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# taz.de -- US-Kandidaten streiten über Außenpolitik: Obama nennt Gründe fü…
> Mit einer viel beachteten außenpolitischen Rede hat Präsidentenkandidat
> Barack Obama versucht, vor seinen Auslandsreisen sein Profil zu schärfen.
Bild: "Irak wird kein perfektes Land werden": Barack Obama
WASHINGTON taz "Blauäugig", "unerfahren" und geradezu "gefährlich" trudele
Barack Obama durch die Weltpolitik, wirft der republikanische
Präsidentschaftsbewerber John McCain seinem demokratischen Konkurrenten
vor. Doch am Tag nach Obamas außenpolitischer Strategie-Rede im Fernsehen
schickt US-Präsident George W. Bush erstmals einen Spitzendiplomaten nach
Genf, um in der europäischen Runde mit Iran zu reden - und praktisch mit
dem Satan selbst an einem Tisch zu sitzen. Das Timing mag Zufall sein, aber
inhaltlich bringt offenbar schon der Wahlkampf die US-Außenpolitik in
Bewegung.
Treibender Faktor sind dabei Obamas Ankündigungen, den Auftritt der
Supermacht in der Welt zu verändern. Verziert von zwei US-Flaggen im Rücken
und einem Stars-and-Stripes-Pin am Revers versprach Obama am Dienstag via
CNN, er werde "eine entschlossene, smarte und prinzipienfeste Strategie für
unsere nationale Sicherheit entwerfen". Das bedeute eine Außenpolitik, "die
anerkennt, dass wir Interessen über Bagdad hinaus haben. In Kandahar und
Karatschi, in Tokio und London, in Peking und Berlin."
Fünf große Ziele nimmt sich Obama vor, "um Amerika sicherer zu machen": Den
Irakkrieg beenden. Al-Qaida und die Taliban besiegen. Nuklearwaffen und
-material vor Terroristen und Schurkenstaaten sichern. Eine globale
Energiepolitik forcieren. Und die USA mittels "soft power", nämlich 50
Milliarden Dollar Entwicklungshilfe pro Jahr, einer Stärkung der Vereinten
Nationen und einer besseren internationalen Kooperation wieder zu einem
beliebten Bündnispartner zu machen.
Gemäß den vorrangigen Interessen des US-amerikanischen Publikums
konzentriert sich Obama dabei weder auf die verbesserungswürdigen
transatlantischen Beziehungen noch auf die schwelende Krise mit dem Iran,
sondern ganz auf die akuten Kriege im Irak und in Afghanistan. "Als
Präsident werde ich meinen Militärs einen neuen Auftrag erteilen - den
Krieg im Irak zu beenden", sagt er. Denn: "Irgendwann muss man sich
entscheiden. Irak wird kein perfektes Land werden, und die USA haben keine
unbegrenzten Mittel, um es in eins zu verwandeln." Das im "Kampf gegen den
Terror" überdehnte US-Militär will Obama viel mehr auf Afghanistan
konzentrieren, weil dort und im Grenzgebiet mit Pakistan die eigentliche
Terrorgefahr lauere. Und weil diese internationale Mission auch den
US-Wählern ungleich sinnvoller erscheint. "Afghanistan hat Probleme, weil
wir durch den Irakkrieg abgelenkt sind. Unsere Truppen und die
Nato-Verbündeten kämpfen dort heroisch, aber wegen unseres Engagements im
Irak fehlt es an Ressourcen." Der Krieg gegen die Taliban und al-Qaida sei
aber nur in Afghanistan zu gewinnen, bekräftigte Obama, der bereits
angekündigt hat, 10.000 Soldaten mehr an den Hindukusch zu schicken.
Seinen Plan, als Präsident die US-Truppen binnen 16 Monaten aus dem Irak
nach Hause zu holen, wiederholte Obama diesmal nicht. Sein Kontrahent
McCain findet diesen Zeitplan "unverantwortlich". Der Vietnamkriegsveteran
giftete auch am Dienstag, Obama verfolge eine "Strategie der Niederlage"
und fälle Urteile, obwohl er seit Jahren nicht mehr im Irak gewesen sei und
sich ein Bild von all den Fortschritten gemacht habe, die man mit einem
übereilten Rückzug nicht aufs Spiel setzen dürfe. "Ich weiß, wie man Kriege
gewinnt! Und wir gewinnen im Irak!", sagte McCain, der die US-Truppen
mindestens bis 2013 dort behalten will. Allerdings erwägt nun selbst die
Bush-Regierung, die geplante Truppenreduzierung zu erweitern und zu
beschleunigen.
McCain kündigte nun seinerseits an, 12.000 Soldaten mehr nach Afghanistan
schicken zu wollen; ohne zu präzisieren, wo er die abziehen will. Seine in
Europa populären Forderungen nach einem Rüstungskontrollvertrag mit
Russland, das er allerdings gleichzeitig aus den G 8 ausschließen will,
sowie für die Abschaffung taktischer Nuklearwaffen in Europa und eine
Stärkung des Atomwaffensperrvertrages hat McCain schon länger nicht mehr
erwähnt.
Präsident Bush begrüßte nun Obamas Reisepläne nach Europa, Irak und
Afghanistan und sagte, "dies wird ihm helfen, die Realitäten zu verstehen".
Bush ermunterte ihn, insbesondere den Generälen aufmerksam zu lauschen.
KARIN DECKENBACH
17 Jul 2008
## AUTOREN
Karin Deckenbach
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