# taz.de -- Anbauverbot in Frankreich: Gemüsesuppe statt Genmais | |
> Mit Hungerstreik protestierten Globalisierungskritiker um den Bauern José | |
> Bové gegen den Genmaisanbau in Frankreich. Neue Forschungserkenntnisse | |
> führen zum Anbauverbot. | |
Bild: José Bové am ersten Tag seines Hungerstreiks. | |
PARIS taz Noch nie hat dem Alternativbauern und Globalisierungskritiker | |
José Bové ein Gemüsesüppchen so sehr geschmeckt. Zusammen mit seinen | |
Mitstreitern beendete er am Samstag an der rue de la Banque im Pariser | |
Zentrum seinen Hungerstreik, um mit dieser einfachen Siegesmahlzeit den | |
Erfolg der kollektiven Fastenaktion gegen den Genmaisanbau zu feiern. | |
"Endlich wird öffentlich und offiziell zugegeben, was wir schon immer | |
gesagt haben", triumphierte Bové, der am 3. Januar seinen Hungerstreik | |
begonnen hatte. Doch schon zuvor hatte es der Globalisierungskritiker nie | |
bei Worten bewenden lassen, um angesichts der noch nicht einschätzbaren | |
Risiken für Umwelt und Artenvielfalt das Verbot genetisch modifizierter | |
Pflanzen zu verlangen. Weil er mehrmals zusammen mit Gleichgesinnten | |
Genmaisfelder mit der Sense niedergemäht hatte, war er gerichtlich belangt | |
und verurteilt worden. | |
Am Freitag war eine von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy eingesetzte | |
Expertenkommission zum Schluss gelangt, dass "ernsthafte Bedenken" gegen | |
MON 810, die einzige bisher für den kommerziellen Anbau in Frankreich | |
zugelassene genetisch veränderte Maissorte, vorliegen. "Die ursprünglichen | |
Studien zu MON 810 erwähnten eine Verstreuung auf einigen hundert Metern. | |
Eine kürzliche Studie in Kanada belegt, dass diese Verbreitung mehr als | |
hundert Kilometer betragen kann", heißt es in dem Bericht der Kommission. | |
Zudem sei die Genveränderung nicht nur gegen Parasiten wirksam, die bisher | |
den Mais befallen, sondern gefährde auch andere Organismen und Lebewesen. | |
Bis "Unklarheiten" eventuell durch weitere Forschungen beseitigt werden | |
können, empfehle die Kommission darum aus Gründen der Vorsicht ein | |
Moratorium. | |
Bei einer Umweltkonferenz im Herbst 2007 war in Frankreich bereits | |
vorübergehend das Aussäen von Genmais ausgesetzt worden. Jetzt löst | |
Premierminister François Fillon ein Versprechen von Sarkozy ein, der gesagt | |
hatte, er werde sich dem Urteil der kompetenten Fachleute anschließen und | |
sich bei der EU auf die Klausel berufen, die es ermöglicht, aus triftigen | |
Gründen eine nationale Ausnahmeregelung von der EU-Gesetzgebung zu | |
verlangen. | |
Die Genmanipulatoren der Firma Monsanto äußerten postwendend "ernsthafte | |
Zweifel" an den Bedenken der französischen Experten. Der Vorsitzende des | |
größten Bauernverbands, FNSEA, Jean-Michel Lemétayer, erklärte, die | |
Entscheidung der konservativen Regierung sei bestürzend. Diese habe "zu | |
wenig Distanz" und sage den Franzosen "aus politischen Interessen nicht die | |
volle Wahrheit". Und wenn schon, müsse der Staat konsequent sein und nicht | |
nur den Genmaisanbau in Frankreich, sondern auch den Import von Genmais | |
sowie die Einfuhr von genetisch modifizierter Sojabohnen als Tiernahrung | |
verbieten. | |
Die Welthandelsorganisation (WTO) fordert unter dem Druck der | |
Produzentenländer (USA, Argentinien, Kanada), dass die EU das Instrument | |
der Ausnahmeklausel außer Kraft setzt. Die USA drohen laut Angaben von Le | |
Figaro bereits mit einer Schadenersatzklage für den Fall, dass Frankreich | |
auch den Import von Genmais untersagt. | |
14 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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