weiterzahlen! | |
7 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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