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# taz.de -- Stadtbad Oderberger Straße: Senat lässt Stadtbad weiter bröckeln
> Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt kein Geld für den Umbau
> des Bads in der Oderberger Straße. Damit sind die Pläne der Stiftung
> Denkmalschutz, die Schwimmhalle wieder zu nutzen, gescheitert.
Eigentlich sollten die Sanierungsarbeiten im Stadtbad Oderberger Straße
schon seit Januar in vollem Gange sein. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin
wollte das Haus in Prenzlauer Berg wieder als Schwimmbad nutzen, es dafür
komplett sanieren und zusätzlich ein Dreisternehotel eröffnen, das Menschen
mit Behinderung Arbeit geboten hätte, erklärt der Stiftungsvorsitzende
Volker Härtig.
Doch daraus wird nichts. Wie erst jetzt bekannt wurde, ließ die
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Träume der Stiftung schon Ende
Februar platzen. 2,5 Millionen Euro hatte die Stiftung im September 2007
bei der Senatsverwaltung für die Sanierung beantragt. Die wies den Antrag
jedoch zurück, da die Mittel für den Denkmalschutz bis 2010 ausgeschöpft
sind, erklärt Manuela Damianakis, die Sprecherin von
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Außerdem habe die
Stiftung keine öffentliche Ausschreibung durchgeführt. Deswegen sei der
Antrag ungültig.
Härtig kann diese Argumentation nicht verstehen. Die Stiftung habe ein
Angebot von einem Baukonzern bekommen, der das Bad für 18 Millionen Euro
erneuern wollte. "Das Festangebot wurde mit der Verwaltung abgesprochen.
Ich kann nicht begreifen, dass der Antrag nicht mehr rechtens ist", empört
sich Härtig. Damianakis antwortet auf diesen Vorwurf, dass auch über eine
Ausschreibung der gleiche Baukonzern hätte ausgewählt werden können. Da die
Ausschreibung umgangen wurde, wären die Vergabe von Mitteln rechtlich nicht
möglich gewesen.
Der Vorsitzende der Stiftung Denkmalschutz vermutet, die Stadtsenatorin
wollte nicht riskieren, dass sich das Stadtbad zu einer Art zweitem
Tempodrom entwickeln könnte. Ihr Amtsvorgänger Peter Strieder (SPD) hatte
2004 seinen Posten vor allem deswegen verloren, weil die Baukosten für den
Neubau der Konzerthalle am Anhalter Bahnhof 30 Millionen Euro betrugen -
fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant. "Junge-Reyer will
Bürgermeisterin werden und kann sich so eine Panne nicht erlauben", mutmaßt
Härtig.
Das 1902 eröffnete Stadtbad Oderberger Straße wäre eine ähnliche
Großbaustelle. Derzeit durchziehen Risse das Becken und die Wände der
Neurenaissance-Halle in dem Stadtbad. 1986 musste das Becken wegen seines
maroden Zustandes geschlossen werden. Bis Mitte der 90er-Jahre wurden die
Wannenbäder noch genutzt. Seither finden in der Halle Konzerte und
Ausstellungen statt.
Seit der Schließung gab es immer wieder Bemühungen, das Haus als Schwimmbad
wiederzueröffnen. So versuchte eine Genossenschaft bis 2006, das Geld für
die Sanierung aufzutreiben. Sie scheiterte, auch an strikten Vorgaben der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, und übertrug das Bad schließlich der
Stiftung Denkmalschutz.
"Wir fangen jetzt bei null an, alles ist wieder offen", erklärt Härtig.
Mitte Mai traf sich Härtig mit Junge-Reyer - er wollte offenbar retten, was
zu retten war. Doch die Senatorin habe erklärt, dass frühestens 2011 wieder
Geld für die Sanierung zur Verfügung stünde. Die Stiftung, die auf
zahlreichen Großplakaten in der Stadt mit dem Oderberger Bad wirbt, kann
jetzt entweder andere Investoren suchen, das Bad verkaufen oder dem
Liegenschaftsfonds zurückgeben. Optimistisch ist Härtig nicht: "Ich habe
das alles schon durchgerechnet. Ohne den Verwaltungszuschuss sind wir
aufgeschmissen." Im April verpachtete die Stiftung das Bad an die
Eventagentur "Fast Forward Communication", um die Instandhaltungskosten von
30.000 Euro pro Jahr zu erbringen. Bis Mai 2009 läuft der Pachtvertrag, so
lange hat die Stiftung Zeit, sich etwas einfallen zu lassen.
Unterdessen fordert Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) den
Senat auf, die Sanierung des Bades zügig voranzutreiben. Nach jahrelangem
Engagement der Bürger des Bezirks sei es an der Zeit, dass auch das Land
Verantwortung für das Stadtbad übernehme, sagte Thierse am Donnerstag. Das
Bad liegt in seinem Wahlkreis.
19 Jun 2008
## AUTOREN
Lukas Dubro
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