Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fünf Milliarden Euro verzockt: Pariser Bankenskandal weitet sich a…
> Ein Société-Général-Händler jonglierte mit bis zu 50 Milliarden Euro an
> der Börse, die Bank verlor Milliarden Euro. Die These vom Einzeltäter
> wird an der Börse aber bezweifelt.
Bild: "Es waren einfache Transaktionen": Zentrale von Société Générale
PARIS taz "Böswilligkeit", sagt Philippe Citerne. So versucht der Vizechef
der Société Générale den Super-GAU zu erklären, in den sein Unternehmen
geschlittert ist. Die zweitgrößte Bank Frankreichs hat allein in dieser
Woche 4,9 Milliarden Euro verloren. Ein Rekordverlust, wie es ihn nie zuvor
in Frankreich gegeben hat. Verantwortlich dafür soll der 31-jähriger
Händler Jérôme Kerviel sein. Der junge Angestellte soll ganz allein
Future-Geschäfte, Spekulationen auf künftige Marktentwicklungen, getätigt
haben. Die These vom Einzeltäter wird an der Börse allerdings bezweifelt.
Mit seinen Geschäften, die in der Bank angeblich keiner Kontrollinstanz
aufgefallen sind, soll er sich laut Bank persönlich nicht bereichert haben.
"Es waren einfache Transaktionen", erklärte Bankdirektor Daniel Bouton am
Freitag, "die aber mit ausgefeilten Techniken kaschiert wurden."
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs, der Händler und
mehrere seiner Vorgesetzten sind entlassen worden - und die beiden
Bankdirektoren werden während der ersten sechs Monate dieses Jahres auf
ihre Gehälter verzichten. Die Direktoren boten ebenfalls ihre Rücktritte
an, doch die Aufsichtsinstanzen der Bank lehnten ab. Um die Krise
einzudämmen, hat die Bankdirektion eine Kapitalaufstockung um mehr als fünf
Milliarden angekündigt. Woher das Geld kommen soll, erklärte sie nicht.
Intern aufgeflogen war der Skandal Ende der vergangenen Woche. Doch die
Bankoberen hielten die Informationen eine Woche lang zurück. Die
französische Regierung erfuhr erst an diesem Donnerstag davon. "Es handelt
sich um eine Privatbank, es bestand keine Verpflichtung zur Meldung", sagte
Regierungschef François Fillon gestern bei einer Pressekonferenz in Davos.
Die Affäre sei aber so groß, "dass man auch eine schnellere Information
hätte erwarten können".
Der Chef der französischen Zentralbank, Christian Noyer, der bereits am
vergangenen Freitag informiert worden war, erklärte gestern, "an dem Tag
war die Société Générale in einer gefährlichen Situation. Jetzt ist sie
geheilt." Die Verluste der Bank wären niedriger ausgefallen, wenn der
Skandal nicht zeitgleich mit der Kreditkrise in den USA aufgeflogen wäre,
so Noyer.
Die Direktion der Bank hatte nach der Aufdeckung der Affäre intensive
Gespräche mit dem 31-Jährigen und seinen Vorgesetzten geführt. Am Montag,
auf dem Höhepunkt der von den USA ausgegangenen Hypothekenkrise, stießen
sie sämtliche Futures ab, die Jérôme Kerviel für die Bank gekauft hatte.
Angeblich hat Kerviel die Geschäfte während des kompletten Jahres 2007
getätigt und sie Anfang dieses Jahres intensiviert. Laut Zeitungsberichten
soll er mit bis zu 50 Milliarden Euro gehandelt haben. Persönlich hat sich
Kerviel bislang nicht geäußert. Seit seiner Entlassung ist er abgetaucht.
Seine Anwältin Elisabeth Meyer versicherte gestern, sie habe ihn
gesprochen. Er wolle sich keineswegs der Justiz entziehen. Ihm drohen fünf
bis 15 Jahre Gefängnis.
Der britische Händler Nick Leeson, der 1995 die britische Barings-Bank mit
spekulativen Geschäften in die Knie gezwungen hat, wofür er jahrelang im
Gefängnis war, erklärte gestern, er sei nicht von dem Betrug überrascht.
Wohl aber von dem Ausmaß. Verglichen mit dem französischen Händler ist
Leeson ein Waisenkind. Er verursachte "nur" Verluste von 1,4 Milliarden
Dollar.
26 Jan 2008
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.