# taz.de -- Verbot von Schönheits-OPs gefordert: Politik will keine superschö… | |
> Schönheits-OPs sind riskant, werden aber immer beliebter - vor allem bei | |
> Jugendlichen. Union, SPD und Kinderärzte prangern ein verzerrtes | |
> Schönheitsideal an und fordern rechtliche Schritte. | |
Bild: Schiefe Nasen, schlaffe Brüste oder Falten mit 30 - klarer Fall für den… | |
BERLIN taz Schiefe Nasen, schlaffe Brüste oder Falten mit 30 - für immer | |
mehr Deutsche sind körperliche Mankos wie diese ein Grund, sich auf den | |
OP-Tisch zu legen. Doch der Wunsch nach maßgeschneiderter Schönheit ist | |
teuer - und risikoreich. Jeder fünfte Patient klagt inzwischen nach | |
Schönheitsoperationen über Komplikationen, heißt es in einer Studie der | |
Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft. | |
Der Trend zu künstlichen Idealmaßen hat die Gesundheitspolitiker von Union | |
und SPD längst auf den Plan gerufen. In einem gemeinsamen Antrag, der am | |
Mittwoch im Gesundheitsausschuss mit Sachverständigen diskutiert wurde, | |
fordern sie gesetzliche Regelungen, um Missbräuche bei | |
Schönheitsoperationen künftig zu verhindern. | |
Besonders zwei Dinge wollen die Antragsteller ändern: Künftig sollen nur | |
noch ausreichend qualifizierte Ärzte operieren dürfen, vor allem aber soll | |
der Boom von Schönheits-OPs bei Jugendlichen gestoppt werden. "Der Wunsch | |
nach einem neuen Busen zum Abitur ist keine Ausnahme mehr", heißt es im | |
Antrag. Zehn Prozent der Patienten, oder rund 100.000 Fälle, sind nach | |
Angaben der Vereinigung Deutscher Plastischer Chirurgen jünger als 20 | |
Jahre. Hürden gibt es für Kinder kaum: Für eine OP braucht man keine | |
medizinische Begutachtung, nur die Zustimmung der Eltern. | |
Stärkeren Schutz vor unqualifizierten Operateuren und bessere Aufklärung | |
wollte am Mittwoch auch auf der Seite der Sachverständigen niemand so | |
richtig ablehnen, aber ein bisschen gestritten wurde trotzdem: über die | |
Zahlen und die tatsächliche Notwendigkeit neuer Regelungen. Insbesondere | |
Chirurgen sehen in den im Antrag genannten Daten eher alarmistische | |
Zahlenspielchen als empirische Belege. "Das Problem der Eingriffe bei unter | |
18-jährigen Patienten wird aus unserer Sicht überschätzt", sagte Christian | |
Gabka, Präsident der Vereinigung der deutschen ästhetisch-plastischen | |
Chirurgen. "Fast ausschließlich" handele es sich dabei "um Korrekturen von | |
sogenannten Fehlbildungen, zumeist der Ohren". Neue Regelungen seien nicht | |
erforderlich. Anders sieht das der Berufsverband der Kinder- und | |
Jugendärzte. Für Präsident Wolfram Hartmann ist die steigende Nachfrage | |
junger Menschen Ausdruck eines verzerrten und medial verstärkten | |
Schönheitsideals. "Operative Eingriffe an einem an sich gesunden Körper | |
gehören sich nicht", sagte Hartmann der taz. "Die Folgen sind unabsehbar." | |
Ähnlich argumentierte die Bundesärztekammer. Gegen den "unerträglichen | |
Medienhype um den Schönheitskult" brauche es neue rechtliche Regeln, | |
forderte Vizepräsidentin Cornelia Goesmann. Jetzt berät erst mal der | |
Ausschuss. Es dürfte so noch einige Monate dauern, bis das Plenum des | |
Bundestages sich dem Thema widmet und Schönheits-OPs den Kampf ansagt. | |
24 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Veit Medick | |
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