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# taz.de -- Verbindungen zu Todesschwadronen: Kolumbiens Präsident in Bedräng…
> Die Verhaftung eines Cousins des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe
> macht dessen eigene Verbindungen zu den rechtsextremen Paramilitärs immer
> offensichtlicher.
Bild: Demonstranten rangeln mit der Polizei als der Wagen mit Mario Uribe die c…
Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe wird immer einsamer. Am Dienstag war sein
Cousin, Mario Uribe, zunächst in die costa-ricanische Botschaft geflüchtet
und hatte um politisches Asyl gebeten. Zuvor war von der Staatsanwaltschaft
in Bogotá Haftbefehl gegen ihn wegen seiner mutmaßlichen Verbindungen zu
den paramilitärischen Todesschwadronen AUC erlassen worden, die seit Mitte
der 90er-Jahre im geheimen Auftrag der Großgrundbesitzer gegen Guerilleros
und Landarbeiterorganisationen vorgingen. Die Bitte um Asyl war vom
costa-ricanischen Außenministerium abgelehnt worden. Beim Verlassen der
Botschaft wurde Mario Uribe verhaftet.
Für Iván Cepeda, den Vorsitzenden der Menschenrechtsorganisation Movimiento
Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado (Movice), ist mit dem Haftbefehl
gegen Mario Uribe endgültig auch die Regierungskoalition und Präsident
Álvaro Uribe selbst in den "Parapolitik"-Skandal verwickelt. "Mario Uribe
ist eine Person, die ihr politisches Leben eng mit dem des Präsidenten
verknüpft hat", sagte Cepeda dem Fernsehsender Telesur.
Mario Uribe war schon zu Álvaro Uribes Zeiten als Gouverneur der Provinz
Antioquia ein enger politischer Weggefährte des jetzigen Präsidenten. Beide
hatten im August 1985 die Partei Colombia Democrática gegründet, die seit
2002 mit Álvaro Uribe den Präsidenten stellt. Álvaro Uribe selbst soll
bereits als Gouverneur enge Beziehungen zu den Paramilitärs unterhalten
haben. Der Präsident war von 1995 bis 1997 Gouverneur der Provinz
Antioquia, in der auch die Bananenregion Urabá liegt. Der oppositionelle
Senator Gustavo Petro hatte schon vor einem Jahr schwere Vorwürfe gegen den
Präsidenten und seine Familie erhoben. Nach Petro diente ein Landgut der
Uribes als Unterschlupf und Lager der paramilitärischen Gruppe "Doce
Apóstoles". Petro warf dem Präsidenten vor, durch die Duldung der Gruppen
den Paramilitarismus unterstützt zu haben.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft liegen Beweise vor, nach denen sich
Mario Uribe mit führenden Vertretern der paramilitärischen Gruppen
getroffen haben soll, unter anderem im März 2002 mit Salvatore Mancuso, der
damaligen Nummer zwei der AUC. Ein früheres Treffen mit anderen Mitgliedern
der AUC habe schon 1998 stattgefunden. Mancuso machte später öffentlich,
dass die US-Bananenmultis Dole, Chiquita und Del Monte einen Cent pro
exportierter Bananenkiste als Schutzgeld an die Paramilitärs abgeführt
hätten.
Im Oktober 2007 war Mario Uribe von seinem Amt als Senator zurückgetreten.
Der Präsident zeigte sich damals sehr traurig über diesen Schritt.
Mittlerweile sitzt auch Mario Uribes Nachfolger, Eduardo Elcure Chacón,
nicht mehr auf dem Senatorensessel. Er wurde bereits vor einigen Monaten
verhaftet.
Das Treffen mit Salvatore Mancuso war bedeutsam, denn der heute 43-jährige
ehemalige Viehzüchter hatte 2004 den AUC-Gründer Carlos Castaño an der
Spitze der Organisation abgelöst. Es wird vermutet, dass Castaño von seinen
eigenen Leuten aus dem Weg geräumt wurde. Im Dezember 2005 legte Mancuso
nach Verhandlungen mit der Regierung die Waffen nieder.
Anfang 2007 packte Mancuso aus. Er gab die Beteiligung an 87 Verbrechen mit
336 Opfern zu. Seine Aussagen belasteten zahlreiche Politiker und führten
im Mai 2007 zur Festnahme von vier Senatoren und einen Abgeordneter wegen
ihrer Verbindungen zu Paramilitärs.
Mittlerweile sitzen 32 Politiker hinter Gitter, zahlreiche davon Mitglieder
der Colombia Democrática. Mario Uribe ist die Nummer 33.
23 Apr 2008
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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