# taz.de -- Lunkewitz meldet Insolvenz an: Großer Knall beim Aufbau-Verlag | |
> Der Verleger Bernd Lunkewitz meldet eine Insolvenz an, die seine eigene | |
> Geschäftsführung offenbar für abwendbar hält. Was wird aus dem | |
> traditionsreichen Verlagshaus? | |
Bild: Bernd F. Lunkewitz. | |
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass der Aufbau-Verlag das letzte Mal | |
für größeres Aufsehen sorgte. Von finanziellen Schwierigkeiten war die | |
Rede, von Entlassungen, Investorensuche. Verleger Bernd Lunkewitz, von | |
Hause aus Immobilieninvestor, hatte das traditionsreiche Verlagshaus der | |
ehemaligen DDR, das 1945 in Berlin gegründet wurde, 1991 von der Treuhand | |
erworben und es - nicht zuletzt durch erhebliche Investitionen aus seinem | |
Vermögen - zu einem der angesehensten mittelgroßen Verlage im | |
wiedervereinigten Deutschland gemacht. | |
Es sei nur ganz natürlich, sagte Lunkewitz, dass er sich in seinem Alter | |
(er ist Jahrgang 1947) nach einem tragfähigen Zukunftsmodell umschaue. | |
Mitarbeiter von Aufbau versuchten damals zu vermitteln, dass es sich um | |
übliche Umstrukturierungsprozesse handeln würde. | |
Man hatte das alles schon als Blättergeraschel im Sommerloch verbuchen | |
wollen, als vor einigen Wochen eine alte Frage wieder hochkochte: Nach fast | |
13 Jahren entschied der Bundesgerichtshof, dass die Treuhand, von der | |
Lunkewitz seinerzeit den Verlag erworben hatte, niemals im Besitz des | |
Verlags gewesen ist. | |
Das hat nun die absurde und zugleich fatale Folge, dass etliche Rechte und | |
Lizenzen, die mehr als ein Jahrzehnt von der Aufbau Verlags GmbH vertrieben | |
worden sind, gar nicht von ihr hätten verkauft werden dürfen. Die wahren | |
Eigentümer werden nun Schadensansprüche geltend machen können, die den | |
Verlag in den Ruin treiben können. | |
Umgekehrt hat auch Lunkewitz über Jahre hinweg in ein Unternehmen | |
investiert, das ihm nicht gehört. Von 27 Millionen Euro ist die Rede. | |
Dieses Geld wolle er sich bei der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte | |
Sonderaufgaben, der Nachfolge der Treuhand, zurückholen, sagte Lunkewitz | |
unlängst. | |
Am Freitag nun die Überraschung: Lunkewitz gibt eine - mit der | |
Geschäftsführung von Aufbau nicht abgestimmte - Meldung über die Insolvenz | |
des Verlags heraus. Die Geschäftsführung reagierte mit einer zweiten | |
Meldung, in der man Lunkwitz Auffassung vom Verlag als "leere Hülle" nicht | |
teilen will und zur Kenntnis nimmt, dass der "bisherige Verleger" ganz | |
offensichtlich "seinen Zusagen über eine Freistellung des Verlages von den | |
Ansprüchen gegen die Treuhand sowie über die Finanzierung des Verlages | |
nicht stehen" will. In der Pressemitteilung der Geschäftsführung fällt | |
außerdem der Satz, dass "sie in weiten Teilen die Rechtsauffassung des | |
ehemaligen Verlegers nicht teilen kann". Der sachliche Hintergrund: Die | |
Rechte, die Aufbau seit der Wende erworben hat, bleiben ja auf jeden Fall. | |
Und in die Umgangssprache übersetzt: Man fühlt sich von Lunkewitz | |
verschaukelt. | |
Zwar gibt man sich erst mal kämpferisch gegen diesen Alleingang von | |
Lunkewitz. Bis Montag aber ist man in der Geschäftsführung des Verlags zu | |
keinen weiteren Auskünften bereit. Wenn man im letzten Jahr von einem | |
schleichenden Abbau sprach, dann ist die Insolvenzmeldung jetzt der große | |
Knall. Unklar bleibt dabei, warum Lunkewitz jahrelang weiter in den Verlag | |
investierte und Lizenzen vertrieb, wenn er angeblich von der | |
Unrechtmäßigkeit des Unternehmens überzeugt war. Und unklar ist auch, warum | |
er nun jetzt eine Insolvenz anmeldet, die seine eigene Geschäftsführung | |
offenbar für abwendbar hält. Die Frage steht im Raum: Bringt Lunkewitz | |
seinen Verlag nun in die Rolle eines Bauernopfers, um sich selbst ohne | |
weiteres Federlesen aus ihm herausziehen zu können? | |
Da herrscht Klärungsbedarf. Die wirklich große Frage ist aber: Was wird mit | |
dem Aufbau-Verlag? | |
30 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Wiebke Porombka | |
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