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# taz.de -- Europäisches Labor fürs Weltall: Columbus ist auf dem Weg
> Seit Dezember wartete die Space Shuttle-Besatzung nun schon darauf, das
> europäische Weltraumlabor "Columbus" endlich zur ISS zu bringen. Nun hat
> es geklappt.
Bild: Hans Schlegel prüft seinen Raumanzug für die Columbus-Mission
BERLIN taz "Columbus" ist der ganze Stolz der europäischen Raumfahrt. Zwei
Milliarden Dollar teuer und schon seit den Achtzigerjahren geplant, soll
das im Sommer endlich fertiggestellte High-Tech-Labor die internationale
Raumstation ISS zum ultimativen Experimentierort im All machen - mit der
Möglichkeit, komplexe Versuche unter völlig neuen Bedingungen
durchzuführen. Auch Deutschland ist an dem Projekt stark beteiligt: In
Bremen fand der Endausbau des zehn Tonnen schweren zylindrischen Moduls
statt, das mit bis zu neun Tonnen Laborgerätschaften voll geladen werden
kann.
2009 könnte damit dann ein großes Wissenschaftsprogramm starten, sobald die
ISS mit der vollen Mannschaftsstärke von sechs Personen besetzt ist. Denn
dann kann das Forschungsmodul, das die Laborkapazität der ISS mit einem
Schlag nahezu verdoppelt, auch sinnvoll genutzt werden.
Das Problem: Zwei Monate gelang es der NASA nicht, Columbus ins All zu
bringen, damit das Labor dort an die Raumstation angedockt werden kann. Der
Transport war von zahlreichen Pannen geplagt - eine Verschiebung reihte
sich an die andere. Zunächst kam es Ende Oktober beim Anbringen eines 70
Meter langen, neuen Sonnensegels an der Raumstation zu Beschädigungen:
Eines von 30 Einzelteilen riss bei der Entfaltung des Panels, und ließ sich
nicht komplett ausfahren.
Nach einer komplizierten Außenbord-Reparatur an dem Energieerzeuger, der
künftig auch zur Versorgung des europäischen Weltraumlabors genutzt werden
soll, lief der NASA die Zeit davon. Ein Start der Raumfähre Atlantis, die
Columbus schließlich zur ISS bringen sollte, musste im Dezember dann auch
noch wegen technischer Probleme an der Anzeige des Treibstofftanks
verschoben werden. Das Team, darunter auch der erfahrene deutsche Astronaut
Hans Schlegel, durfte nicht fliegen. Erst im Februar öffnete sich ein
neuerliches Startfenster für den nächsten Startversuch.
Dieser Termin konnte auch genutzt werden. Neue Panne, die erneut eine
Verschiebung nach sich zogen, traten nicht auf. Pünktlich um 20.45 Uhr MEZ
startete am Donnerstag die US-Weltraumfähre Atlantis mit Columbus vom
Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida. "Damit beginnt für die
europäische Raumfahrt ein neues Kapitel", sagte erleichtert Jean-Jaques
Dordain, Chef der Europäischen Weltraumbehörde ESA.
Großer Jubel und Erleichterung herrschten auch im Kontrollzentrum des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im bayerischen
Oberpfaffenhofen, von wo aus das Weltraumlabor künftig überwacht wird.
Dabei gab es gleich zwei Mal Applaus: beim Abheben des Shuttles um 20.45
Uhr und neun Minuten später, als der große Außentank abgetrennt wurde, und
die Raumfähre damit die gefährliche erste Startphase hinter sich hatte. Bis
dahin hatten einige Zuschauer noch mit den Händen vor dem Gesicht gebannt
zugesehen.
Die Atlantis-Mannschaft ist mit sieben Personen besetzt. Sie sollen am
Samstag an die ISS andocken. Hans Schlegel, mit 56 Jahren ältestes Mitglied
der Crew, soll sich als Missionsspezialist der ESA insbesondere um Columbus
kümmern. Das wird nicht unkompliziert: Es sind komplexe Umbaumaßnahmen beim
Andockmanöver notwendig. Der Roboterarm, den die Kanadier zulieferten,
hievt dazu Columbus aus dem Bauch der Atlantis und bringt das Modul vor dem
Verbindungsmodul "Harmony" in Position. Dann erfolgt die Endmontage.
Zwischen den Arbeiten wird die aktuelle Standardprozedur zur
Shuttle-Sicherheit durchgeführt: Dabei inspizieren die Astronauten die
Außenhaut und die Hitzeschilde, um beim Wiedereintritt keine bösen
Überraschungen zu erleben.
Ist Columbus dann endlich angebracht, endet auch hier eine Odyssee: Bereits
seit 1985 verfolgt die ESA das Laborprogramm und passte es ständig an die
neuen ISS-Bedingungen an. Lieferanten veränderten sich ebenso wie die
Budgetierung. Neben Columbus existiert mit "Destiny" bereits seit sieben
Jahren ein kleineres Labor an Bord der Raumstation. Bald soll außerdem noch
ein drittes Forschungssegment, "Kibo" aus Japan, an die ISS angebracht
werden.
7 Feb 2008
## AUTOREN
Ben Schwan
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