# taz.de -- Treffen der Hochbegabten: "Motto: Enterbrainment" | |
> Warum sind unter den intelligentesten Menschen der Welt im Mensa-Club so | |
> wenig Frauen? Mensa-Mitglied Christine Warlies versucht eine Erklärung. | |
Bild: Beim Treffen in der Minderheit, als Fotomotiv aber beliebt: hochbegabte F… | |
taz: Frau Warlies, sind Sie selbst eigentlich hochbegabt? | |
Christine Warlies: Ja, das ist die Zugangsvoraussetzung, um bei Mensa | |
Mitglied zu werden. Jeder hat bei uns oder einem Psychologen einen IQ-Test | |
abgelegt und befindet sich unter den oberen zwei Prozent. | |
Und wann haben Sie festgestellt, dass Sie dazugehören? | |
Ich hatte das Glück, dass es bei mir schon zu meiner Schulzeit festgestellt | |
wurde. Ich bin in Berlin aufgewachsen, und als ich aufs Gymnasium kam, | |
wurden alle Schüler auf Hochbegabung getestet. | |
Warum sind Sie Mensa-Mitglied geworden? | |
Es gibt die populäre Fehleinschätzung, man müsse in den Verein eintreten, | |
weil man sonst keinen Freund hätte. Das stimmt natürlich nicht. Es macht | |
einfach wahnsinnig Spaß, mit Leuten zu sprechen, die im gleichen Tempo | |
denken. | |
Wie ist denn die geschlechtliche Gewichtung bei Mensa? | |
Etwa zu 70 Prozent Männer, zu 30 Prozent Frauen. Frauen setzen sich oft gar | |
nicht mit der Frage auseinander, ob sie intelligent sind oder nicht. Sie | |
haben diese gewisse "hands on"-Mentalität, machen ihre Arbeit und halten | |
das, was sie leisten, für ganz normal. Wir kennen das aus der Wirtschaft, | |
Frauen bekommen für den gleichen Job in der Regel weniger Geld. Deshalb | |
fände ich es sehr positiv, wenn mehr hochbegabte Frauen erfahren würden, | |
dass sie etwas ganz Besonderes können. Dazu muss man sein eigenes Potenzial | |
erst einmal erkennen, und dabei kann einem zum Beispiel ein Intelligenztest | |
helfen. | |
Werben Sie konkret um Frauen als Mitglieder? | |
Wir werben überhaupt nicht um Mitglieder. Unsere Aufgabe ist es, | |
hochintelligente Menschen zusammenzubringen. Wofür ich werbe, ist, dass die | |
Leute erkennen, wo ihr Potenzial liegt. | |
Aus welchem Grund haben Sie nun die internationale Konferenz in Köln | |
organisiert? | |
Es ist vor allem der Spaß an der Freude. Ich liebe es, internationale | |
Kontakte zu knüpfen, ich finde die Lebensläufe, die Geschichten, die | |
Vorträge von Leuten aus ganz Europa spannend. Außerdem kann ich so mein | |
Netzwerk ausweiten. | |
Worüber wird auf der Veranstaltung gesprochen? | |
Unser Programm geht von Wissensveranstaltungen über hochbegabtenspezifische | |
Themen bis hin zu unterhaltenden Veranstaltungen. Unser Motto ist | |
"Enterbrainment", sprich Entertainment plus etwas fürs Gehirn. Beides darf | |
nicht zu kurz kommen. | |
Hat das Ganze eine Art Selbsthilfegruppencharakter? | |
Nein, die Besucher treibt vielmehr dieser Wissensdurst, den Hochbegabte | |
auszeichnet. Das ist ein wesentlicher Teil einer neuen Definition von | |
Hochbegabung bei Erwachsenen: der Wunsch nach kontinuierlichem Lernen. | |
Gibt es nationale Unterschiede im Umgang mit dem Thema? | |
Es gibt Länder, die mit Hochbegabung und dem damit assoziierten | |
Elitegedanken anders umgehen als wir. Die skandinavischen Länder sind bei | |
der Hochbegabtenförderung im frühkindlichen Bereich sehr weit vorn, auch | |
die Amerikaner haben schon viel geleistet. Deutschland ist aber auf einem | |
ganz guten Weg. | |
INTERVIEW DÖRTE SCHÜTZ | |
31 Jul 2008 | |
## TAGS | |
Kindesmissbrauch | |
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