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# taz.de -- die wahrheit: Begrüßungsschal der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Frau Lama nistet sich beim
> Dalai ein.
Bild: Keiner betet schöner.
Mon cher journal intime …
Dienstag, 19. August
Ich frage mich, wer hier eigentlich die Termine macht. Also ich bin es
nicht. Wir müssen uns unbedingt einen Familienkalender beschaffen, in den
jeder seine Termine einträgt. Nici ist manchmal so ein Schussel! Der
vergisst einfach, dass er schon Königin Rania von Jordanien zum Essen
eingeladen hat, und dann steht auf einmal auch noch Bono (Sänger von U2,
Anm. der Red.) vor der Tür. Nicht genug, dass der mich ständig an Eric
(Clapton, Anm. der Red.) erinnert mit seinem
Coole-Musiker-waschen-sich-eben-nur-ab-und-zu-Look, er ist natürlich auch
Veganer. So ein Ich-rede-die-ganze-Zeit-drüber-Veganer. Nici hatte Königin
Rania zu Ehren extra Kutteln und Austern anrichten lassen. Überflüssig zu
sagen, dass dem Schaf sein Magen weder einfach so aus dem Körper noch die
Muscheln freiwillig von der Felswand gefallen sind. Mein lustiger Ehemann
hat sich nach ein paar Minuten einfach verdrückt und ich saß mit dem
Stinke-Iren und dieser wunderschönen, nach 45 Minuten Veganer-Gelaber
völlig weichgekochten Königin allein da. Zum Glück fand sie ihn aber
irgendwie charmant. Sie hat ihn sogar gefragt, ob sie ihn in ihrem
Hubschrauber nach Hause bringen soll. Die beiden sind tatsächlich gemeinsam
abgedampft. Nici habe ich im Arbeitszimmer wiedergefunden, wo er total
weggetreten Sky-Shooter gespielt hat. Er ist bereits auf Level 13 und
befehligt die Bodentruppen. Na denn.
Mittwoch, 20. August
Vanity Fair ist raus, mit mir als Titelgeschichte. Abgesehen davon, dass
natürlich der ganze Artikel erst mal 3.000 Zeilen lang um Nici geht,
verstehe ich diesen ganzen Bohei um die Fotos nicht. Ehrlich gesagt, ich
finde nicht, dass Annie Leibovitz so toll fotografiert. Also auch nicht
besser als, sagen wir mal, Bryan Adams. Und ehrlich gesagt, hatte sie auch
mal bessere Ideen. Mich aufs Dach vom Élysée zu stellen, ist ja erst mal
ganz hübsch. Aber eigentlich hätte es dann Sinn gemacht, wenn man den
Palast erkennt. Oder zumindest die Stadt und nicht nur zwei olle Dächer
sieht. Wenigstens haben sie den Eiffelturm noch eingebaut, damit man weiß,
dass das nicht Oslo ist oder Tours. Nicht einmal der Himmel liefert ein
dramatisches Schauspiel. Alles grau in grau. Außerdem zürnt es mich, dass
sich niemand an meine Weisungen hält. Ich hatte erlassen, dass meine Fotos
nicht mehr bearbeitet werden dürfen. Und wieder sehe ich aus wie eine
Fratze. Wie eine schreckliche Figur aus "Die Nacht der reitenden Leichen".
Die Fratze auf dem heißen Blechdach.
Freitag, 22. August, abends
Ooooohh, Kreisch!!! Mir ist etwas ganz, ganz Peinliches passiert und ich
kann nur hoffen, dass es nicht gleich die Runde macht. Irgendwie hatten wir
- der Tross und ich -, als wir auf den Dalai Lama warteten, so dies und das
geredet. Über Tibet und das Leben im Exil. Wie es so ist, ohne Heimat zu
sein, ein Leben auf Trebe, quasi. Und irgendwie muss sich da eingenistet
haben, der Dalai hätte eine Frau. Jedenfalls hab ich ihn, als wir für einen
Moment zusammenstanden und darauf warteten, dass die Zeremonie losgeht,
gefragt, ob denn Frau Lama auch noch käme. Da hat mich das Männlein so
entgeistert angestarrt, als wenn ich sie nicht mehr alle hätte. Für einen
Moment habe ich gedacht, der tötet mich mit seinem Silberblick.
Kouchner (franz. Außenminister, Anm. der Red.), der neben mir stand, hat
mir dann in zwei Sätzen den Sachverhalt dargelegt, und liebes Tagebuch, ich
muss Dir ja nicht sagen, wie peinlich mir die Situation war. Ich bin
knallrot geworden und da hat der Lama weise gelächelt und gesagt, es zeige,
wie glücklich ich in meiner Ehe sein müsse, wenn ich das Gefühl habe, einer
allein genüge nicht. Da wollte ich gerade ausholen und ausführen, dass ich
eigentlich gar nicht so der Zweier-Typ bin, sondern die Polygamie vorziehe
und dass das alles überalterte Konstrukte sind, falsche Moral, aber dann
kam der Lama-Sekretär mit dem Begrüßungsschal und wir mussten zum
offiziellen Teil übergehen. Schade eigentlich. Ich wette, der weise Mann
aus dem Orient hätte mich verstanden.
Mein "Free Tibet"-T-Shirt habe ich übrigens doch nicht angehabt, es ist
einfach nicht wieder aufgetaucht.
Samstag, 23. August
Es ist immer noch kein Hoch da. Es regnet seit Tagen. Der arme Nici. Wenn
das so weitergeht, wird er alt und grau sein, wenn "Nicolas" endlich über
Frankreich herrscht und Sonne und Wärme bringt. By the way (ich will jetzt
nicht mehr so viel "Apropos" sagen, sondern lieber "by the way", das klingt
cosmopolitischer), also by the way: Ich glaube, ich hab mir eine Erkältung
geholt, als ich mit Herrn Lama unterwegs war. Ich verstehe nicht, wie der
die ganze Zeit in Flipflops und ohne Jäckchen rumlaufen kann. Hätte ich ihm
nicht gleichtun wollen, wäre ich jetzt nicht so verschnupft. Der ist eben
viel abgehärteter. Dumm auch, dass ich das mit dem Verzicht falsch
verstanden hatte und ohne BH unterwegs war - selbst bei flachen Schuhen
(war ja wieder son Zwerg, konnte ja wieder nichts Hohes anziehen) schuckelt
mein Busen mittlerweile doch sehr.
SILKE BURMESTER
26 Aug 2008
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
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