# taz.de -- Umwelt: Genmais schadet Imkern | |
> Brandenburgs Imker fürchten die Verunreinigung ihres Honigs mit | |
> Genmais-Pollen. Dadurch wird der Honig unverkäuflich. Womöglich | |
> verbreiten die Bienen die Pollen auch noch auf angrenzende Felder. | |
Bienen und Imker in Brandenburg haben zurzeit viel Stress: Für die Bienen | |
ist der Sommer fast vorbei. Sie müssen sich beeilen, genug Blütenpollen zu | |
sammeln, um gesund über den Winter zu kommen. Das erklärt Lothar Lucke vom | |
Brandenburger Imkerverband. "Wegen der großen Trockenheit finden sie | |
zurzeit außer beim blühenden Mais kaum Pollen." | |
Aber auch Bio-Imker Fabian Lahres aus Waldsieversdorf ist unter Druck: Weil | |
in der Nachbarschaft seiner Imkerei der Genmais MON 810 angebaut wird, muss | |
er seine 150 Bienenvölker bis zu 25 Kilometer entfernt aufstellen. Er hat | |
Angst um seinen Honig. | |
Imker Lahres fährt daher regelmäßig weite Strecken zu seinen Völkern im | |
Exil. Das kostet ihn zusätzlichen Lohn und Sprit. Schlimmer sei allerdings | |
die ständige Existenzangst, erklärt er: "Sollten in meinem Honig | |
Genmaispollen nachgewiesen werden, kann ich ihn nicht mehr verkaufen". | |
Die Gefahr habe gerade erst ein Gerichtsurteil im bayrischen Augsburg | |
gezeigt. Die Richterin habe fesstgestellt, dass sich Imker strafbar machen | |
können, die Honig mit Pollen des Genmaises verkaufen, so Lahres. Er | |
befürchtet daher, dass er die Berufsimkerei irgendwann aufgeben muss. | |
Außerdem besteht die Gefahr, sagt er, dass Imker haften müssen, wenn ihre | |
Bienen den Pollen von Genmais in konventionelle Maisfelder übertragen. | |
Im gentechnisch veränderten Mais MON 810 ist ein Gift enthalten, das | |
gezielt dem Maiszünsler - einer Schmetterlingsart - den Garaus machen soll. | |
Für den menschlichen Verzehr ist der Genmais nicht zugelassen. Trotzdem | |
können kleine Mengen von Blütenpollen über den Honig in die Nahrung | |
gelangen. Die Folgen sind bisher nicht bekannt. | |
Brandenburg liegt deutschlandweit an der Spitze beim Anbau von Genmais. Mit | |
1.200 Hektar befinden sich hier 40 Prozent aller deutschen Anbauflächen. | |
Damit blüht der Genmais allerdings nur auf weniger als einem Prozent der | |
gesamten Ackerfläche des Bundeslandes. | |
Gleichzeitig ist Brandenburg führend in der Biolandwirtschaft und hat die | |
höchste Dichte an Naturschutzgebieten. Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) | |
ist über den Genmais gar nicht glücklich. Daher hat er im Mai eine | |
Richtline erlassen, wonach beim Anbau von Genmais 800 Meter Mindestabstand | |
zu Naturschutzgebieten eingehalten werden müssen. Andere Bundesländer | |
sperren sich bisher, ähnliche Regeln einzuführen. Deshalb wird die Haltung | |
Brandenburgs von Naturschützern begrüßt. Den Brandenburger Imkern nützt der | |
Erlass wenig. | |
"Bienen haben einen Flugradius von bis zu zwöf Kilometern. Das sind | |
unendlich viele Flurstücke", sagt Fabian Lahres. Als Imker habe man fast | |
keine Chance zu garantieren, dass in der Einflugschneise kein Genmaisfeld | |
liegt, zumal Genbauern bei den vorgeschriebenen Standortregistern manchmal | |
falsche Flächen angeben würden. | |
Fabian Lahres hatte bereits letztes Jahr in einem Eilverfahren gegen den | |
Anbau von Genmais geklagt. Das zuständige Gericht hat das Eilverfahren | |
allerdings abgelehnt. Seitdem wartet Lahres auf einen neuen | |
Verhandlungstermin. | |
Was die Brandenburger Imker besonders aufregt ist: Nicht der Genbauer muss | |
aufklären, wo er anbaut. Vielmehr ist der Imker verpflichtet ist, sich zu | |
informieren. "Die Dinge stehen auf dem Kopf, da tickt eine Zeitbombe", | |
findet daher auch Lothar Lucke vom Imkerverband. In Brandenburg gebe es | |
etwa 2.000 Hobbyimker und 10 Profis. Wieviele der Imker durch eine | |
Verunreinigung gefährdet sind, sei außerordentlich schwer zu schätzen, so | |
Lucke. | |
8 Aug 2008 | |
## AUTOREN | |
Till Below | |
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