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# taz.de -- die wahrheit: Masken der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Heirat mit Hindernissen.
Bild: Es ist nicht leicht für die Première Dame, die Fassade zu wahren, wenn …
Mon cher journal intime …
Dienstag, 9. 9. 2008
Die Presse liest meine Gedanken. Ich weiß nicht, wie sie das macht, ob sie
mit Hochfrequenzgeräten die Funken in meinem Hirn abfängt, ich weiß es
nicht. Ich weiß nur, dass es so nicht weitergeht, ich kann nicht einmal in
Ruhe denken, ohne es anschließend in der Zeitung zu lesen. Dati, die alte
Schlange. Die schwangere Kobra. Es hat keine drei Tage gedauert, bis die
Presse sich das Maul darüber zerriss, ob nicht Nici der Vater ist. Sie
rechnen zurück, wann die Befruchtung stattgefunden haben muss. Prüfen nach,
wo die alte Natter zu dem Zeitpunkt gewesen sein mag, als der große
Unbekannte seinen Samen ergoss. Oder der kleine. Vergleichen ihre Termine
mit Nicis. Genau wie ich. Und kommen, genau wie ich, drauf, dass sie zu
dieser Zeit im selben Gästehaus waren.
Ich bleibe nur so ruhig, weil ich mir ständig was Feines aus Mamans
Apothekerschränkchen reinpfeife. Was ein Glück, dass sie schon seit Jahren
den Überblick über ihre Bestände verloren hat. Sie ist wirklich besser
bestückt als die Apotheke am Gare du Nord. Nici und ich versuchen, den
Alltag so gut wie möglich zu meistern. Er bleibt dabei, dass er es nicht
war. Aber seit er zugegeben hat, dass sie auf der Brüssel-Reise heimlich in
der Toilette des Atomiums geknutscht haben - was lange vor meiner Zeit war,
nämlich zwei Wochen -, sehe ich mein Grundmisstrauen bestätigt. Es fällt
mir sehr schwer, "normal" mit Nici umzugehen. So bin ich momentan sehr
einsilbig ihm gegenüber. Die Tabletten tun ihr Übriges.
Apropos Übriges: Der Papst ist ne totale Pflaume. Ich habe keine Ahnung, ob
der das Gleiche schluckt wie ich oder ob der von seinem Weihrauch so lulle
ist, aber so ein bräsiger Typ! Total lahm im Kopf und null Esprit. Ich kann
auch nicht mehr glauben, dass das n Homo sein soll. Dafür ist der echt zu
ausgedörrt. Der alte Herr hat doch tatsächlich die Trennung von Staat und
Kirche als "bedauerliche Wendung" bezeichnet und Nici aufgefordert, im
Namen Christi "zusammenzuführen, was zusammen gehört". Der tickt doch nicht
mehr ganz richtig. Leider hat Nici ihm das nicht gesagt. Wieder mal ganz
Schleimscheißer hat er entgegnet, das sei eine gute Idee und man könne ja
damit beginnen, eine "Volksbibel" als Postwurfsendung in den Banlieue
verteilen zu lassen.
Mittwoch, 10. 9. 2008
Du wunderst dich wohl schon, liebes Tagebuch, dass ich nichts mehr von
Joseph schreibe. Um ehrlich zu sein, ich habe das Interesse an ihm
verloren. Er ist zwar ein schlauer Kopf, und es ist auch ganz schön, mit
ihm zu reden, aber irgendwie langweilt er mich auch. Ständig kommt er mit
seinen blöden Blumen an und labert mich mit seinen Betrachtungen voll. Der
ist so wenig handfest. Erst habe ich gedacht, wir küssen nicht, weil er so
anständig ist, eine verheiratete Frau nicht anzurühren. Mittlerweile glaube
ich, der will es überhaupt nicht. Ich interessiere ihn nur als Kopf. Als
Charakter. Der hat nur Interesse an der wirklichen Carla, der Carla hinter
der Maske. Ehrlich gesagt, ist mir das zu wenig.
Freitag, 12. 9. 2008
Goldlöckchen (Jean, Sarkozys Sohn aus erster Ehe, Anm. d. Red.) hat
geheiratet. Das Mädel aus dem Elektromarkt. Wenigstens liegt er uns jetzt
nicht mehr auf der Tasche. Ich war auch ganz die brave Stiefmutter und habe
dem jungen Glück eine Überraschung spendiert. Als wir aus dem Standesamt
kamen, standen 101 rosa eingefärbte Tauben bereit, in den Himmel zu fliegen
und die Botschaft der Liebe zu verkünden. Dummerweise ist irgendetwas
schiefgegangen. Als wir vor die Türe traten, lagen 17 schon tot in ihrem
Käfig und 21 sind beim Aufsteigen zu Boden gefallen. Die krümmten sich dann
auf dem Asphalt, Blut trat aus Schnabel und Augen und nach ein paar
Sekunden des Zuckens war es dann auch mit ihnen vorbei. Die, die es auf
Flughöhe gebracht haben, sind wie betrunken durch die Gegend geflogen oder
gegen den nächsten Mast geknallt. Nein, das war nicht schön. Aber alle
haben die tolle Idee gelobt.
Wir haben bei dieser Gelegenheit das zweite in Frage kommende Double für
Nici ausprobiert. Das war natürlich eine vollkommen dämliche Idee, weil man
sehr wohl damit hätte rechnen können, dass Marie-Dominique, Nicis erste
Frau, Jeans Mutter, auch da sein würde. Sie hat leider sofort gesehen, dass
Fabienne Etui, so heißt der Doppelgänger, viel größere Füße hat als der
Präsident, und hat einen Heidenaufstand gemacht, weil sie dachte, Nici
würde sich mal wieder vor seinen Vaterpflichten drücken. Mir tat das für
Monsieur Etui recht leid, denn er hat seine Sache wirklich gut gemacht und
wäre ein perfekter Nici gewesen. Jetzt bleibt nur noch Klaus, ein Busfahrer
aus Deutschland. Er kommt nächste Woche zum Casting.
Marie-Dominique ist übrigens eine total unscheinbare Person. Was Nici an
der gefunden hat, keine Ahnung! Ich habe mich aber prächtig mit ihrem neuen
Mann unterhalten. Ein großer Charmeur und ein Liebhaber teurer Uhren. Ganz
mein Gebiet. Wir treffen uns nächste Woche zum Lunch.
SILKE BURMESTER
16 Sep 2008
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
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