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# taz.de -- Afrika in Berlin: Der Wedding wird schwarz
> Immer mehr Menschen mit afrikanischen Wurzeln ziehen in das ehemalige
> Arbeiterviertel im Norden Berlins. An diesem Wochenende findet dort
> Berlins erstes Afrikafest statt.
Bild: Die koloniale Vergangenheit: oft verleugnet und vergessen, im Wedding nun…
Afrika ist populär. Festivals schießen wie Pilze aus dem Boden,
Reggae-Musik floriert und die Elefanten des Schwarzen Kontinents schmücken
zahllose Urlaubsfotos. Ursula Trüper begrüß diese Entwicklung. Was die
Historikerin aus dem Wedding stört: "Die Afrika-Welle funktioniert oft ohne
Afrikaner." Nicht im Wedding.
Dort etabliert sich gerade eine lebhafte afrikanische Community. Trüper hat
deshalb das Magazin Afrika im Wedding gegründet und damit auch viele
Bewohner mit einer bisher unbekannten Seite ihres Viertels überrascht. An
diesem Wochenende findet im ehemaligen Arbeiterviertel das erste Afrikafest
Berlins statt. Mit Reggae-Musik, afrikanischem Essen - und mit Afrikanern.
Der Wedding wird schwarz.
Noch ist der afrikanische Wedding vielen Berlinern unbekannt. Das kommende
Fest soll deshalb "Aufklärungsarbeit" leisten. "Wir wollen erst einmal
zeigen, dass überhaupt Afrikaner hier leben", sagt Assibi Wartenberg,
Restaurantbesitzerin und Vorsitzende des Deutsch-Togoischen
Freundeskreises.
Der Verein richtet am Samstag und Sonntag zum ersten Mal das Afrikafest aus
und rechnet gleich mit einem großen Zuspruch. Auf 5.000 Besucher stellt
sich das 30-köpfige Organisationsteam ein. Auf dem Rathausvorplatz in der
Müllerstraße werden am Samstag und Sonntag Trommelklänge hallen, exotische
Düfte werden in der Luft liegen und auch Bezirksbürgermeister Christian
Hanke (SPD) wird als Schirmherr reden.
Doch die zweitägigen Festlichkeiten sollen nur den Auftakt zu einer ganzen
Veranstaltungsreihe bilden, die bis Dezember dauern wird. Dabei werden die
Weddinger Afrika-Wochen in den nächsten Monaten vor allem eine Botschaft
vermitteln: Das Viertel hat mehr zu bieten als Drogendealer am
Leopoldplatz.
Afroshops, Clubs und Restaurants - das afrikanische Leben ist im
Sprengelkiez und im Afrika-Viertel auch im Stadtbild schon deutlich zu
sehen. Selbst ein afrikanisches Magazin mit dem melodischen Namen LoNam hat
sich hier schon niedergelassen.
"Es gibt einen Zusammenhalt in der Diaspora", erklärt Pastor Kingsley
Arthur die Anziehungskraft des Viertels auf Menschen mit afrikanischen
Wurzeln. Die Konzentration von Afrikanern wegen billiger Mieten vor etwa 10
Jahren hatte weitreichende Folgen: "Die Afrikaner ziehen heute in den
Wedding, weil sie wissen: Hier wird ihnen geholfen", so Arthur.
Doch die Afrika-Initiativen wie der Afrikanisch-Deutsche Klub wollen sich
auch mit den Spuren der kolonialen Vergangenheit im Viertel
auseinandersetzten. Denn gerade im Afrikanischen Viertel erinnern die
Lüderitzstraße, die Petersallee und der Nachtigalplatz schon fast ein
Jahrhundert lang auch an ein dunkles Kapitel deutscher Kolonialgeschichte.
Die Straßen tragen die Namen von Schlächtern und Ausbeutern.
Die Magazin-Herausgeberin Ursula Trüper setzt sich gemeinsam mit dem
Afrikanisch-Deutschen Klub für eine Umbenennung ein. Dabei hat die
Historikerin aus dem Wedding auch ein persönliches Motiv. Durch Recherchen
in der deutschen Kolonialgeschichte stieß Trüper auch auf eigene
afrikanische Wurzeln.
Doch die Afrika-Wochen sollen nicht nur die dunkle Kolonialvergangenheit
des Viertels zum Thema haben. Die Veranstalter wollen auch die Integration
der rund 18.000 Afrikaner in Berlin fördern. Damit das erste Afrikafest
auch wirklich afrikanisch ist.
5 Sep 2008
## AUTOREN
Hannes Vollmuth
## TAGS
Wedding
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