# taz.de -- Kommentar Carters Israel-Besuch: Einfache Botschaft, richtige Idee | |
> Carter konterkariert demonstrativ die amerikanische Außenpolitik - und | |
> stößt damit in Washington und Jerusalem und selbst in europäischen | |
> Hauptstädten nur auf entschlossene Ignoranz. | |
Bild: Die Hamas müsse einbezogen werden, alles andere sei „kontraproduktiv�… | |
Die Hamas will mit Israel nicht reden, die Hamas will Israel vernichten. | |
Trotzdem will Jimmy Carter mit der Hamas reden. Und auch noch mit Syrien, | |
dem Iran und den Muslimbrüdern. Alles verschworene Erzfeinde Israels. Viele | |
finden das schlicht unziemlich für einen ehemaligen US-Präsidenten. Carter | |
konterkariert demonstrativ die amerikanische Außenpolitik - und stößt damit | |
in Washington und Jerusalem und selbst in europäischen Hauptstädten nur auf | |
entschlossene Ignoranz. Carter ist ein politischer Outlaw des Westens im | |
Nahen Osten. Sein spitzer Vergleich der hochgelobten "einzigen Demokratie | |
des Nahen Ostens" mit dem Apartheidregime Südafrikas hat ihn in Jerusalem | |
zu einem ungeliebten Gast gemacht, dem man die sonst üblichen Honneurs für | |
einen Expräsidenten versagt. Keine Sicherheitskooperation, keine | |
hochrangigen politischen Gesprächspartner, keine Einreise nach Gaza, ins | |
Hamas-Land. | |
Jimmy Carter hat so gar nichts vom typischen Elder Statesman, der | |
altersweise, mit Bedacht und Abstand über den ungerechten Lauf der Welt | |
parliert. Jimmy Carter mischt sich ein. Und zwar mit Verve. In dieser Rolle | |
hat er zwei große Vorteile: Mut und Erfahrung. Er ist der einzige | |
US-Präsident, der einen Friedensvertrag im Nahen Osten zustande gebracht | |
hat, der noch heute hält, das Camp-David-Abkommen von 1978. Und er ist der | |
einzige ehemalige US-Präsident, der die Courage aufbringt, die politische | |
Sprachlosigkeit amtlicher Kriegspolitik zu durchbrechen. Seine Botschaft | |
ist schlicht, aber bis heute unwiderlegt. Wer einen Schritt zum Frieden tun | |
will, muss mit seinen Feinden reden. Er muss die Absichten seines Feindes | |
kennen und verstehen. Die Hamas wird nicht morgen ihre Waffen niederlegen, | |
weil Carter Hamas-Chef Chaled Meschal in Damaskus trifft. Aber Carter wird | |
all jenen, die hören wollen, mitteilen können, wie ein Gesprächs- und | |
Verhandlungsfaden zur Hamas gesponnen werden kann, wenn man ihn braucht. | |
Oder wie nicht. | |
Jimmy Carter ist kein Gegenpolitiker, Carter versteht sich als | |
Kommunikator. In dieser Rolle ist er glänzend. Es ist töricht, ihn als | |
politisch nicht korrekt auszugrenzen. Und es wäre klug, seine Dienste in | |
Anspruch zu nehmen. | |
16 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
## TAGS | |
Jimmy Carter | |
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