Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- die wahrheit: Knusperstangen der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Leben im
> Wachsfigurenkabinett.
Bild: Den alten Fernsehmann aus Walross-Country hat die Première Dame locker u…
Mon cher journal intime …
Ich soll Wachsfigur werden. Ich schäme mich so! Ich hätte nie gedacht, dass
dieses Amt so viel Würdeloses mit sich bringen würde, so viel Erniedrigung
und Schmach. Nicht nur, dass ich wieder Ballerinas tragen muss, in denen
meine Fesseln so unvorteilhaft dicklich aufquellen, ich kann es mir schon
denken, wie sich die Männer neben mir fürs Foto postieren und mit
Anzüglichkeiten nicht geizen. Ich habe meine Bedenken geäußert. Diese
Gedanken hatten sich die Verantwortlichen auch schon gemacht. Nun soll ein
Schild angebracht werden, das "sexuelle Anspielungen rund um Carla Bruni,
die Première Dame, die Musikerin", untersagt.
Aber was, wenn sich einer neben mich stellt und sich in den Schritt greift?
Das machen die Araber doch die ganze Zeit, sich am Sack kratzen. Das juckt
die doch nicht, ob wir Frauen das sehen! So werden sie immer sagen können,
da hätte grad was gezwickt. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das eine gute
Idee finde. Ach Quatsch, ich weiß genau, dass das ein Scheiß-Idee ist. Aber
auf mich hört ja keiner. Auch nicht, was die Größengeschichte anbelangt.
Ich hatte vorgeschlagen, mich einfach tiefer zu stellen. Ein Loch im Boden,
in dem ich stehe, damit ich mit Nicki gleichauf bin. Aber dann würde ich
erst ab den Knien zu sehen sein, sagen die Macher, und das würde auch
komisch wirken.
Dienstag, 30.9.2008
Habe geträumt, es würde jetzt Carla-Schrippen geben. So eine Art
Mini-Baguette mit einem Loch, in das man Knusperstangen stecken kann.
Sesam, Kümmel, Koriander. Das war ganz schrecklich, denn immer, wenn man
versucht hat, eine Stange einzuführen, ist sie abgebrochen. Die eine Hälfte
war drin, die andere draußen.
Das sind meine Ängste. Meine Ängste, ich werde zur Hure der Nation. Diese
Wachssache setzt mir doch sehr zu, diese Verfügbarkeit für jeden
Vollprolet, seine Witze mit mir zu machen. Manchmal wünsche ich mir, alles
wäre wie früher. Papa würde kommen und mich abholen. Ich würde zuhause
etwas Klavier spielen, meiner Schwester ab und zu die Schippe über den Kopf
ziehen und alles wäre gut. Aber so ist es nicht, und so war es auch nie.
Wenn ich nur an die Abende denke, an denen Mama und Papa in die Oper
wollten oder eingeladen waren. Jedes Mal dieser Krach! Wegen ihrer
Flirterei, ihrer Gier, ihrer Abenteuerlust. Schon im Vorwege. Wenn sie dann
nach Hause kamen, hatte Maman gut einen im Tee, Papa war voll wie ne
Haubitze, und all das, was vorher als Aggression da war, wurde in sexuelle
Energie umgewandelt, so dass das ganze Haus was davon hatte. Ich glaube,
der Streit vor dem Event war so eine Art Vorspiel. Die hat ihn den ganzen
Abend über heiß gemacht, in dem sie geflirtet hat, was die Kerle hergaben.
Wenn sie dann zurück waren, ging es ab.
Und mein Leben? Endet im Wachsfigurenkabinett. Ich will gar nicht darüber
nachdenken!
Dienstag, abends
Raphaël ist ein Dreckskerl (Raphaël Enthoven, Vater ihres Sohns Aurélien,
Anm. d. Red.) Ich kann ja verstehen, dass er sauer auf mich ist. Aber ich
hatte immer gedacht, dass er, der Philosoph, über den Dingen stünde, dass
er dieses Hickhack, dieses Jeder zieht jeden in den Schmutz, das wir hier
betreiben, nicht mitmacht. Genug, dass seine Ex, der ich ihn ausgespannt
habe, ein fieses Buch über mich schreibt, dass sein Vater, den ich
seinetwegen verlassen habe, ein mieses Buch über mich schreibt, aber dass
er nun in seiner Philosophen-Sendung auf Arte ein unvorteilhaftes Foto von
Nici zeigt, finde ich echt unter der Gürtellinie. Noch dazu beim Thema
"Profanisierung von Macht". Ich weiß wirklich nicht, wo da die Verbindung
ist!
Mittwoch, 1. 10. 2008
Ich bin total schlecht drauf. Irgendwie bin ich total geladen. Keine
Ahnung, warum. Vielleicht bekomme ich schon wieder meine Scheiß-Tage. Meine
Mutter ist auch eine absolut blöde Kuh. Und die von Nici erst recht. Ruft
ständig an. Ungarische Hackfresse.
Freitag, 3. 10. 2008
Habe Joseph heute im Garten gesehen. Habe mir ja einzureden versucht, er
interessiere mich nicht, sei ein Langweiler, eine Labertasche. Ich glaube,
das war nur der Versuch, ihn mir auszureden. Natürlich will ich ihn noch.
Natürlich ist er heiß. Und wie! Ich habe einen kleinen Schwächeanfall
vorgetäuscht, damit er mich auffängt. Nur leider war Nicis Sekretär
schneller. Keine Ahnung, wo der herkam, der Vollidiot. Ich hätte, ehrlich
gesagt, mal wieder Lust auf Sex. Muss auch gar nicht im Bett sein.
Sonntag, 5. 10. 2008
Alle sagen, ich war gut. Mein Auftritt in Walross-Country, in "Wetten, dass
…?", war voll überraschend. Das Klein-Mädchen-Schema hat total gezogen,
alle sagen, wie charmant ich war (dabei war ich in Wirklichkeit einfach nur
langweilig), und mein Tristesse-Look ist auch gut angekommen. Ich habe mir
vorhin die Aufnahmen angesehen. Ich finde mein Gesicht etwas zu starr. Eine
einzige weiße Fläche mit zwei Schlitzen, um die herum sich nichts tut. Ein
bisschen sehe ich aus wie der Mond. Oder als würde ich Cortison nehmen.
Muss mal mit Professor Bernard reden, ob das so sein muss.
Morgen, Montag, kommt Klaus, das Nici-Double aus Deutschland. Ich hoffe,
dass bis dahin wenigstens mein Sodbrennen verschwunden ist.
7 Oct 2008
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.