# taz.de -- Ursachen und Betroffene: Diagnose Parkinson | |
> Mao, Papst Johannes Paul II, Muhammad Ali: Die Liste der Morbus | |
> Parkinson-Betroffenen ist lang. Die Ursachen der Schüttellähmung sind | |
> noch im Dunkeln. | |
Bild: Auch er soll an Morbus Parkinson gelitten haben: Mao Tse-tung. | |
In der vergangenen Woche überraschte der Schauspieler Ottfried Fischer die | |
Öffentlichkeit mit der Nachricht, dass er an Parkinson erkrankt sei. Der | |
Schauspieler lenkt dadurch den Blick auf ein Leiden, das in den letzten | |
Jahren immer wieder durch prominente Opfer wie Prinz Claus, Michael J. Fox | |
und den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. auf sich aufmerksam | |
machte. | |
Die Liste der Betroffenen reicht weit zurück, bis zu Mao Tse-tung und | |
Wilhelm von Humboldt, was deutlich macht, dass die Erkrankung wohl schon | |
recht lange existiert. Erstmals beschrieben wurde sie 1817 von dem | |
englischen Arzt James Parkinson. Seitdem wurde intensiv an ihr geforscht, | |
doch sie gilt nach wie vor als nicht heilbar. | |
Auch ihre Auslöser liegen noch im Dunkeln. Während Ottfried Fischer zu | |
einer Menschengruppe mit hoher Erkrankungswahrscheinlichkeit gehört - | |
starkes Übergewicht verdoppelt das Risiko -, sollten Sportler wie Muhammad | |
Ali eher davor geschützt sein. | |
Insgesamt erscheint Morbus Parkinson meistens zwischen dem 50. und 60. | |
Lebensjahr, Männer trifft es etwas häufiger als Frauen. | |
Physiologisch zeigt sich die Nervenerkrankung durch einen Verfall von | |
Mittelhirnzellen, die dann kein Dopamin mehr produzieren können, mit dessen | |
Hilfe normalerweise die Bewegungen des Körpers gesteuert werden. Es kommt | |
zu motorischen Störungen: Typisch ist der Verlust der Kontrolle über die | |
Muskeln in Armen, Beinen und Gesicht; die Bewegungen werden langsam, die | |
Schritte schlurfend und kurz, die Mimik wird starr und ausdruckslos. Viele | |
Patienten leiden unter Muskelzittern - wie etwa Muhammad Ali, als er 1996 | |
das olympische Feuer entfachte. | |
Die Erkrankung kommt nicht über Nacht, sondern schleichend. Wird sie von | |
Ärzten bemerkt, ist der Schaden in der Regel schon groß, nicht selten sind | |
dann schon 70 Prozent der dopaminergen Mittelhirnzellen zerstört. Experten | |
schätzen, dass in Deutschland etwa 250.000 Menschen an Morbus Parkinson | |
leiden, doch nur 100.000 eine entsprechende Behandlung erhalten. Die | |
Krankheit schreitet zwar unaufhaltsam voran, doch es gibt mittlerweile | |
diverse Möglichkeiten zur Linderung der Parkinson-Symptome. | |
Mittel der ersten Wahl sind die L-Dopa, eine Vorstufe des Dopamins, sowie | |
unterschiedliche Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn | |
verlangsamen. Sie sind jedoch nicht ohne Probleme. "Prinzipiell können alle | |
Anti-Parkinson-Medikamente unter hoher Dosierung und vor allem im | |
fortgeschrittenen Krankheitsstadium Halluzinationen sowie paranoide | |
Störungen auslösen", warnt der Neurologe Professor Alfons Schnitzler von | |
der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. | |
Seit Mitte der Neunziger kann man den Patienten eine Art | |
"Hirnschrittmacher" einpflanzen: Seine elektronischen Impulse dämpfen die | |
überschießende Signale im geschädigten Mittelhirn, so dass der Patient | |
wieder etwas mehr Kontrolle über seine Bewegungen bekommt. | |
Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und der Universität Köln | |
arbeiten zurzeit an einem Hirnschrittmacher, der die Parkinson-Symptome | |
nicht nur unterdrücken, sondern sie korrigieren und das Gehirn wieder | |
normal funktionieren lassen soll. Noch ist er jedoch mit den Ausmaßen eines | |
Schuhkartons schlichtweg zu groß, um ihn implantieren zu können. | |
8 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Jörg Zittlau | |
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