Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- die wahrheit: Kosmopoliten der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: New York, New York.
Bild: In New York verzaubert die Première Dame selbst Michael Douglas und sein…
Mon cher journal intime …
Wir sind gerade in New York angekommen. Zum Glück ist das Wetter gut, denn
Nici und ich wollen jetzt morgens immer joggen gehen. Also zumindest dann,
wenn genügend Presse da ist. Morgen wird Nici den Wiesel-Preis bekommen.
Für flinke Finger. Nein, das ist natürlich nur ein Witz. Für sein
humanitäres Engagement. Keine Ahnung, worauf sich das bezieht. Muss etwas
sein vor meiner Zeit. Ich hoffe, er verkneift sich dumme Sprüche - immerhin
war Elie Wiesel Trauzeuge bei der Hochzeit von Nicis Ex, Cecilia, der alten
Krähe. Zum Glück ist sein Englisch aber immer noch so schlecht, dass er
über "I buy a carrot, he, she, it buys a carrot" selten hinauskommt.
Es ist gut, dass wir ein paar Tage raus sind, aus dieser Republik
gewordenen Provinz Frankreich. Nicht nur, dass die kosmopolitische Luft New
Yorks wie eine Sauerstoffkur auf mich wirkt, die Situation zu Hause wurde
für Nici immer unangenehmer. Zu dem ganzen Ärger um die Kartei, in der
sämtliche Krankheiten und sexuellen Vorlieben der französischen Bürger
festgehalten werden sollten, hat er die Innenministerin (Michèle
Alliot-Marie, Anm. d. Red.) auch noch als "Vollidiotin" bezeichnet. Also
nicht, dass sie das nicht absolut wäre. Aber Freunde macht man sich so
garantiert nicht.
Dienstag, 23. 9. 2008
Wir waren Joggen. Ich sah sehr gut aus. Das sagen alle. Leider sagen aber
auch alle, dass Nici wie ein Volltrottel neben mir wirkt. Sein
Schlabberlook ist aber auch wirklich unvorteilhaft. Von seinem alten Körper
mal ganz zu schweigen. Aber ich kann mich ja nun nicht gehen lassen, fett
werden, das Grau meiner Haare nicht mehr überfärben, das Botox weglassen,
nur damit meine Überlegenheit in puncto Attraktivität geringer wird. Ich
hoffe, dass wenigstens der Wiesel-Termin heute Abend ohne weitere Blamage
über die Bühne geht.
Habe eben einen Anruf aus dem Palast bekommen. Klaus, der Busfahrer aus
Deutschland, steht vor der Tür. Den haben wir total vergessen … Ich frage
mich, ob wir nur von Idioten umgeben sind und ob es zu viel verlangt ist,
dass mal irgendjemand mitdenkt und ein Nici-Double umlenkt, wenn uns ein
wichtiger Termin dazwischenkommt.
Mittwoch, 24. 9. 2008
Frau Rottmier ist ein absoluter Fuchs. Erst habe ich mich doch sehr
aufgeregt, als sie mir empfahl, in einem Kleid aus der Sittenanstalt zum
Wiesel-Abend zu gehen, aber die Frau ist jeden Cent wert! Catherine
Zeta-Jones war angetreten, mir die Show zu stehlen und hatte ihr geliftetes
Dekolleté von einem auberginefarbenen Fummelchen einrahmen lassen.
Irgendwie hatte die Rottmier das spitzgekriegt. Zu Zeta-Jones Pech war ihre
Absicht etwas zu offensichtlich. Und so ist sie dann leider gegen mich im
azurblauen Klosterkittel total abgeschmiert. Tja, Titten sind eben nicht
alles. Wobei meine wie kleine Apfelbällchen auch nur scheinbar unscheinbar
waren …
Richtig leid aber tut sie mir weniger, weil sie beim Dress-Battle abgeloost
hat, als vielmehr, dass sie mit diesem Gesicht des Todes unterwegs ist. Mr.
Douglas ist ja bis zur Leichenstarre gestrafft. Allein die Vorstellung, als
Ehefrau mit dem Sex zu haben und während des Aktes nicht zu wissen, ob der
noch lebt, ist nichts, das ich erleben möchte. Ob der kommt oder gekommen
ist, gerade einen Herzinfarkt hat, ist da ein ewiges Rätsel … Nein, da
möchte ich mit dem Zetachen nicht tauschen.
Freitag, 26. 9. 2008
Habe eben der Presse die neueste Entwicklung zu uns entnommen: Unsere
Beziehung soll fürs Fernsehen verfilmt werden. Da fällt mir gerade ein: Was
ist eigentlich mit dem Kinovorhaben geworden, Tom Cruise als Nici, der
Mut-Bambi, dafür, dass wir gegen alle Widerstände zu unserer Liebe stehen?
Ich muss unbedingt mal nachfragen lassen. Die TV-Serie soll jedenfalls
ausgerechnet nach diesem Schundbuch "Carla und Nicolas - Die wahre
Geschichte" von Valérie Benaïm angelegt werden, das sich auch noch
Tatsachenroman nennt. Von wegen Tatsachen! Wenn jemand die Geschichte von
Nici und mir aufschreiben kann, dann ja wohl ich! Vielleicht sollte ich mal
ein Buch schreiben - über unsere Liebe. So von Anfang an, nicht erst wie
hier im Tagebuch mit der Hochzeit anfangen … na ja, mal sehen, was noch
passiert. Wenn es tatsächlich so kommt, dass ich mich irgendwann länger als
21 Stunden langweile, kann ich da ja noch mal konkret darüber nachdenken.
Samstag, 27. 9. 2008
Nici hat gefragt, ob wir nicht zusammen nach Nordkorea reisen wollten. Er
hätte dort beruflich zu tun, und wir könnten doch das Konzert von Eric
Clapton besuchen … Mein Gott, bleibt mir denn mal wieder gar nichts
erspart? Ich weiß bald nicht mehr, was ich mir noch ausdenken soll, um
seine unpassenden Vorschläge so abzuwehren, dass er nicht ständig beleidigt
ist.
Schrott! Schrott! Alles Schrott! Wieso ist da, wo wir sind, der Trash nicht
weit? Es ist doch tatsächlich Endemol, die die Serie über uns produzieren
will. Das sind dieselben, die "Big Brother" und "Wer wird Millionär"
machen! Was soll das werden? Der Élysée als Containerdorf? Nici als
Telefonjoker? Die können das gar nicht mit Würde umsetzen. Ich werde
rechtliche Schritte einleiten, das prüfen zu lassen. Ach was, prüfen! Ich
werde anregen, dass Nicis Jungs von LVMH Endemol kaufen und plattmachen.
SILKE BURMESTER
30 Sep 2008
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.