# taz.de -- Härtere Strafen und "Warnschussarrest": Innenminister der Union fo… | |
> Ausländische Delinquenten sollen leichter abgeschoben werden können, | |
> junge Straftäter nach Erwachsenenrecht verurteilt werden - darauf einigen | |
> sich die Landesinnenminister der Union. | |
Bild: "Warnschussarrest" und Abschiebung - das fällt der Union zu jungen Straf… | |
WIESBADEN taz Die Länderinnenminister der Union verständigten sich auf | |
einer Tagung in Wiesbaden in einem am Freitag verabschiedetes | |
"Eckpunktepapier" auf ein härteres Vorgehen gegen gewalttätige Jugendliche. | |
Wie schon die Justizminister auf ihrer Konferenz zu Wochenbeginn fordern | |
die Innenminister der CDU/CSU, die Maximalstrafe im Jugendstrafrecht von | |
bislang 10 auf 15 Jahre Haft zu erhöhen. Für Heranwachsende soll zudem "im | |
Regelfall" das Erwachsenenstrafrecht zur Anwendung kommen. Außerdem soll es | |
einen "Warnschussarrest" für jugendliche Delinquenten geben, die zu einer | |
Bewährungsstrafe verurteilt wurden. Und Fahrverbote müssten von den | |
Jugendrichtern nicht mehr nur bei Verkehrsdelikten angeordnet werden | |
können. Es brauche "Gegenmaßnahmen mit spürbarer Wirkung", sagte der | |
hessische Innenminister Volker Bouffier. Junge ausländische Straftäter | |
sollen schon nach der Verhängung einer Freiheitsstrafe von einem Jahr | |
abgeschoben werden. Bislang ist das erst bei einer dreijährigen Haftstrafe | |
möglich. | |
Eine "gemeinsame Erklärung" zum Thema haben auch die Justizminister der SPD | |
aus Bund und Ländern vorgelegt. Man wolle "hart gegen Kriminalität | |
vorgehen", vor allem aber müssten deren Ursachen "konsequent bekämpft" | |
werden, heißt es darin. Die Vorschläge der Union taugten dazu nicht. Sie | |
sei sich mit Kriminologen und Jugendstrafrechtsexperten darin einig, dass | |
die Anhebung der Höchststrafe im Jugendstrafrecht "keinerlei | |
Abschreckungswirkung" entfalte, sagte Bundesjustizministerin Brigitte | |
Zypries (SPD). "Gänzlich untauglich" sei zudem die von der Union geforderte | |
Anwendung des Erwachsenenstrafrechts. Hier fehle jeder Bezug zur Praxis der | |
Jugendgerichte, die Wert auf ein "differenziertes Sanktionssystem" legten. | |
Sinnvoll sei es hingegen, junge Menschen früh zu fördern und dafür zu | |
sorgen, dass sie in stabilen Verhältnissen aufwüchsen. | |
Unterdessen wehrt sich der Hessische Richterbund gegen den Vorwurf von | |
Roland Koch (CDU), dass die Jugendgerichte in Hessen zu langsam arbeiteten | |
würden. Koch selbst trage als Ministerpräsident die Schuld daran, dass | |
Hessen bei der Verfahrensdauer im Ländervergleich so schlecht dastehe. | |
Schließlich seien von Koch im Rahmen der "Operation sichere Zukunft" 120 | |
Richter- und Staatsanwaltsstellen gestrichen worden. Koch habe "die Justiz | |
geplündert" und dürfe sich jetzt nicht darüber wundern, dass es bei der | |
Abarbeitung der Verfahren zu Verzögerungen komme, sagte der Vorsitzende des | |
Hessischen Richterbundes, Ingolf Tiefmann, der Frankfurter Rundschau. | |
Der hessische Justizminister Jürgen Banzer (CDU) führt die überproportional | |
lange Dauer von Jugendstrafverfahren in Hessen auf die hohen Fallzahlen und | |
die "besondere Klientel der Gerichte in der Rhein-Main-Region" zurück. Dort | |
seien mehr schwerwiegendere Delikte als etwa in Nordhessen juristisch | |
aufzuarbeiten und die Täterstrukturen oft "komplex". Dennoch will der | |
Minister die Jugendgerichte unter Zeitdruck setzen. Jetzt müssten | |
"gesetzliche Fristen" für die Abwicklung von Strafverfahren her, sagte | |
Banzer. In anderen Ballungsräumen dauern die Verfahren der | |
Jugendgerichtsbarkeit auch ohne eine solche Fristenvorgabe im Durchschnitt | |
nur halb so lang wie in Hessen. | |
Am Freitag erreichte die gegenwärtige Debatte einen neuen Höhepunkt. "Ich | |
glaube, dass Roland Koch ja eigentlich von Herzen froh war, dass dieser | |
schreckliche Vorfall in München in der U-Bahn passiert ist", sagte | |
SPD-Fraktionschef Peter Struck im Deutschlandfunk. Er frage sich, ob Koch | |
das Thema auch in dieser Form aufgegriffen hätte, wenn es sich bei den | |
Tätern um deutsche Jugendliche gehandelt hätte. Eine von der CDU wegen | |
dieser Kritik geforderte Entschuldigung lehnte Struck mit den Worten ab: | |
"Die kann mich mal." | |
11 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
K.-P. Klingelschmitt | |
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