# taz.de -- Georg-Büchner-Gymnasium in Köln: Allein gelassen mit der Betreuung | |
> Schulpsychologe weg, kein Antigewalttraining für Schüler: die Politik | |
> kürzte seit 2004 Maßnahmen zur Gewaltprävention an der | |
> Georg-Büchner-Schule. | |
Bild: An der Georg-Büchner-Schule hilft man sich mit eigenen Projekten. | |
BERLIN taz Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer (CDU) | |
erzählt in diesen Tagen oft, welche wichtigen Projekte sie gegen Gewalt an | |
Schulen gestartet hat. Doch am Kölner Georg-Büchner-Gymnasium erzählen | |
Eltern und Lehrer das Gegenteil - wichtige Projekte wurden gekürzt. | |
Bis November 2006 besuchten regelmäßig Beamte des Kommissariats Vorbeugung | |
das Gymnasium. Die Polizisten boten Antigewalttrainings an. Sie erklärten | |
Schülern der sechsten Klassen an Projekttagen, wie man sich gegen Angriffe | |
und Mobbing wehrt und sozial kompetent miteinander umgeht. Dann entwickelte | |
die Polizei ein neues Präventionskonzept. Die Kommissare gehen seit einem | |
Jahr nicht mehr in die Schulen, sondern schulen Lehrer. "Diese dienen als | |
Multiplikatoren, so erreichen wir mehr Kinder", begründet der Sprecher des | |
Innenministeriums. | |
Leider ist davon am Georg-Büchner-Gymnasium nichts zu spüren: Kein Lehrer | |
sei bisher geschult worden, sagt die Vize-Schulpflegschaftsvorsitzende | |
Bettina Scheurer. "Außerdem hat ein Lehrer, der Schülern täglich Mathe | |
beibringt, nicht die Autorität eines Polizisten, wenn es um Konflikte | |
geht." Bis 2004 verfügten die Georg-Büchner-Schule und die benachbarte | |
Hauptschule zudem über einen Schulpsychologen - mit eigenem Büro im | |
Gebäude. Als der erfahrene Betreuer in Ruhestand ging, wurde die | |
Außenstelle des schulpsychologischen Dienstes nicht neu besetzt, sondern in | |
die Zentrale in Köln-Deutz verlegt. Der Grund war ein neuer Plan der | |
Landesregierung: Die Kommunen zentralisierten die psychologische Betreuung, | |
die Psychologen mussten sich um mehr Schulen kümmern. | |
Im Zuge der Reform wollte die CDU 50 neue Schulpsychologenstellen im Land | |
schaffen - jeweils zur Hälfte bezahlt von Land und Kommunen. Für knapp | |
7.000 Schulen. Die Kommunen hätten jedoch nicht die Mittel, ihren Teil zu | |
bezahlen, kritisiert die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid | |
Beer. Erst 20 der Stellen seien besetzt. Die Betreuung komme vor Ort nur | |
"in homöopathischen Dosen" an. | |
An der Georg-Büchner-Schule hilft man sich mit eigenen Projekten: 20 eigens | |
ausgebildete Schüler fungieren als Streitschlichter, Pausenteamer lösen | |
Konflikte auf dem Schulhof. Es gibt Jungen- und Mädchenbeauftragte, ein | |
Arbeitskreis Konfliktlotsen versucht, das Schulleben friedlicher zu | |
gestalten. "Man fühlt sich allein gelassen", sagt Scheurer. | |
ULRICH SCHULTE | |
22 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tod eines Schülers nach Amok-Verhör: Fiasko für die Kölner Polizei | |
Nach dem Amoklauf-Alarm in Köln und Selbstmord eines Schülers gerät die | |
Polizei in Erklärungsnot. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zum | |
Polizeivorgehen aufgenommen. | |
Männlichkeitsforscher Budde über Amok-Antriebe: "Die Möglichkeit der Anerken… | |
Sind Jungen gewaltbereiter als Mädchen? Haben Amokläufe zugenommen? Der | |
Erziehungswissenschaftler Jürgen Budde über Männlichkeitsklischees und die | |
Notwendigkeit von Schulpsychologen |