# taz.de -- "One Laptop Per Child"-Projekt: Microsoft drängt aufs Volkslaptop | |
> Das OLPC-Projekt ist stolz darauf, dass sein Laptop für die Armen auf | |
> Linux läuft. Doch will Microsoft für den Computer sein XP recyceln. | |
Bild: Software von 2001 - gut fürs One-Laptop? | |
Das "One Laptop per Child"-Projekt (OLPC) will Millionen von Rechnern | |
Kindern in den Ländern der Dritten Welt in die Hände geben, damit diese die | |
Wunder der Informationswelt kennen lernen können. Die ersten 100.000 Stück | |
der Billig-Laptops werden derzeit in China produziert, das vom MIT Media | |
Lab-Gründer und Online-Guru Nicholas Negroponte angeschobene Projekt | |
scheint endlich in die Gänge zu kommen. Bislang läuft auf den kleinen, | |
robusten Maschinen eine eigens angefertigte, kinderfreundliche Version des | |
Open-Source-Betriebssystems Linux. Doch das könnte sich bald ändern, wenn | |
es nach dem Softwareriesen Microsoft geht. | |
Microsoft drängt plötzlich mit ins Boot. Dabei hatte der Konzern den OLPC | |
bislang eher abgelehnt - sich gar in Konkurrenz für ein Bildungssmartphones | |
stark gemacht. Offensichtlich ist das Neugeschäft in den stark wachsenden | |
IT-Märkten der Schwellenländer dann doch zu attraktiv: Der Konzern testet | |
derzeit laut US-Medienberichten eine abgespeckte Version von Windows XP, | |
die OLPC-fähig sein soll. Diese könnte dann je nach Wunsch des Bestellers, | |
zumeist Regierungsorganisationen, direkt oder im Nachhinein auf den | |
Bildungslaptops eingespielt werden. Neben Windows soll außerdem auch eine | |
spezielle Version von Microsoft Office auf die Maschinen. | |
Problematisch ist nur, dass das mit der jetzigen Hardware Experten zufolge | |
nicht gehen wird. Der OLPC-Rechner namens "XO" besitzt aktuell einen | |
Flash-Speicher von 1 GB, der sich Berichten zufolge auch durch Karten nicht | |
erweitern lässt. Windows XP samt Office bräuchte aber mindestens 2 GB. | |
James Utzschneider, ein bei Microsoft für das Marktsegment zuständiger | |
Manager, sagte, das OLPC-Projekt könnte das Problem lösen, in dem man dem | |
XO einen zusätzlichen Kartenschlitz spendiert: "Dann könnte man die 2 GB | |
Zusatzspeicher nachrüsten." Microsoft lockt mit den Tausenden von | |
Bildungsanwendungen, die jetzt bereits für Windows verfügbar seien. Diese | |
könnten XO-Schüler mit Windows sofort nutzen. | |
Das OLPC-Projekte ignoriert den Vorschlag bislang, zumindest öffentlich. | |
Nach Außen dringt allein die Botschaft des OLPC-Wikis, dass Gerüchte über | |
einen Strategiewechsel von Linux hin zu XP falsch seien. "Andererseits | |
wissen wir aber auch, dass Microsoft an einer Windows-Version für den XO | |
arbeitet", heißt es dort. Die könnte nun, sollte alles gut gehen, 2008 | |
fertig sein. Erste, eingeschränkte Testversionen sind für Frühjahr zu | |
erwarten, war zu hören. Mitte 2008 sei mit Versionen in Produktqualität zu | |
rechnen. | |
Microsoft nimmt den OLPC offenbar sehr ernst: Utzschneider teilte mit, | |
zusammen mit externen Entwicklern komme man bereits auf 40 Ingenieure, die | |
an dem Thema arbeiteten. Das ist zwar keine massive Mannstärke für ein | |
Projekt, dessen Geldwert keineswegs feststeht, aber dennoch bemerkenswert - | |
insbesondere, wenn man bedenkt, dass Microsoft sich immer noch nicht sicher | |
genug fühlt, offizielle Pläne zur des Volkslaptops XO zu enthüllen und | |
stattdessen auf Blogs und ansonsten stille Post setzt. | |
Das OLPC-Projekt vermeldet unterdessen erste Erfolge mit seinem so | |
genannten "Give On, Get One"-Vorhaben. Seit vier Wochen kann man sich für | |
400 Dollar einen XO-Rechner nach Hause bestellen, ein zweiter geht in die | |
dritte Welt. Auf diese Art sollen inzwischen 24 Millionen Dollar in die | |
Kassen gespült worden sein, hieß es in Medienberichten - allein aus den USA | |
und Kanada, wo die Aktion exklusiv läuft. Nun wurde die Aktion bis zum | |
Jahresende verlängert. | |
Auch von Regierungsseite gibt es inzwischen mehr Bestellungen: So wurde am | |
Dienstag gemeldet, dass das Erziehungsministerium in Panama 40.000 | |
XO-Maschinen kaufen will, mit einer Option auf 210.000 mehr. Zuvor hatte | |
bereits Uruguay für 100.000 Rechner unterzeichnet, das erwägt, darüber | |
hinaus 300.000 weitere Laptops zu bestellen. | |
Das 2005 gegründete OLPC-Projekt kämpfte nach schnellen Erfolgen bei Hard- | |
und Softwareentwicklung zunächst mit einer schleppenden Resonanz bei der | |
Zielgruppe - den Regierungen der Dritten Welt. Zwar wurden viele | |
Absichtserklärungen getätigt, Verträge jedoch erst einmal nicht | |
unterschrieben. Der Knoten ist offenbar nun geplatzt. | |
7 Dec 2007 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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