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# taz.de -- „Wir sind wieder zurück!“: Wird Haiti wieder schön?
> Haiti präsentiert sich selbstbewusst auf internationalen
> Touristik-Messen. Doch im „Land der Berge“ kommt es immer noch zu
> Übergriffen
Bild: Karibik pur: Taino-Strand
Haiti will wieder zurück auf die touristische Landkarte, trotz der
anhaltend angespannten Sicherheitslage im Land. Das „Land der Berge“ werde
wieder an seine „ehemals führende Rolle im Karibiktourismus“ anknüpfen,
sagte der haitianische Tourismusminister Patrick Delatour. Nach Jahrzehnten
politischer Unruhen sei sein Land wieder weitgehend sicher für Urlauber.
Die seit fast vier Jahren im Land stationierte UN-Blauhelmtruppe Minustah
habe die kriminellen Gruppen in den Unruhezentren weitgehend entwaffnet und
unter Kontrolle. Gewaltkriminalität gebe es schließlich auch in anderen
Ländern, in denen jedes Jahr hunderttausende Fernreisende ihren Urlaub
verbringen.
Nach Jahren der Abstinenz präsentierten sich Tourismusvertreter erstmals
wieder auf der diesjährigen Karibiktourismusbörse Caribbean Marketplace in
Nassau, Bahamas. „Wir sind wieder zurück!“, verkündete die Haiti Tourist
Association (ATH). Und Repräsentanten der Hotelvereinigung luden Mitglieder
internationaler Reiseveranstalter zu einer Rundreise durch das Land ein, um
sich die Hotelanlagen und Ferienziele im Land selbst anzuschauen. Auch auf
der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) im März
werde Haiti aktiv um Urlauber werben, kündigte die Vertreterin der
Hotelvereinigung Haitis, Stéphanie B. Villedrouin, an.
Putsche und Gegenputsche, Massaker an linken Oppositionellen, Morde von
Todesschwadronen, die mit Terror die alte Duvalier-Herrschaft
wiederherstellen wollten, führten dazu, dass seit Mitte der Achtzigerjahre
Haiti als Reiseland nicht mehr gefragt war. Der Club Med, einer der ersten
Großen in der Karibik. schloss sein Beach Resort an der Küste von Arcadins.
Die kleinen Hotels an der Südküste rund um Jeremie mussten mangels
Feriengästen ihre Möbel einmotten. Niemand wollte sich mehr an den feinen
Stränden im Süden sonnen.
Wanderer machten einen Bogen um den Forêt des Pins. Auf der Insel La Vache
kümmerten sich die Fischer nur noch um den nächsten mageren Fang und
konnten ihr Einkommen nicht mehr mit Sportanglern aufbessern. Und am Fuß
der vom schwarzen „Sonnenkönig“ Henri Christophe gebauten Festungsanlage
Sans Souci langweilten sich die Maultiertreiber mangels Besucher.
UN-Vertreter sowie in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince
akkreditierte Botschaftsangehörige bescheinigen dem Land, dass es sicherer
geworden sei. Die Situation habe sich grundlegend verbessert. Allerdings
bestehen aufgrund der noch immer vorkommenden Überfälle und Entführungen
Reisewarnungen der US-Regierung und der Europäischen Union. Auch das
deutsche Außenministerium warnt aufgrund der Sicherheitssituation „vor
Reisen nach Haiti“. Eine der wichtigsten Aufgaben der Tourismusvertreter
werde es jetzt sein, Vertrauen bei den ausländischen Regierungen zu
schaffen, damit die Reisewarnungen aufgehoben würden, sagt die Vertreterin
der haitianischen Hotelliers, Villedrouin.
Die in Haiti stationierten Blauhelmsoldaten, Mitarbeiter der UNO und
ausländischer Hilfsorganisationen haben derweil für die Wiederbelebung des
am Boden liegenden Tourismus gesorgt. Knapp 10.000 UN-Mitarbeiter sind
derzeit im Land stationiert. Auch sie brauchen Erholung von ihrem
„Sicherheitsjob“. Zuerst entstanden kleine Hütten in Strandnähe, dann
wurden ehemalige Hotelanlagen wieder in Betrieb genommen. Zufahrtstraßen
wurden neu gebaut. Und vor Kurzem eröffnete auch der ehemalige Club Med in
Arcadins wieder seine Pforten. 200 Zimmer bietet die nun Club Indigo
genannte Anlage. Derzeit verfügt Haiti insgesamt über 900 Gästezimmer.
16 Feb 2008
## AUTOREN
Hans-Ulrich Dillmann
## TAGS
Haiti
Tourismus
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