# taz.de -- Kommentar Olympiafackellauf: Das Spiel mit dem Feuer | |
> Die Olympiaflamme steht in diesem Jahr für das repressive Regime in | |
> China. Hilflos schauen dessen Funktionäre auf den Protest am Rande des | |
> Fackellaufs. Selbst das IOC macht Druck. | |
Bild: Nicht mal die Unterstützer bekamen die Fackel in San Francisco zu sehen. | |
Die olympische Flamme, so war es mal gedacht, sollte die Spiele der | |
Spitzensportler weihen. Das Feuer, in den Ruinen von Olympia entzündet und | |
von Staffelläufern durch die Welt getragen, sollte das Ereignis mit jenem | |
Symbolkitsch überstrahlen, den sich Olympiafunktionäre einst für die | |
"Jugend der Welt" ausgedacht haben. | |
In diesem Jahr aber ist alles anders. Seit China den Zuschlag für die | |
Olympischen Spiele bekommen hat und sie als nationales Prestigeprojekt | |
verfolgt, steht die Flamme nicht mehr für Fairness und Friedfertigkeit. Sie | |
steht jetzt auch für ein repressives Regime, das Autonomiebestrebungen wie | |
in Tibet bekämpft, die Menschenrechte verletzt und Dissens unterdrückt. | |
Deshalb stürzen sich in London und Paris jetzt Demonstranten auf die | |
Läufer, die das olympische Feuer um den Globus tragen, um es zu löschen. | |
Peking schäumt und spricht von "Sabotage". Es wollte die Olympischen Spiele | |
als Bühne nutzen, um sich im besten Licht zu präsentieren. Nun muss es | |
entgeistert mitansehen, wie ihm außerhalb der eigenen Grenzen die Regie | |
entgleitet. Hilflos schauen die Parteifunktionäre auf die Proteste in Paris | |
und London, die sich bald schon in San Francisco und Delhi wiederholen | |
dürften. Der Fackellauf wird zum politischen Fanal, der Imageschaden mit | |
jedem Kilometer größer. | |
China hat unterschätzt, welche Nebeneffekte die Olympischen Spiele mit sich | |
bringen würden. Erst am 4. Mai wird die Fackel in China ankommen, wo sich | |
das öffentliche Bild sicher besser steuern lässt. Doch die Aussicht auf | |
Szenen von einsamen Fackelträgern, die das olympische Feuer an | |
uniformierten Sicherheitskräften vorbei durch ein menschenleeres Tibet | |
eskortieren, dürfte auch so manchem im Internationalen Olympischen Komitee | |
(IOC) Unbehagen bereiten. Ihr Symbol droht, schweren Schaden zu erleiden. | |
Selbst das IOC reiht sich darum nun vorsichtig in die Schar der Kritiker | |
ein. IOC-Chef Jacques Rogge forderte von China gar eine "schnelle und | |
friedliche" Lösung in Tibet - bislang hatte er das Credo von den | |
"unpolitischen" Spielen strapaziert. Der Druck auf China wird also größer. | |
Bislang zeigt man sich dort aber unfähig, einen Umgang mit dieser | |
Herausforderung zu finden. | |
8 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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