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# taz.de -- Entlassungen bei Hamburg-Mannheimer: Tschüs, Herr Kaiser!
> Ergo-Versicherungsgruppe will bei der Hamburg-Mannheimer und weiteren in
> Hamburg ansässigen Unternehmen hunderte Stellen streichen. Der
> Betriebsrat macht gegen die drohende Kündigungswelle mobil und trifft
> sich heute mit der Konzernspitze.
Bild: Wars das, Herr Kaiser? Nach über 35 Jahren Betriebszugehörigkeit droht …
Herrn Kaiser ist das Lachen vergangen. Dem telegenen Außendienstmitarbeiter
der Hamburg-Mannheimer, Idealtyp des freundlichen Versicherungsvertreters,
droht die Arbeitslosigkeit. Der Grund: Die Konzernmutter Ergo will in ihren
diversen Unternehmen bis 2010 fast 2.000 der bundesweit 20.000 Stellen
einsparen, um die Rendite zu steigern. Betroffen sind in Hamburg neben der
Hamburg Mannheimer (rund 2.400 Mitarbeiter) auch die Victoria
Krankenversicherung (500 Mitarbeiter) und die Itergo GmbH (etwa 300
Mitarbeiter), der zentrale IT-Dienstleister der Ergo-Versicherungsgruppe.
Laut Ergo-Betriebsrat müssen "mehrere hundert" Hamburger Ergo-Mitarbeiter
um ihren Job fürchten. Betroffen seien voraussichtlich vor allem die
Bereiche Außendienst und Service. Düstere Aussichten für Herrn Kaiser und
seine Kollegen. Zudem plant das Unternehmen nach Informationen der taz,
aufgrund einer konzerninternen Umstrukturierung einer noch unbekannten Zahl
von Mitarbeitern des Hamburger Standorts einen Umzug nach Düsseldorf
"nahezulegen", wo sich die Ergo-Konzernzentrale befindet.
In einer gemeinsamen Resolution beklagen die rund 150 Betriebsräte der
verschiedenen Ergo-Unternehmen, die Versicherungen der Ergo-Gruppe
zeichneten sich schon ohne den geplanten Personalabbau vielfach durch
"mangelnden Service und fehlende Ansprechpartner" negativ aus. Denn in den
vergangenen Jahren habe der Ergo-Konzern bundesweit bereits mehr als 1.000
Arbeitsplätze abgebaut. Während allein in diesem Jahr rund eine Milliarde
Euro Dividende an den Hauptaktionär der Ergo, die Münchner Rück,
ausgeschüttet wurden, müssten nun tausende Mitarbeiter um ihren Job
fürchten.
Am heutigen Donnerstag trifft sich die Ergo-Spitze erstmals mit dem
Gesamtbetriebsrat, um über die von ihr angestrebte Streichung von 1.570
besetzten und 360 derzeit unbesetzten Stellen zu sprechen. Der Betriebsrat
sieht sich unter einem "unangemessenen Verhandlungsdruck" und fordert eine
"ergebnisoffene Diskussion sowohl über "das Volumen der Einsparungen als
auch der Zeiträume der Umsetzung". Zudem beklagen die Betriebsräte in ihrer
gemeinsamen Resolution, dass "sich unsere Belegschaft von ihren Vorständen
unverstanden und in ihren Interessen weitestgehend ignoriert" fühle.
In der Düsseldorfer Ergo-Zentrale hüllt man sich noch darüber in Schweigen,
wie viele Arbeitsplätze in Hamburg abgebaut werden sollen. "Die geplanten
Personaleinsparungen sind noch nicht nach Unternehmen aufgefächert", sagt
die Konzern-Sprecherin Petra Wahedi. Zunächst müssten "die Beschlüsse des
Vorstandes mit den Mitbestimmungsgremien verhandelt" werden.
Klar aber sei, so Wahedi, "dass alle Ergo-Versicherungsunternehmen in
Deutschland" von den Stellenstreichungen betroffen seien, die Hamburger
Standorte also nicht ausgespart blieben. "Voraussichtlich bis Ende des
Jahres" könne die Konzernleitung mitteilen, welche Unternehmen in welcher
Größenordnung von dem Personalabbau betroffen seien. Insgesamt rechnen die
Ergo-Manager mit einem Einsparvolumen von 180 Millionen Euro jährlich durch
die jetzt geplante "Mitarbeiterfreisetzung."
Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Rose kritisierte auf Anfrage der der taz,
dass hier "ein Unternehmen nur auf immer höhere Renditen schielt und
keinerlei Verantwortung für die Mitarbeiter übernimmt, die es aufgebaut
haben". Die gewerkschaftspolitische Sprecherin der Hamburger
Linkspartei-Fraktion, Kersten Artus, ergänzt, dass die Münchner Rück, die
94,7 Prozent der Ergo-Anteile hält, "trotz schwieriger Zeiten auf den
Finanzmärkten Gewinne in Milliardenhöhe" erwirtschafte und angekündigt
habe, "bis 2010 über acht Milliarden Euro an die Aktionäre" auszuschütten.
Erwirtschaftet würden diese Gewinne, "von denjenigen, deren Arbeitsplätze
nun geopfert werden sollen." Artus: "Gegen Hartz IV und
Langzeitarbeitslosigkeit gibt es kein Versicherungsangebot der Münchner
Rück".
8 Oct 2008
## AUTOREN
Marco Carini
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