# taz.de -- Drogenbericht der Bundesregierung: Teenies finden Fluppen öde | |
> Tabakkonsum geht zurück, auch kiffen Jugendliche weniger. Alkohol ist | |
> laut dem Jahresbericht der Drogenbeauftragten hingegen wieder im Kommen. | |
Bild: Smoke on the water: Jugendliche rauchen am Rande des G8-Gipfels Wasserpfe… | |
Zigaretten werden unbeliebt. Seltener als zuvor qualmen Teenies auf Partys | |
oder Pausenhöfen. Heute raucht nicht einmal jeder fünfte Jugendliche. 2001 | |
war es noch fast jeder Dritte. "Das ist ein Erfolg für die Tabakpolitik in | |
Deutschland", sagte Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, | |
die am Montag ihren Jahresbericht vorstellte. | |
Die SPD-Politikerin wertete die Daten als Beleg für einen Gesinnungswandel. | |
Dass die vielen Diskussionen über Nichtraucherschutz auch den Teenies das | |
Rauchen verleiden. | |
Der Wandel betrifft auch das Kiffen. Immer weniger Jugendliche zünden sich | |
Joints an. Laut Bätzing eine logische Entwicklung: "Wer nicht raucht, | |
greift auch weniger zum Joint." Gleich groß geblieben aber ist die Gruppe | |
der "starken Kiffer" - also jener rund 600.000 Teenies, die gleich mehrmals | |
am Tag Cannabis konsumieren. | |
Überhaupt liefert der neue Bericht keinen Beleg dafür, dass sich | |
Jugendliche weniger für Rauschmittel interessieren. Lediglich die Vorlieben | |
ändern sich. Dies zeigt sich etwa beim Trinken. Ein paar Jahre lang | |
vermeldeten Experten wie Statistiker, dass Teenager weniger Alkohol | |
konsumieren. Nun aber wendet sich der Trend. | |
Der Konsum Minderjähriger steigt wieder. Dabei vertieft sich die Kluft | |
zwischen harmlosen Gelegenheitstrinkern und den Teenies, die sich | |
hemmungslos besaufen. So sinkt die Zahl derer, die hin und wieder ein Bier | |
oder ein Glas Wein trinken. Insgesamt gesehen aber steigt der Konsum. 2005 | |
tranken die 12-17-Jährigen noch 34 Gramm Alkohol pro Woche. 2007 waren es | |
bereits 50 Gramm. | |
Die Problemfälle nehmen also zu. Hatte sich 2005 nur jeder fünfte | |
Jugendliche einmal im letzten Monat so richtig betrunken, waren es 2007 | |
schon 26 Prozent. Mehr als verdoppelt hat sich in den letzten acht Jahren | |
die Zahl der Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus | |
landeten. Eine "besondere Eingruppierung" lasse sich dabei nicht erkennen, | |
so Bätzing - Ost und West greifen gleich gerne zur Flasche. Und die Kinder | |
von Arbeitslosen saufen auch nicht mehr als das betuchte Akademikerkind. | |
Problematisch ist aber nicht nur das Trinkverhalten der Minderjährigen. | |
Laut Bätzing ist es auch ein "unterschätztes Problem", dass schwangere | |
Frauen sehr oft nicht vom Alkohol lassen. Laut dem Bericht ist Saufen die | |
häufigste Ursache für vermeidbare Missbildungen bei Kindern. Etwa 10.000 | |
Babys pro Jahr leiden an den Folgen des Alkoholkonsums ihrer Mütter. Rund | |
4.000 Babys haben gar ein "fetales Alkoholsyndrom" - sind also oft | |
lebenslang körperlich geschädigt oder geistig behindert, nur weil ihre | |
Mütter sich als Schwangere regelmäßig betrunken haben. | |
Bleibt die Frage, ob eine Bundesdrogenbeauftragte gegen Komasaufen und Co. | |
überhaupt etwas unternehmen kann. Wie schwer es ist, das Trinkverhalten der | |
Jugendlichen staatlich zu lenken, zeigt das Beispiel der Alkopops. | |
Begeistert feierte die Politik 2004 ihren Vorstoß, die hochprozentigen | |
Mischgetränke mit einer Sondersteuer zu belegen. Und tatsächlich zeigt der | |
aktuelle Bericht: Alkopops sind fast verschwunden. | |
Die Lage aber hat sich damit kaum gebessert. Die starken Trinker unter den | |
Teenies wählen einfach andere Getränke. Derzeit sind Mixvarianten mit Bier | |
oder Wein sehr beliebt. | |
So versucht sich die Drogenbeauftragte nun an Konzepten abseits neuer | |
Steuern und Gesetze. Ihre jüngste Idee ist es, bis Jahresende ein | |
"nationales Aktionsprogramm" zu entwerfen, der die Alkoholwerbung in den | |
Fokus nimmt. Ob dies mehr ist als eine wohlklingende Idee, muss sich erst | |
noch erweisen. | |
6 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Cosima Schmitt | |
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